Bequia (wird Bekwe gesprochen) ist die größte der Grenadinen Inseln. Sie liegt etwa 15 km südlich von Saint Vincent. Port Elizabeth ist der größte Ort und Hafen an der Westküste und genau dort kam ich Abends mit der Fähre an. Weil es dunkel war und meine Unterkunft mitten in der Pampa lag, hab ich ein Taxi genommen. Wir haben das Haus auch gleich gefunden – blöderweise war keiner da. Ich konnte aber den Vermieter erreichen, der mir sagte, dass gleich jemand da sein würde und es einen Trick gibt, wie man das Hoftor öffnen kann. So saß ich dann eine Dreiviertelstunde immerhin im Hof und nicht auf der Straße, bis die Hausverwalterin kam. Ab da war dann alles prima. Das Haus war riesig. Viel zu groß für mich, aber nun mal der beste Deal, den ich auf der Insel bekommen konnte. Aber ein bisschen gruselig ist es schon, wenn man ganz alleine ist und das Haus relativ abgelegen liegt. Zudem war es über zwei Stockwerke aufgeteilt und man kam nur über die Außentreppe hoch. Das hat dann dazu geführt, dass ich, falls ich oben mal nicht abgeschlossen hatte, während ich unten gekocht hab, das komplette obere Stockwerk abgesucht habe, bevor ich ins Bett bin (inkl. hinter Vorhängen und unterm Bett schauen – klingt jetzt für viele lächerlich – aber ich konnte dann viel besser schlafen).

Am nächsten Tag ist es dann passiert: Ich habe einen Reisekoller (so nenne ich das jetzt einfach mal) bekommen. Seit 9 Wochen war ich nie länger als 2, maximal 3 Nächte an einem Platz und ich war es einfach leid, nach 3 Nächten wieder alles packen zu müssen und die Tage vollzuplanen mit Sightseeing und Erlebnissen. Ich war einfach müde und reizüberflutet. Also hab ich die Vermieter gefragt, ob ich noch 2 Nächte dranhängen könnte, um somit 5 Tage auf einer Insel zu verbringen, von der man an einem Tag locker alles besichtigen kann. Das Haus war noch frei, also blieb ich da.

Und ich hab einfach mal nix gemacht, außer meine ganze Wäsche durchzuwaschen (zum ersten Mal seit Wochen nicht mit der Hand sondern einer Waschmaschine) und ein bisschen rumzulaufen. Generell bin ich in Bequia fast überall zu Fuß hin. – Kann man schon mal machen, wenn es von der Westküste zur Ostküste 40 Gehminuten sind 😉

Gut, einmal war ich tauchen, bei einem Schiffswrack und einmal schnorcheln, da hab ich unter Wasser gesehen, wie Vögel ins Wasser stürzen, um Fische zu fangen.

Die Abende hab ich dann nicht mit Blogschreiben, Foto- und Videobearbeitung verbracht, sondern mit Netflix schauen. Bequia war also meine Faulenzstation auf der bisherigen Reise.

Trotzdem hab ich von der Insel so einiges mitbekommen. Es gibt dort ganz nette Strände. Im Internet und meinem Reiseführer wird der Princess Margaret Beach sehr gelobt, aber persönlich fand ich den Friendship Bay besser. Wie so oft, war ich auch hier wieder der einzige Mensch weit und breit und hab die Ruhe genossen. – Ich mach mir langsam schon Gedanken, ob ich überhaupt noch sozial integrierbar bin, wenn ich immer allein unterwegs bin 😉

An einem Tag bin ich gegen Abend mit meiner Hängematte Richtung Strand marschiert, aber Bequia ist keine Hängematten Insel. Da gibt es nämlich nicht viele Palmen sondern nur Manchinelbäume, vor denen immer Warnschilder stehen, weil die Rinde, die Früchte und die Blätter giftig sind. Laut Wikipedia hat schon Kolumbus auf seiner zweiten Reise 1493 Bekanntschaft mit den giftigen Früchten gemacht und zwar haben die Kariben ihre Pfeile mit dem Saft des Manchinelbaums vergiftet und sie haben Gefangene an den Baumstamm gebunden, um sie langsam und schmerzhaft zu töten. Also hab ich meine Hängematte lieber Hängematte sein lassen und sie nicht aufgehängt. – Safety first 😉

Ein paar Einheimische waren schwimmen und haben mich zu sich eingeladen. Dort hat dann jeder eine Mango zugeworfen bekommen und ich hab das größte Mango-Learning meines Lebens gehabt: Der beste Ort überhaupt, um eine Mango zu essen, ist im Meer. Denn es ist ja immer eine Wahnsinns-Sauerei und wenn man sie im Meer isst, taucht man danach einfach unter und Schwups klebt nix mehr.

An meinem letzten Tag auf Bequia bin ich dann in den Norden gelaufen. Dort gibt eine Meeresschildkröten Station. Die kleinen Meeresschildkröten werden dort aufgezogen bis sie 5 Jahre alt sind und dann ausgesetzt, damit sie eine hohe Überlebenschance haben in der freien Natur.

Nach 5 Tagen waren meine Batterien wieder aufgeladen und ich war wieder neugierig auf neue Stationen und so ging’s morgens ab auf die Fähre. Zwar war ich schon südlich von St Vincent, aber um auf die noch weiter südlich gelegene Insel Union Island zu kommen, musste ich zuerst zurück nach Kingstown, um dort die nächste Fähre zu nehmen. Morgens um 9 Uhr ging’s also los. Um 12 Uhr hätte die Fähre von Kingstown nach Union Island gehen sollen und 3,5 Stunden brauchen. Losgefahren sind wir um halb 2 und angekommen Abends um 21h.

Ich war also 12 Stunden lang auf der Fähre unterwegs. Hätte ich das gewusst, hätte ich mir einen Flug genommen… Die Einheimischen haben selber gesagt, dass diese Fähre so schlimm ist und sie sie nur benutzen, wenn es gar nicht anders geht. – Mal wieder ein Fall von „hinterher ist man schlauer“

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.