In unseren Reiseführern hatten wir von der Cerro Chato Wanderung als einer anspruchsvollen aber tollen Tour gelesen. Also machten wir uns am nächsten Tag auf. Natürlich ohne geführte Tour… warum auch, wir waren ja autark mit dem Auto. Beim Losfahren wurde uns jedoch klar, dass wir gar nicht wussten, wo wir eigentlich hinfahren müssen. Nach einer kurzen Orientierung auf Maps.me glaubten wir, den richtigen Parkplatz als Ausgangspunkt gefunden zu haben.
El Arenal Vulkan
Auf dem Weg sahen wir den Arenal Vulkan ohne Wolken und geistesgegenwärtig hielten wir für eine kurze Fotosession an. – Im Nachhinein betrachtet eine sehr gute Idee, denn den Vulkan sollten wir die nächsten zwei Tage nicht mehr zu Gesicht bekommen…
Cerro Chato – Todeswanderung
Am Parkplatz angekommen erzählte uns der Mann im Eingangshäuschen, dass es eine Wanderung von 4 Stunden sei. Daraufhin beschlossen wir, dass wir keine zusätzlichen Snacks oder Wasser brauchen und einfach loswandern können. Er meinte noch, dass der letzte Teil des Wanderweges, der eigentliche Cerro Chato Trail gesperrt sei, aber trotzdem jeder hochgeht. Auf einem kleinen Fresszettel zeichnete er uns also den Weg auf und erklärte noch, dass einige Leute sich verlaufen würden… Das klang ja schon vielversprechend.
Wir marschierten also los bei strahlendem Sonnenschein. Als wir den steilen Weg sahen unterhielten wir uns noch darüber, wie scheiße es sein muss, wenn es regnet und der Weg sich in einen Fluss verwandelt. Aber wir hatten ja Kaiserwetter, wie man in diesem Video sieht:
Doch dann zogen Wolken auf und es fing an zu schütten. Wir liefen munter weiter und Merel hatte kein leichtes Spiel mit ihren Sneakers ohne Profil, die sie in einem Supermarkt kaufte, nachdem sie ihre Trekkingschuhe in einem Hostel vergessen hatte. Ich lief mit meinen Wanderschuhen vorneweg und warnte sie vor den Stellen, die besonders rutschig waren. Über lange Zeit fanden wir keine einzige Wegmarke von der der Mann vom Eingangshäuschen gesprochen hatte und wir waren schon überzeugt, uns total verlaufen zu haben, beschlossen aber, noch 10 Minuten weiterzugehen. Irritierend war, dass wir laut Maps.me Kilometerweit vom Cerro Chato Trail weg waren. Weiterzugehen war eine tolle Entscheidung: Wir fanden einen Referenzpunkt unserer Wegbeschreibung und zwar ein trockenes Flussbett mit Steinpyramiden und legten vor lauter Zufriedenheit, eine Rast ein. Frisch gestärkt ging es weiter. Der Weg war so unglaublich steil und endlos. An einem Punkt sah ich durch die Bäume den Arenal Vulkan direkt auf Augenhöhe und sehr nah. Ich dachte, wenn ich oben bin mach ich ein Foto, weil ich einfach keine 10 zusätzlichen Schritte durch die Bäume zum Waldrand klettern wollte. – Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings nicht, was noch kommen würde. Wir kletterten also weiter nach oben bis wir irgendwann tatsächlich den grünen See auf dem Gipfel des Cerro Chato fanden.
Da wir aber schon fix und fertig waren und auch schon fast 5 Stunden vergangen waren, beschlossen wir, die letzten 15 Minuten nicht mehr runter zum See zu wandern, weil wir ohnehin keine Lust mehr auf Schwimmen hatten, mit dem Regen und dem aufziehenden Nebel war es nämlich gar nicht sooo warm und der zweite Grund war eben der aufziehende Nebel und Wind. Es sah schon wieder alles nach Regen aus und er ließ auch nicht mehr lange auf sich warten. Doch diesmal schüttete es noch mehr. Wir traten also den Rückweg an und der Weg, der eigentlich gar keiner war, hatte sich mittlerweile bereits in einen kleinen Fluss verwandelt.
