Hi zusammen,

gerade sitze ich am Flughafen Nairobi und warte auf den Weiterflug nach Sansibar. Aber der Eintrag wird ein Mumbai Bericht :-).

Mumbai war ja unser letzter Stop in Indien und ein Highlight unseres Urlaubs, Treffen der Familie Bammert-König, stand auf dem Programm. Wir wurden am Flughafen vom Fahrer Vivek abgeholt, mit Schild und allem drum und dran 🙂 Nina hatte den Prosecco schon kalt gestellt und wir haben erstmal auf unser Wiedersehen in Mumbai angestoßen.

Am Donnerstag haben wir ein bisschen Alltag von Nina miterlebt – Kinder vom Deutsch Internationalen Kindergarten abholen und anschließend Besuch im Schwimmclub, der eine kleine Oase ist und eigentlich der einzige Platz, an dem man die Kiddis mal springen lassen kann. Abgerundet wurde unser Tag mit einem kleinen Shoppingprogramm und einem Strandpromenadenspaziergang. So ist Julia zumindest auch noch ans Meer gekommen, vor der Rückreise nach Deutschland.

Unser Aufenthalt in Mumbai war quasi das Wellnessprogramm unseres Urlaubs, durch den Fahrer hatten wir gar nicht unsere normalen Straßenkämpfe mit diversen Tuktukfahrern auszustehen… Vivek hat uns sogar ganz ohne Hupen und Schimpfen geschickt durch den verrückten Verkehr der Metropole kutschiert.

Auch insgesamt war Mumbai ziemlich verschieden von all den anderen Städten, die wir kennengelernt haben – sehr viel westlicher und moderner. Super interessant waren die Geschichten von Nina und Vivek, als wir durch die Straßen fuhren.

Da war z.B. ein riesen Hochhaus, das das Einfamilienhaus einer Industriellenfamilie ist. Mit integriertem Parkaus für 400 Autos, Fitnessstudio, Shop, Pool, Park etc. Und so liegen in Mumbai extremer Reichtum und extreme Armut extrem nah beieinander.

Was mich noch immer am meisten schockiert ist die Tatsache, dass mir von einer sehr reichen Familie erzählt wurde, die sich füttern lassen, weil sie so viel Geld haben, dass sie die „Arbeit“ selbst zu essen von einem Diener erledigen lassen. Das ist eine Tatsache die wirklich außerhalb meiner Vorstellungskraft lag. Hier gab es nämlich Diskussionen in der Schule, weil die Familie in jeder Pause jemandem zum Füttern des Kindes schicken wollte. Die Schule hat sich geweigert und gesagt, dass das Kind nur dort zur Schule gehen kann, wenn es wie alle anderen selbst isst….

Tag 2 in Mumbai stand unter dem Motto Sightseeing und Shopping. Nina (oder Ms Nina, wie sie der Fahrer nennt ;-)) hat uns neben den einschlägigen Sehenswürdigkeiten zu einem super schönen Handwerksmarkt und ein paar wunderschönen Einrichtungsläden geführt. Würde ich dort wohnen und müsste eine Wohnung einrichten, wäre ich im 7. Himmel gewesen. Wir haben auch kurz im Taj Hotel vorbeigeschaut, das ist das 5 Sternehotel, in dem vor ein paar Jahren die Anschläge verübt wurden. Dementsprechend streng sind die Kontrollen bei Betreten des Hotels. Im Taj haben wir uns etwas fehl am Platz gefühlt. – Ist ja auch ein Wahnsinns Aufstieg. Von Budget Hostels und Wüstenlager ins 5 Sternehotel zum Lunch. – Allerdings haben wir dann doch wo anders gegessen. Für ein Sandwich so viel auszugeben, wie für 2 Tunikas haben wir irgendwie nicht über’s Herz gebracht. Unser Backpackerdasein hatte schon zu sehr auf uns gewirkt. 🙂

