An meinem dritten Tag auf der Insel wollte ich eigentlich eine Hiking Tour zum sogenannten Boiling Lake machen, allerdings war der Tourguide nicht greifbar, also bin ich alleine losgetigert, zu den Trafalgar Falls, einem Doppelwasserfall gar nicht weit von Roseau. Ich bin also zur Bushaltestelle und hab im Bus eine Stunde gewartet, bis er losfuhr – schon wieder eine Parallele zu Tansania: Der Bus hat keine genauen Abfahrtszeiten, sondern gefahren wird, wenn der Bus voll ist, nicht früher und nicht später. Eine Frau im Bus hat mir dann erklärt, wo ich aussteigen muss und der Busfahrer war so lieb mir noch zu erklären, wo ich hinlaufen muss und wo ich den Bus zurück wieder nehmen kann.

Dann bin ich losmarschiert und war ganz alleine unterwegs. Selbst bei den Wasserfällen war keine Menschenseele anzutreffen. Ich habe mich ein bisschen dem Fotografieren und Ausprobieren von neuen Kameraeinstellungen gewidmet und einfach nur die Natur genossen. Dann fing es an zu regnen und es war ein wunderschöner Regen, ich kenne das nur von vereinzelten Sommertagen in Deutschland und eben hier aus der Karibik: Es regnet aber gleichzeitig scheint die Sonne unglaublich stark. Da stand ich also allein mitten in der Natur bei einem wunderschönen Sommerregen und hab meine Reiseplaylist gehört. Und dann hab ich vor Freude und Dankbarkeit, dass ich all das erleben darf geweint – vor Glück.

Langsam machte ich mich dann wieder auf den Rückweg. Doch dann entdeckte ich noch ein Hot Water Spa Schild und bin ihm gefolgt, nachdem ich aber nicht sehen konnte, wie weit es noch weg war und ich dann bei einem Restaurant gelandet bin, hab ich mich umentschieden und angeklopft, ob jemand da ist. Natty, der Besitzer kam dann und hat mir einen leckeren Burger gebraten. Er hat mir erklärt, dass er das Restaurant jetzt Stone Yard genannt hat, weil der Hurrikan an der Stelle, an der sich ein geteerter Gästeparkplatz befand unzählige riesige Felsbrocken angeschwemmt hat. Und jetzt hat er statt einem Parkplatz einen Hof voller Steine – Stone Yard…

Während ich munter meinen Burger aß nahm der Regen stetig zu und irgendwann wollte ich dann trotzdem weiter, also bin ich im strömenden Regen zur Bushaltestelle zurück. Ab einem bestimmten Punkt ist es dann ja auch egal, man kann eh nicht mehr nasser werden. Wieder sehr freundliche Passanten haben mich eingeladen, mich bei ihnen unterzustellen und mit mir zusammen Ausschau nach dem Bus gehalten. Der kam dann auch nach kurzer Zeit und so bin ich triefend nass zurück nach Roseau und ins Gästehaus zurück.

Dort hat sich dann aufgeklärt, dass die Hot Springs nur ca. 1 km weiter gewesen wären. Aber ich komme ja wieder nach Roseau zurück nach der Freiwilligenarbeit und dann kann ich das nachholen.

 

Tag 4

Für den vierten Tag hab ich beschlossen, mit dem Bus in den Süden nach Scottshead und Soufriere zu fahren. Natürlich hab ich wieder eine knappe Stunde im Bus gewartet, bis es losging. Und dann lernte ich noch was neues: Die Busfahrer halten unter der Fahrt bei der Bäckerei an und fragen im Bus herum, wer Brot möchte. Man gibt ihm dann also das Geld und er geht für einen Shoppen. Ebenso liefern Busfahrer auch irgendwelche Päckchen aus. Man hält dann an der Straße, weil dort jemand steht und der Busfahrer reicht irgendwelche Einkaufstüten raus. – Tolles Prinzip. Ursprünglich dachte ich, ich könne sowohl Schnorcheln als auch eine Wanderung einbauen, aber der Busfahrer hat gemeint, es sei wohl etwas viel für einen Tag. Also bin ich nur nach Scotts Head. Im Lonely Planet wurde die gesamte südliche Küste als einzige Attraktion beschrieben. Umso ernüchterter war ich dann auch hier, als noch sehr viel zerstört und erst recht keine Bar oder ähnliches mehr stand. Stattdessen wurde ich am Strand von zwei Leuten hergewunken. Einer davon war Philip, er arbeitet mit den anderen zusammen im Auftrag der Regierung daran, den Strand wieder Müll-frei zu machen. Er erklärte mir, dass sie den Müll auf einzelne Haufen sammeln und er dann am Abend verbrannt würde. Er fand es schade, dass er jetzt arbeiten muss, weil er mir sonst das Dorf und die Schule gezeigt hätte.

Ich bin dann weiter zum Felsen, dem Scotts Head gelaufen. Dort sind auch noch ein paar letzte Überbleibsel alter Mauern zu finden. Von oben habe ich im Meer dann ein tolles Riff gesehen. Beim Runterlaufen, bin ich bei einem älteren Mann vorbeigekommen, der gerade mit der Machete Pflanzen entfernte. Er erklärte mir dann, dass ich dorthin entweder rechts um den Felsen schwimmen oder links über die Steine klettern muss. Ich hab mich dann für Klettern entschieden. Der Mann kam witzigerweise aus Marigot und kannte die Familie James, bei denen ich zum Mittagessen war. Er erzählte mir von seinem Leben und dass er in seinem Garten Tomaten und alles Mögliche anbaut und dass wenn er erkältet ist, Hanf-Tee trinkt. – Wir haben also noch ein bisschen geratscht und er hat mir noch erkärt, dass er die Gräser dort entfernt, damit im Anschluss Mangobäume gepflanzt werden können. Dazwischen müssen aber auch noch kräftige Pflanzen, weil der Wind die Bäumchen sonst zu stark angreift und die Wurzeln nicht gegenhalten können.