Wir bahnten uns unseren Weg zurück, jeder stürzte auch mal ordentlich, blieb aber bis auf ein paar blutige Kratzer unverletzt. Schließlich kamen wir zu einer flachen Stelle, die sich beim Hinweg schon zu einem Matschloch geworden war und sich nun beim Rückweg endgültig in einen See verwandelt hatte.
Nachdem Merels Schuhe ohnehin schon klatschnass waren, mühte sie sich gar nicht erst ab und lief mitsamt Schuhen einfach durch den See. Das Wasser ging ihr schon bis zu den Knien. Ich versuchte mich an Baumwurzeln an der Steilwand rechts vom See entlangzuhangeln und schaffte es sogar zum anderen Ende. Das brachte mir danach nur herzlich wenig, weil mir beim abschüssigen Pfad danach das Wasser wie ein kleiner Wasserfall von oben in die Wanderschuhe floss. Ab da war dann auch alles egal. Danach mussten wir nur noch ein paar kleinere Steilwände hoch und erreichten dann das erste Drittel des Weges, das nicht mehr ganz so steil war und sogar Wege hatte. Es wurde aber auch Zeit, dass wir langsam zurückfinden würden, denn es fing schon an zu dämmern. Total durchgefroren und patschnass als wären wir mit den Klamotten baden gegangen erreichten wir den Parkplatz nach 7,5 Stunden. Ich glaube, dass das eine der anstrengendsten Wanderungen meines Lebens war – oder zumindest die unter den schlechtesten Bedingungen…
Bei der Rückfahrt war die Straße dann an der ein oder anderen Stelle ebenso in einen Fluss verwandelt und ich hatte noch die Stimme vom Vermieter in meinen Ohren: Durch Flüsse fahren ist verboten. Aber wozu hab ich denn das Geld in die Hand genommen und einen Allradwagen gebucht. Die Durchfahrt klappte einwandfrei und mit den Scheibenwischern auf Vollgas schlichen wir dann zur AirBnB Unterkunft.
Willkommen in der Regensaison. Vorteil: Nix los. Nachteil: siehe oben…
Spa im Fluss: Hot Springs vom Feinsten
Den nächsten Tag verbrachten wir dann weitaus entspannter. Nachdem das Wetter wieder sehr zu wünschen übrigließ, machten wir nur einen kleinen Abstecher zum Arenalsee, der bei Nebel nicht wirklich spektakulär anzuschauen ist, also beschlossen wir den Wellnessteil unseres La Fortuna Aufenthaltes anzugehen: Wir hatten von natürlichen Whirlpools beim Tabacon Spa und Wellnessresort gehört. An der Straße waren überall Werbeschilder für irgendwelche Tagesaufenthalte in Hot Tubs für 60 USD ausgeschrieben. Aber wir waren auf der Suche nach der kostenfreien Alternative. Beim Tabacon Hotel angekommen, fanden wir auch gleich einige am Straßenrand parkende Autos. Das war unser Ziel. Auto geparkt, Bikini an und mit einem Handtuch auf zum Fluss. Dort fanden wir dann gleich die ersten Badenden. Jane hatte mir in Bocas del Toro empfohlen, den Fluss hochzulaufen, weil dort die besten Plätze seien. Und so fanden wir dann nach einer Flussüberquerung einen wunderschönen Spot: Ein durch Felsbrocken geformter natürlicher Whirlpool mit über uns ragenden Baumästen und an der Stelle, an der das Wasser in unseren „Whirlpool“ reinfloss konnte man sich von der Strömung den Rücken massieren lassen. Der Wahnsinn!!!
Da machte es dann auch nichts aus, dass es mal wieder anfing zu regnen, denn wir waren ja im wohlig warmen Wasser. Nachdem uns nach einiger Zeit schon Schwimmhäute zu wachsen drohten, packten wir schweren Herzens unsere Sachen und traten die Weiterreise an. Unser Ziel war der La Fortuna Wasserfall.
La Fortuna Wasserfall
Nach guter alter Costa Rica Manier kostete der natürlich auch wieder 15 USD Eintritt. Ein Wasserfall, der was auf sich hält ist in diesem Land schlichtweg ein Nationalpark… Der Wasserfall war schon beeindruckend, so dass wir uns auch einige Zeit dort aufhielten und ein Minipicknick veranstalteten.
