Hallo meine Lieben,
sorry, dass in letzter Zeit die Beiträge so lange haben auf sich warten lassen. Die Internetverbindungen ließen sehr zu wünschen übrig. Heute erzähle ich Euch von meinem Grenada Dschungel Abenteuer im Juni. Ich hatte mir vorgenommen, teils mit dem Bus, teils zu Fuß den Annandale Wasserfall, den Grand Etang See und die Seven Sisters Wasserfälle zu erkunden. Soweit so gut. Ich bin also mit dem Bus los und nach Annandale. Dort waren für meine Verhältnisse viele Touristen da und ich hab relativ schnell wieder Reißaus genommen. Im Bus hatte ich meinen Nebensitzer noch gefragt, ob es denn einen anderen Weg zum Grand Etang See gäbe als an der Hauptstraße entlang. Er meinte dann, dass ich das lieber lassen soll, weil ich eine Machete bräuchte und es bei den ganzen Regenfällen nicht ungefährlich sei. Nach dem Wasserfall bin ich dann ein bisschen rumgelaufen und hab ein Mädchen auf der Straße getroffen, ich hab sie nochmal gefragt, ob es einen Querfeldeinweg zum See gäbe und sie meinte es gibt ihn und hat mir erklärt, wo ich langlaufen müsste. Nachdem sie mich nicht gewarnt hat, dass es gefährlich wäre und sie schließlich nebenan wohnt, hab ich beschlossen, es zu versuchen. Also bin ich auf den Berg hochgewandert, zunächst war da noch ein Pfad. Manchmal musste ich mich zwar an den Pflanzen festhalten, damit ich rechts nicht den Abhang runterrutsche, aber es ging noch. Ein paar hundert Meter später hab ich den Weg dann verloren. Aber da es mir davor gegraust hat, den Weg, den ich gekommen bin, wieder zurück zu laufen, dachte ich mir, dass ich einfach immer weiter auf den Berg hochlaufe, dann muss es auf der anderen Seite ja auch irgendwie wieder runtergehen und dort liegt schließlich der See, zu dem ich wandern will. Rückwirkend betrachtet war das ein ziemlich dumm gedacht und ein riesen Fehler.
Ich hab mich also an Pflanzen, Lianen und Bambusbäumen den Berg hoch gezogen und mir den Weg freigetrampelt. Bin unter umgefallenen Bäumen durchgekrabbelt, über andere Bäume drübergestiegen und hätte ein Königreich für eine Machete und ein Kletterseil gegeben. Gleichzeitig hab ich der Natur gedankt, dass es auf Grenada scheinbar keine Brennnesseln gibt.
Die Bilder geben Euch einen kleinen Eindruck davon, wie hoch das Gras, wie dicht das Gestrüpp und wie steil der Berg war:
Nach ca. einer Stunde bin ich dann auch oben am Berg angekommen. Doch dann kam der eigentliche Tiefpunkt: Auf der anderen Seite ging es noch steiler nach unten und es war noch dichter bewachsen. Das sah dann so aus:
Ich hab mir also meinen Weg gebahnt, habe Bambusstämme zur Seite gebogen und mich drangehängt, damit ich quasi am Stamm bis zum nächsten Baum weiter unten am Hang komme. War kein Bambus da, hab ich mit Lianen gearbeitet. Was hab ich mich verflucht. Zwischendrin hab ich Markus meinen GPS Standort geschickt, als Hinweis, wo gesucht werden muss, falls ich verschwinde. In einem Moment war eine richtig blöde Situation, da hab ich mich an einem umgefallenen Baumstamm festgehalten, der Quer auf meiner Hüfthöhe lag, als ich mich gerade draufgestützt habe, um nicht den Abhang runterzurutschen, ist er abgebrochen und ich bin Bauch voraus in den abgebrochenen Stumpf gefallen. Ich konnte es aber gut abfangen und ist nix passiert. Aber in einem schlechten Horrorfilm hätte er mich durchbohrt… Nach einiger Zeit habe ich dann sowas wie ein Feld erreicht. Zumindest konnte man sehen, dass da irgendwas umgegraben wurde, ich bin dann den Rand des „Feldes“ abgelaufen und hab nach Fußspuren gesucht. – Und eine gefunden!!!! Ich glaub ich war mein ganzes Leben noch nie so froh darüber, Fußspuren zu sehen. Dann bin ich ihnen nachgelaufen und kam zu einem Weg!!! Ihr könnt Euch glaub ich gar nicht vorstellen, wie froh ich war, diesen Weg gefunden zu haben. Ich hab dann beschlossen, dem Weg zu folgen, egal wo er hinführt, ich wollte nur nicht mehr zurück ins Dickicht des Dschungels. Und auch wenn es mittlerweile geregnet hat wie aus Kübeln, das war mir egal, ich war glücklich 🙂
Der Weg hat dann u.a. zu einer vermoderten Brücke geführt. Aber ich hab mir genau angeschaut, welche Bretter morsch waren (die die schon weggebrochen sind, waren ja eh klar) und hab meinen Fuß dann jeweils dorthin gesetzt, wo noch eine Querverstrebung drunter war.
Und so kam ich schließlich irgendwann zurück in das Dörfchen Annandale, ungefähr an die Stelle, an der ich losgelaufen bin. Laut GPS Position hatte ich es immerhin halb bis zum See geschafft, bevor mich der Weg wieder zurückgeführt hat.
Im Anschluss bin ich dann mit dem Bus und dann per Anhalter zum Grand Etang Lake gefahren. Wenn ich schon das ganze Abenteuer betreibe, um den See zu sehen, muss ich ja schließlich auch hin. Doch der See war sehr ernüchternd. Gut vielleicht sind wir Europäer mit Seen auch einfach zu verwöhnt. Spektakulär war er für mich auf jeden Fall nicht.
Ja und weil ich schon fast dort war, habe ich beschlossen, dann noch den Weg zu den Seven Sisters Wasserfällen zu laufen. 3 km später – mittlerweile um 16 Uhr bin ich dort eingetroffen. Es geht dann erstmal einige hundert Stufen nach unten zu den Wasserfällen, aber der Ausflug lohnt sich definitiv. Es gibt dort sogar einen Hochseilgarten. – Der hatte aber schon geschlossen.
Nachdem ich dann ein bisschen mit meinen Schuhen durchs Wasser gewatet bin, um sie nach meiner Dschungelwanderung wieder etwas sauber zu kriegen und dann den Rückweg angetreten habe, sind mir schon die Security Guides entgegengekommen, weil ich die einzige Besucherin war und es langsam zu dämmern begann. Von ihnen hab ich dann noch erfahren, dass man eine ausgiebige geführte Tour zu allen sieben Wasserfällen machen kann, weil im Tal sieht man eben nur zwei der „seven sisters“. Das hab ich dann leider verpasst. Trotzdem hat der Tag somit noch einen gelungenen Abschluss bekommen.