Auf der Fähre von Dominika nach St. Lucia hab ich direkt zwei Einheimische kennengelernt, die mir Tipps für meinen Aufenthalt in St. Lucia gegeben haben. Generell haben sie mir fast ein bisschen Angst gemacht, weil sie gemeint haben, dass ich nicht alleine rumlaufen soll und immer eine Tour buchen und dass es Überfälle gibt. Einer hat mich dann zu meinem Bus begleitet, den ich nehmen musste, um in den Osten der Insel zu kommen. Dort hatte ich mir ein AirBnB gemietet, das den Beisatz „Weit weg von allem“ trug. Hier war Name auch Programm. Die Vermieterin hat mir angeboten, mich für den halben Taxipreis von der Fähre abzuholen, aber ich hab mich für den Bus entschieden. Der Bus musste mich dann an einer Kreuzung aussteigen lassen und von dort sollte ich ins Landesinnere laufen. Ich lief also munter mit all meinem Gepäck landeinwärts. Wie so oft hatte meine Fähre auch diesmal Verspätung, also hat es schon wieder angefangen zu dämmern, als ich loslief. Und relativ schnell wurde es dann auch dunkel. Als ich dann irgendwann an einer Hühnermastanstalt vorbeikam, dachte ich mir, dass ich mich jetzt endgültig verlaufen hatte und dass das nicht der richtige Weg sein kann. Passenderweise hatte ich dann auch keinen Empfang. Ich bin ein Stück weitergelaufen und endlich konnte ich die Vermieterin anrufen. Sie meinte ich bin komplett richtig und wäre auch schon fast da. Also bin ich weitermarschiert. Dann kam mir ein Auto mit einer jungen Familie entgegen und hat gefragt, ob sie mich mitnehmen sollen, aber nachdem ich ja schon fast da war, hab ich nein gesagt. Sie sind also weitergefahren und eine Minute später hat es angefangen, in Strömen zu regnen. Das war aber schon OK; weil ich dann den Regenschutz über meine Rucksäcke gepackt hab. Doch nach ein paar Sekunden kam das Auto zurück und hat gesagt, dass sie mich so nicht weiterlaufen lassen und sie mich jetzt dahinfahren, wo ich hinmuss. Kurz danach war ich dann am Ziel: Dem La Tille Wasserfall mit meiner kleinen Hütte.

Vor Ort war dann nicht wie erwartet Gerda, aus dem AirBnB Profil sondern ein alter Rasta: John. Ihm gehört das ganze Anwesen und mit Internet hat er so gar nichts am Hut, daher übernimmt das seine Bekannte Gerda für ihn. Da ich nicht dazu kam, noch einzukaufen, hatte ich nichts zu essen und war schon etwas besorgt, da weit und breit ja auch keine Möglichkeit war, etwas essen zu gehen oder was zu kaufen. John hat mich dann gleich gefragt, ob ich schon gegessen hab und hat gefragt, ob Fisch mit Reis, Gemüse und Kokossauce OK für mich wäre. – OK? Das ist ungefähr das Beste was ich mir jemals hätte ausmalen können.

Und so saßen wir dann zusammen in meiner kleinen Weiden-geflochtenen Hütte und haben gegessen und uns über alles Mögliche unterhalten. Und dann ging der Tag zu Ende und ich bin umgeben von Tiergeräuschen mitten im Nirgendwo eingeschlafen. Am nächsten Morgen hat mir John dann direkt eine Mango gebracht und gefragt, ob ich Kokosnüsse möchte, dann ist ein Arbeiter auf die Palme geklettert und hat mir 3 Kokosnüsse geholt und sie fachmännisch mit der Machete geöffnet.

Johns Grundstück ist ein wahres Paradies. Es gibt dort Kokosnusspalmen, Mangobäume, Cashewnussbäume, Ananas, Bananen, Sternfrucht und noch weitere Pflanzen und Bäume. Der Wahnsinn. Wusstet Ihr, dass die Cashewnuss an einer Frucht untendranhängt, die aussieht wie ein Apfel? – Ich nicht.