So ging’s dann weiter zu einem von Ninas Stammbistros. Nina mit dem Buggie vorneweg, über Stock und Stein. Beeindruckend, welches Tempo sie vorgelegt hat. Da wird der Buggie samt Baby über Absperrungen gehoben, Schlaglöcher geschickt umschifft und Straßenverkäufer resolut abgewehrt. – Der kleine Mann fand’s toll, je holpriger, desto fröhlicher war er. Bei unserer Tour waren wir ohnehin die Attraktion schlecht hin. Aber nicht, wegen Julias blonden Haaren oder meiner Größe, NEIN! – Wir hatten nämlich einen Star dabei… Ninas jüngster Sohn zieht spontan alle indischen Blicke auf sich und erobert alle Herzen im Sturm. Ein hellblondes Baby mit riesigen blauen Kulleraugen und einem fröhlichen Gemüt hat ruckzuck überall einen Fanclub an seiner Seite.

Natürlich kann das auch schnell anstrengend werden: Als wir z.B. die großen Waschbecken in einem ärmeren Viertel von einer Brücke angeschaut haben, (Manche von Euch kennen sie vielleicht von Slumdog Millionaire. – Da wird z.B. die Wäsche von Krankenhäusern gewaschen) war ruckzuck eine Schar von Bettlern und Straßenverkäufern um Nina herumgestanden, die allesamt sehr touchy waren. Sie ist dann ins Auto geflüchtet, während Julia und ich noch ein bisschen weitergeschaut haben. Es ist halt doch eine komplett andere Sache, ob Du allein oder mit Kindern unterwegs bist…

Witzig war bei unserer Tour zu sehen, wie klein die Expatgemeinde Mumbais ist. Allein am Freitag haben wir 3 Bekannte von Nina getroffen, da sich das Leben doch auf ein paar üblich verdächtige Läden, Cafes und Plätze konzentriert. Ganz witzig die Situation, als Julia kurz auf den Kleinen aufgepasst hat, während Nina Händewaschen war, eine Frau hat ihn erkannt und war doch sehr irritiert, warum er bei einer Fremden war. – Mumbai ist halt doch ein Dorf.

Den Abend haben wir dann in der Wohnung mit Butterbrot, deutscher Salami und alten Anekdoten ausklingen lassen 🙂 Ein wahrer Traum! Nach einem Abschieds Gin-Tonic hab ich dann meine 7 Sachen gepackt und hab mich schweren Herzens von Nina und Julia verabschiedet.

An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Nina für ihre wunderbare Gastfreundschaft und an Julia für die tolle Orga unseres Indienabenteuers und für die wunderschöne Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Julia, Du hattest Recht: Indien ist das neue Thailand (das war jetzt ein Insider). Danke, dass Du nicht locker gelassen hast 🙂

Nun geht meine Reise alleine weiter. Ich muss zugeben, dass ich doch sehr wehmütig am Flughafen Mumbai saß…
Übrigens hat sich beim Flug bestätigt, dass die Route Mumbai – Nairobi (Kenya) nicht zum Einzugsgebiet europäischer Reisender gehört. – Ich war genau eine Europäerin im ganzen Flugzeug und was eine ganz positive Überraschung war: ich hatte eine 3er Reihe ganz für mich allein. – Und hab mal wieder geschlafen wie ein Baby. Julia wird meine Schlaffähigkeit in sämtlichen Transportmitteln bestätigen können, egal ob Flugzeug, Zug oder alter klappriger Bus – Ich kann darin schlafen 🙂

Und wenn Ihr diesen Post lest, dann hab ich’s tatsächlich ins Land – also nach Tansania geschafft. Mittlerweile bin ich in der Luft von Nairobi nach Sansibar und die inquisitorischen Fragen des Visumskontrolleurs in Mumbai haben mich etwas nachdenklich gestimmt. Ich habe nunmal noch kein Rückflugticket und noch kein Visa. Allerdings hatte ich jetzt 4 Stunden Zeit, mir eine passende Story zurechtzulegen. Ich muss nämlich auf jeden Fall als Tourist und nix anderes einreisen. – Mal schauen, ob’s klappt, oder ob ich am Flughafen genötigt werde, noch ein Flugticket zu kaufen…

Ich werde es Euch wissen lassen.

Viele liebe Grüße in die Heimat

Steffi

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