Ich hab mich dann von ihm verabschiedet und bin um den Felsen geklettert. Links vom Felsen ist ein starker Wellengang, weil der Atlantik aufs Land trifft und rechts vom Felsen ist das ruhige karibische Meer. Und ich genau dazwischen. Auf der Rückseite des Felsens kam ich dann an eine Bucht und schwang mich in meine Schnorchelausrüstung. Ins Wasser zu kommen war gar nicht so leicht, weil an der Stelle die beiden Meere aufeinandertreffen und ein demensprechender Wellengang herrscht. Ich hatte also etwas Bedenken, ob ich nicht gegen einen Felsen geschmettert würde. Aber ich konnte es dann gut abfangen und dann das wunderschöne Riff genießen und dann tat sich unter mir eine unendliche Tiefe auf. Wie eine Klippe unter Wasser ging es steil nach unten und im Dunkelblau konnte ich einen Schwarm viel größerer Fische entdecken, während oben beim Riff kleinere (ca. 10 cm) blau und gestreifte Fische unterwegs waren. Ich bin dann ein bisschen weiter rumgeschnorchelt und irgendwann dann wieder aus dem Wasser raus. Dann saß ich noch eine Zeit lang da und hab aufs Meer geblickt, um dann die Rückreise anzutreten. Auf dem Weg zur Bushaltestelle haben mich drei weitere Leute gefragt, ob’s mir bei ihnen gefällt und ob ich eine gute Zeit habe in Dominica.

Da im Lonely Planet Soufriere mit dem Unterwasservulkan, dem warmen Meerwasser und denn aus dem Boden dringenden Bläschen beworben wurde, legte ich dort einen weiteren Zwischenstopp ein. Doch all das was im Reiseführer stand, gab es nicht mehr. Keine Bubble Bar, kein Bad. Ich lief also ein bisschen rum und als ich gerade wieder gehen wollte, rief mir eine Frau vom Balkon zu und lud mich ein, hochzukommen. Deborah erklärte mir dann, dass der Hurrikan alles zerstört hat, dass früher Becken angelegt waren, es ein Restaurant gab und eine Bar, in der regelmäßig Konzerte stattfanden. Jetzt war nur noch das Gerüst eines Hauses übrig. Vom Balkon aus konnte man aber sehen, dass das Wasser noch Bläschen schlug und Deborah meinte auch, dass die Bläschen zwar weniger sind als früher, aber das Wasser immer noch warme Stellen hat. Also hab ich mich verabschiedet und bin noch eine Runde schwimmen gegangen. Im Anschluss ging’s dann zurück nach Roseau. Der Busfahrer hat mir erzählt, dass auf dem Weg an einem anderen im Lonely Planet angepriesenen Platz nicht mehr viel übrig ist und dort, wo bislang ein Haus stand ist jetzt nichts mehr da und niemand hat das Haus oder Teile davon jemals wieder gesehen, darum hat jemand an der Stelle, an der das Haus stand und wo jetzt riesige Felsbrocken liegen ein Auge auf den Felsen gemalt. Er war so lieb und hat dort dann für mich angehalten, damit ich ein Foto machen kann.

Zurück in Roseau hab ich mich kurz umgezogen und bin nochmal los, um den Botanischen Garten und die Kathedrale zu besuchen, die ich immer von meinem Zimmerbalkon aus sehe. Der Botanische Garten hat vermutlich auch einiges seiner Schönheit eingebüßt. Das Beeindruckendste fand ich ein Teil Wellblechdach in einem der Bäume. Danach hab ich mich auf dem Weg zur Kathedrale mal wieder verlaufen, weil für mich in Roseau alle Straßen gleich aussehen, auch am 4. Tag noch. So kam ich dann auch in eine eher ärmere Wohngegend und wurde freundlich begrüßt. So lernte ich Albert und seine Familie kennen, die seit dem Hurrikan in einem Zelt wohnen, weil der Sturm ihr komplettes Haus davongeweht hat. Sie waren zum Glück während des Sturms in der gegenüberliegenden Schule. Sie haben mir gedankt, dass ich ihr Land trotzdem besuche und haben sich gefreut, als ich ihnen von meiner Freiwilligenarbeit erzählt habe, dann wurde ich mit einem Handschlag und einem Dankeschön verabschiedet. Mittlerweile hatten sich um uns herum schon so ca. 7 Nachbarn versammelt, von denen mich einer überreden wollte, Basketball zu spielen, mich 2 heiraten wollten und einer fragte, ob ich daran interessiert sei, ein dominikanisches Kind zu haben. – Nachdem ich alles dankend abgelehnt habe und mir noch den Weg zur Kathedrale erklären ließ zog ich weiter meiner Wege.

Ja und heute heißt es noch Taschen packen, weil’s morgen dann auf in den Norden geht. Ich bin schon sehr gespannt. Scheinbar gibt es dorthin keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich fahre also erstmal mit dem Bus nach Portsmouth, die zweitgrößte Stadt. Von dort mit einem anderen Bus weiter und von dort muss man dann wohl eine Stunde laufen. Daher hab ich schon mal aussortiert, was ich an Gepäck in den Tagen wohl nicht brauchen werde und werde es hier für mich zurücklegen lassen. Ich denke ich hab so knapp 5 kg wegorganisiert bekommen.

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.