Damit war unser La Fortuna Sightseeing auch schon beendet. Weil wir nach dem Cerro Chato so gar kein Interesse hatten, eine zweite Vulkanwanderung bei Regen zu machen und das Kayaken oder StandUp Paddle Board fahren auf dem See macht im Nebel halt auch nur halb so viel Spaß 😉
Unser nächstes Ziel hieß Rio Celeste, das wir auf dem Weg nach Monteverde als Tagesstopp einplanten.
Rio Celeste
Türkisfarbenes Wasser kennt man ja eigentlich nur vom Meer. Nicht so der Rio Celeste im Tenorio Nationalpark. Hier spielt sich ein wahres Naturschauspiel ab: Es fließen zwei Flüsse ineinander, wobei keiner von beiden Türkis ist. Dann jedoch reagieren die Mineralien der beiden Flüsse miteinander und färben das Wasser flussabwärts Türkis. Also so ein bisschen wie bei wilden Versuchen im Chemieunterricht, nur ist in diesem Fall Mutter Natur der Chemielehrer. Wir düsten los Richtung Nationalpark und irgendwann wurde die Straße immer abenteuerlicher und es wirkte so gar nicht mehr nach einem offiziellen Weg. An einer Kreuzung, bei der man sich zwischen einem grasbewachsenen Feldweg und einem Holperweg mit Schlaglöchern entscheiden konnte, wählten wir letzteren. Dann kamen wir an eine Brücke, die nur aus Holzbrettern bestand. Ich stieg aus und schaute mir die Unterkonstruktion an. Da waren längs zwei dicke Baumstämme verlegt. Man muss also nur darauf achten, dass man mit den Rädern genau darüberfährt. Merel hat dann meinen Einweiser gemacht. Ihr könnt Euch das wie in einer Autowaschanlage vorstellen, da muss man ja auch genau in der Spur fahren.
Nach erfolgreicher Überquerung des Flusses fanden wir dann ein Gatter vor, auf dem „Betreten verboten, Privatgrundstück“ stand. Das war’s also mit der Weiterfahrt. Wir kehrten also um, fuhren wieder über die abenteuerliche Brücke und zurück bis wir zu einer vernünftigen Straße gelangte: Dort wurde uns auch klar, dass wir uns schlichtweg verfahren hatten. Als wir den richtigen Weg einschlugen, war dann die komplette Strecke bis Rio Celeste in bestem Zustand und wunderbar ausgebaut.
Beim Tenorio Nationalpark angekommen jagte ein Highlight das nächste. Eigentlich soll man erst zum am weitesten entfernten Punkt wandern und am Schluss zum Wasserfall. Da der Wasserfall aber das Highlight ist und wir wieder nicht wussten, ob das Wetter halten würde, gingen wir auf Nummer sicher und drehten die ganze Wanderung um:
Wasserfall
Blue Lagoon
Überquerung des Rio Celeste
Tenidores
Der Ursprung des Rio Celeste: der Punkt, an dem die beiden Flüsse zusammenkommen.
Unsere Rechnung ging auf: Natürlich fing es wieder an wie aus Eimern zu schütten, aber wir zogen unser Programm durch. – Falls ich es noch nicht erwähnt hatte: meine Regenjacke ist gar keine Regenjacke mehr. Nachdem sie vom Hostel in den Trockner geworfen wurde, absorbiert sie jetzt Regen und hält ihn nicht mehr ab… Und wenn es in Costa Rica anfängt zu regnen, dann regnet es richtig. So sah der Wanderpfad nach kurzer Zeit aus:
Zum Glück hatte mich die Parkplatzeinweiserin darauf hingewiesen, nicht mit sauberen Schuhen reinzugehen. Meine Wanderschuhe waren eh noch nass und dreckig, da machte das dann gar nix aus. Nach einer Weile hatte die Costa Ricanische Regenzeit Erbarmen mit uns und wir bekamen noch ein paar Sonnenstrahlen ab – wie Ihr jeweils an den Bildern im T-Shirt erkennen könnt.
Trotz Sauwetter hatte sich unser Rio Celeste Ausflug absolut gelohnt und wir konnten zufrieden in Richtung Monteverde aufbrechen. – Hier ein paar Eindrücke von der Fahrt. Alles über mein Nah-Tod-Erlebnis in Monteverde gibt’s dann im nächsten Blogbeitrag…
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