Hello Again,
wir sind wieder zurück aus der Wüste 🙂
Hier ein kleiner Einblick in unsere letzten beiden Tage.
Vorgestern ging’s also los mit dem Jeep vorbei an einem tollen Mausoleum in Richtung Wüste. Beeindruckend fanden wir neben den alten Grabdenkmälern die Windparks, die hier am Wüsteneingang errichtet wurden…
Ein paar Kilometer weiter haben wir dann umgesattelt auf die Kamele. Einmal in Marokko hatte ich bereits das Vergnügen, damals bin ich aber nur 45 Minuten geritten. 2 Tage ist da schon eine andere Hausnummer. (@ Simi & Frank: Ihr wisst, wovon ich spreche).
Wir zogen also weiter durch die karge Landschaft zusammen mit Naru, unserem Kamelführer, mit Peacock, Rocket und Jonny Walker – den drei Kamelen.
Meins war Jonny Walker 🙂
Stunde um Stunde ritten wir vor uns hin und trällerten irgendwann von Schlager über Apres Ski und Karnevalsmusik bis zu einschlägigen Kirchenliedern alles vor uns hin. Ob der Applaus unseres Kamelführers nur Höflichkeit war, werden wir wohl nie herausfinden. Unser Angebot, dass er jederzeit Stop sagen kann, hat er jedenfalls nicht in Anspruch genommen. 🙂
Mittags gab’s jeweils Lunch unter einem Baum im Schatten und nach einem Chai bekochte uns Naru mit Chilli und selbstgebackenem Brot. – Mein Schärfetraining was Essen angeht schreitet also munter fort. Das Geschirr wurde jeweils mit Sand gespült – was super funktionierte. Anschließend widmeten wir uns der Siesta. – Also ich. Ich hab wunderbar geschlafen auf unserer kleinen Matte unterm Baum. Julia hat währenddessen Schafe weggescheucht, die sich herdenweise näherten 🙂
Und schon ging’s weiter.
Am Nachmittag wurden unser Klagen lauter, denn die Sitzposition ist jetzt nicht die bequemste… So kam’s auch, dass wir am Abend, in der Sanddüne angelangt mit lautem Ächzen und Stöhnen von unseren Tierchen runtergekrabbelt sind und erstmal unsere Beine wiederbeleben mussten.
Dafür wurden wir mit einer schönen Sanddüne, die unser Nachtlager werden sollte belohnt. Dazu muss man wissen, dass die Wüste Thar mit einer Sahara relativ wenig zu tun hat, so war die Sanddüne eine Ausnahme und der Rest der Wüste ist eher karge mit Büschen durchzogene Steppenlandschaft.
Das Beste war: absolute Stille… – Kein Hupen von Autos oder Zügen (ja – Züge hupen in diesem Land außerordentlich viel und vor allem außerordentlich laut), kein Schreien, keine quietschenden Reifen oder bellende Hunde – einfach Stille.
Nach dem Abendessen und ein paar Runden Phase 10 Kartenspielen sind wir dann in unser Nachtlager gekrochen unter einem beeindruckenden Sternenhimmel, den ich bisher so nur aus Schlierberg im Winter oder der Atacama Wüste kenne. Ein Highlight war eine riesige Sternschnuppe, die einmal quer über den ganzen Himmel flog.
Etwas gewöhnungsbedürftig war es dennoch, allein draußen in der Wüste, so dass wir doch das ein oder andere Mal aufgewacht sind, von Geräuschen, Bewegungen etc. – Vor allem, als ein kleiner Hundewelpe sich zu mir auf’s „Bett“ kuscheln wollte. – Also dass es ein Welpe war wusste ich leider erst, als er schon weggerannt ist. Es war ja stockdunkel und zunächst bin ich nur aufgewacht und hab wie blöd mit meinen Beinen gestrampelt, weil irgendwas drauflag.
Am nächsten Morgen ging’s dann nach einem kleinen Frühstück weiter. Für Tag 2 hab ich mir eine andere Sitzposition ausgedacht, die zwar auch nicht super bequem war, aber zumindest an anderen Stellen wehgetan hat 😉 Und wieder zog unsere kleine Karawane weiter durch die Wüste Thar. Beim Mittagessen unterm Baum sind dann Kamel-Führer-Freunde von Naru dazugestoßen, so dass dann eine ganze Kamelherde um uns rummarschiert ist. Und wieder gab’s Siesta und anschließend ging’s weiter. Kurzzeitig dachte ich mir da, dass eine Übernachtung auch gereicht hätte und wir jetzt auch gern wieder zurück ins Hotel könnten. Aber wir wollten es ja so 🙂
Unseren Versuch, am Nachmittag ein Dorf zu besuchen haben wir schließlich abgebrochen, als eine Horde Kinder und Jugendlicher auf uns zugerannt kam und uns nach Money und Chocolate fragend belagerten…
Der Abend war dann noch ganz schön, da noch 2 Freunde von Naru zu unserer Feuerstelle kamen und wir zusammen gewürfelt haben. Beim Kartenspielen wollte er nicht mitmachen, weil er dachte, er würde es nicht verstehen. Er hat uns erklärt, dass er nicht zur Schule gegangen ist und nicht lesen kann… Daher war Würfeln super. Die Kniffelregeln haben wir dann auf’s Wesentliche reduziert und haben z.B. versucht reium die meisten 5er zu würfeln. Das war ein echt schöner und lustiger Abend. Die Nacht war auch super, wieder mit tollem Himmel und wir waren sogar rechtzeitig für den Sonnenaufgang wach.
Dann ging’s wieder zurück. Wir sind noch etwas geritten, was am dritten Tag schon gar nicht mehr wehtat (man kann sich auch echt an alles gewöhnen) und dann ging’s mit dem Jeep zurück nach Jaisalmer.
Wir sind dann direkt in den Jain-Tempel, weil der für Touristen nur 1h am Tag geöffnet ist und sind dort fast von Pilgern überrant worden. – Siehe Foto.
Auf dem Rückweg sind wir noch in einen Buchladen gestolpert und hatten eine sehr schöne Begegnung mit dem Inhaber. Er hat uns super zu einem Buch beraten, das das Leben in Indien sehr gut beschreibt, mit den Restriktionen, die durch Gesellschaft, Kasten, Religion etc. bestehen. Das wird nun zunächst Julias Lektüre und wenn ich aus Afrika zurück bin, werde ich es mir auch ausleihen.
Danach wollten wir aber wirklich zurück ins Hotel – endlich duschen 🙂
Julia ist nochmal losgehirscht, um sich das Fort innerhalb der Stadtmauern anzuschauen, während ich mir ein paar ruhige Momente auf der Dachterrasse gegönnt habe
Liebe Grüße