In einem Reiseblog hatte ich von der bunten Stadt Guatapé gelesen und wollte unbedingt auch hinfahren. Von Medellín aus werden einige Tagestouren dorthin angeboten, also haben wir direkt zugeschlagen. Naja zumindest dachte ich das, bis ich dann bemerkte, dass ich zwar die Tour gebucht aber nie bezahlt hatte. Das hab ich in der Nacht vorher noch schnell erledigt, aber es war nicht klar, ob wir Plätze im Bus haben würden oder nicht. Als wir morgens dann am Treffpunkt auftauchten, sah es zunächst schlecht aus. Aber dann ist scheinbar jemand nicht aufgetaucht und wir haben die letzten zwei Plätze im Bus für die spanische Tour bekommen. Juhuuu, es konnte also losgehen.
Unser erster Stopp war der beeindruckende Felsmonolith El Peñon. Dieser 70 Millionen Jahre alte Felsen ist 285 Meter hoch und mit ca. 650 Stufen zu erklimmen. Er steht mitten im künstlichen Stausee des Wasserkraftwerkes Peñol-Guatapé und hat eine ganz interessante Geschichte. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts hatte noch niemand den Berg bestiegen. Dann hatten ein paar internationale Bergsteiger angekündigt, den Felsen erklimmen zu wollen, doch ihnen kam ein Handwerker aus der Region, Luis Eduardo Villegas, zuvor. Er startete das waghalsige Abenteuer zusammen mit zwei Freunden und es gelang ihnen schließlich nach fünf Tagen, den Berg zu besteigen. Im Anschluss kaufte Villegas den Berg kurzerhand und konstruierte eine Treppe bis zum Gipfel. Der Berg ist noch immer im Privatbesitz der Familie Villegas und bei der täglichen Besucherzahl eine wahre Goldgrube.
So beeindruckend wie dieser Fels mitten in der Landschaft steht, ist auch die Landschaft selbst. Wenn man von einem Wasserkraftwerk hört, das 30% des kolumbianischen Energiebedarfes abdeckt, denkt man erstmal an einen großen See, mit massivem Damm und viel Maschinerie. Die Gegend um den Peñon sieht allerdings ganz anders aus. Der See schlängelt sich zwischen den Hügeln durch und wird so zu einer atemberaubenden Landschaft. Wenn man vom Peñon nach unten schaut, sieht man auch einige sehr pompöse Villen, die nur per Boot zu erreichen sind. Natürlich gibt es auch hier wieder eine, die einst Pablo Escobar gehörte. Die kann man scheinbar auch per Boot besuchen, was wir aber vorher nicht wussten und somit auch nicht gemacht haben.
Für den Bau des Stausees mussten natürlich viele Menschen umgesiedelt werden. So auch die Bewohner des Dorfes Peñol. Diese weigerten sich aber, auseinandergerissen und auf andere Gemeinden verteilt zu werden. Also wehrte sich das 7.000 Seelendorf und verhandelten über 10 Jahre, bis sie schließlich erreicht hatten, dass sie zwar umgesiedelt werden, aber alle zusammen in ein neues Peñol ziehen. Dort wurden also Häuser, Schulen etc. für die 7.000 Bewohner errichtet und das gesamte Dorf zog ca. 1970 um. Seither ist Peñol gewachsen und es wohnen ca. 16.000 Menschen dort.
Danach ging es nach Guatapé und die bunten Häuser sind nicht auf eine lange Tradition zurückzuführen, sondern ein geplantes Projekt, um Touristen anzulocken. Die Gemeinde beschloss, die Häusersockel zu dekorieren und zwar mit den Symbolen, die das Haus beschreiben. Ein Schäfer hat z. B. Schafe auf seinem Sockel, ein Bäcker Brot, ein Musikliebhaber Notenschlüssel, der örtliche Billardclub einen Billardtisch und die Kartenkneipe kartenspielende Männchen usw. Ja und es hat funktioniert. Die Stadt ist wirklich von Touristen überlaufen, wenn man selber nicht fotografiert kann das ein bisschen stressig sein, weil man ständig das Gefühl hat, einem Fotomotiv im Weg zu stehen… Mir ist das nämlich gar nicht aufgefallen, weil ich ja mit Fotografieren beschäftigt war, Markus wurde aber zunehmend genervter. Doch nach einem Eis war die Zufriedenheit wieder hergestellt und ich konnte munter weiterfotografieren. Darum kann ich Euch hier auch einige Eindrücke der Stadt zeigen 😉
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