Cashew nut with fruit
Cashew Nuss mit Frucht

Neben der Hauptattraktion des Wasserfalls mitten im Dschungel gibt es auf dem Gelände auch noch einen Fischspa-Teich. Da sitzt man dann am Rand, mit den Füßen im Wasser und die Fischlis kommen und knabbern einen am Fuß rum.

Ich hab mir für den Tag vorgenommen, dass ich gar nicht großartig wandern gehen muss, weil ich eh in einem der Highlights der Insel wohne. Das war auch voll witzig, weil ständig internationale und nationale Tagestouristen kamen, um die Wasserfälle zu besuchen und ich hing munter Ukulele übend in meiner Hängematte und hab das Treiben beobachtet. An dem Tag ist auch Johns ganze Verwandtschaft gekommen. Da war dann großes Familienfest mit Grillen und Trinken und ich war mittendrin. John hat mich immer mit Essen wie gegrilltem Fisch, gegrilltem Hähnchen, Krautsalat, Reis mit Bohnen und Salat versorgt, sowie mit Ananassaft aus dem Garten und seinem selbst gemachten Gewürz-Rum. Ein toller Tag.

Und als alle weg waren und langsam die Sonne unterging, bin ich dann zu den Wasserfällen und hab mir eine kalte Dusche gegönnt, war schwimmen und hab die Einsamkeit, die ich auf der bisherigen Reise so sehr zu schätzen gelernt habe, genossen.

Am nächsten Tag ging es dann fast genauso weiter. Zwar war da kein Familienfest, aber es war Feiertag und eine andere Großfamilie kam zum Grillen. Die haben sogar ihren eigenen DJ mit Mischpult und vier riesigen Boxen dabeigehabt. Da hab ich dann ein bisschen Reißaus genommen und bin zu einer Wanderung zum Fluss aufgebrochen. Nachdem ich mir die Einschätzung abgeholt hatte, dass es hier problemlos ist, alleine rumzulaufen. Auf dem Weg bin ich an vielen Plantagen vorbeigekommen und hab mit den Bauern geredet. Beim Regen hab ich mich in einer Scheune untergestellt und dann ging’s zum Fluss. Hinterher hab ich auf der Karte dann gesehen, dass ich wenn ich durch den Fluss gewatet wäre in den Regenwald reinlaufen hätte können, aber ich hatte trotzdem nicht das Gefühl, was verpasst zu haben, weil die Gegend auf dem Weg zum Fluss auch einfach nur wunderschön war. Hier ein paar Eindrücke:

 

Am nächsten Morgen wollte ich unbedingt noch den Wasserfall mit der Drohne filmen. So der Plan. Im Prinzip hab ich das dann auch gemacht. Blöd nur, dass ich einen Fehler gemacht habe beim Steuern und die Drohne statt nach hinten nach oben geflogen hab, sie sich im Baum verfangen und mit Blättern und Zweigen gekämpft hat und den Kampf schließlich verloren hat und ins Wasser fiel. Wie bei Baywatch bin ich direkt hinterhergesprungen und hab sie rausgeholt. Ich hab sie in die Sonne gestellt zum Trocknen lassen und gehofft. (Heute kann ich schon verraten, dass die Drohne es leider nicht überlebt hat).

 

John hat mir einen Freund als Fahrer organisiert, der mich in den Süden bringen kann. Er war ein Musiker, der mir auf der Fahrt dann seine Hits vorgestellt hat. War eine sehr coole Fahrt. Auf dem Weg zu meiner zweiten Bleibe, dem Balenbouche Estate hat er dann noch an einem Strand angehalten, dem Labori Bay, der einer der schönsten der Insel ist. Er war gesäumt mit Kokosnusspalmen und kleinen Fischerbooten. TK Irie (der Künstlername meines Taxifahrers / Musikers) hat mir dann erzählt, dass hier auch Wohnungen an Urlauber vermietet werden. Muss ich mir fürs nächste Mal merken.

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