Davon abgesehen, dass ich in Granada im Dschungel verloren gegangen bin, hab ich noch jede Menge anderer Dinge auf der Insel erlebt. Mein persönliches Highlight war der Tauchgang zu dem Underwater Sculpture Park. Hier wurden vor einigen Jahren Skulpturen Mitten im Meer versenkt und installiert, die mittlerweile schon korallenbewachsen sind und sich die Fische freuen, um die Figuren herumzuschwimmen. Den Tauchgang habe ich als einzige Taucherin zusammen mit ein paar Schnorchlern gemacht. Zuerst ging’s zu einem Riff mit vielen bunten Fischen und Korallen. Hier ein kleines Fische-Video für Euch:

Danach besuchten wir das eigentliche Highlight, die Skulpturen. Ich hatte im Vorfeld noch kurz überlegt, ob ich aus Kostengründen nur zum Schnorcheln hingehen soll, aber nachdem die Figuren auf 8 Meter Tiefe installiert sind, habe ich mich für den Tauchgang entschieden und es war definitiv die Richtige Entscheidung. Dieser Tauchgang war mit der Schönste und Beeindruckendste, den ich bisher gemacht habe. Es war irgendwie mystisch, um die Skulpturen herumzuschwimmen und die Gesichtsausdrücke der Figuren zu sehen. Besonders toll war es, weil ich alleine dort unten war. Der Skulpturenpark besteht aus der Hauptattraktion, einem Kreis von Menschen, dann noch einer Person auf einer Parkbank, die ein Selfie macht, einem Mann, der Schreibmaschine schreibt, einer Figur mit ausgebreiteten Armen, die scheinbar anlässlich des Jahrestages eines Schiffsuntergangs installiert wurde und einer Meerjungfrau. Dabei sind diese Figuren scheinbar schon die neueren, weil wir auch an einer älteren Skulpturengruppe vorbeikamen, die bereits umgefallen war. Ich hab unter Wasser fleißig gefilmt, um Euch ein paar Eindrücke mitzugeben:

An einem anderen Tag war ich super aktiv unterwegs und hab mal wieder alles mit dem Bus bereist. Auf ging es in Richtung Westen der Insel. Der Bus hat mich an der Hauptstraße rausgelassen, von wo ich noch so 3 Kilometer zum Concord Wasserfall laufen musste. Diverse Autos wollten mich mitnehmen, aber ich war ja zum Wandern dort, bin also munter weitergelaufen. Beim Wasserfall angekommen hab ich mir dann ein kleines Erfrischungsbad gegönnt. In Grenada gibt’s quasi an jedem größeren Wasserfall einen oder ein paar Klippenspringer, die von der Klippe springen und von den Touris dann Geld bekommen. Dieser Klippenspringer war schon sehr beeindruckend, weil er erst mit Anlauf losspringen musste, weil er sonst am vorstehenden Felsen zerschellt wäre und dann aus 20 Meter Höhe mit Überschlag ins Wasser sprang. Er hat mich gefragt, ob ich mich traue. Ich hab kurz hochgeschaut und nach ca. 0,2 Sekunden beschlossen: Neeee, lieber net. Er hat mir dann einen kleinen Felsvorsprung gezeigt, von dem man von 5 Meter springen konnte. Das hab ich dann gemacht, drum bin ich jetzt auch noch am Leben. Ich hab mich verabschiedet und gesagt man sieht sich.

Ich hatte gehört, dass es noch einen anderen Wasserfall, weiter im Hinterland geben soll. Der Wachmann wollte mir dann einen Guide andrehen, aber ich hab gesagt, ich geh lieber alleine und falls das nicht möglich sei, gehe ich halt gar nicht. Dann hat er gemeint, dass ich schon gehen kann, aber wenn es anfängt zu regnen, muss ich sofort zurückkommen, weil es dann eine Sturzflut gibt, ich dann nicht mehr zurückkomme und er losziehen müsse, um mich zu retten. Nachdem ich ihm das versprochen habe, hat er mir die Wegbeschreibung gegeben. Die lautete so: Du gehst geradeaus, bis Du an den Fluss kommst, den überquerst Du (springend oder watend ohne Brücke), dann musst Du den Fluss noch weitere 4 Mal überqueren, dann geht’s links in den Wald rein und dann kommt der Wasserfall. Gesagt getan. Ich bin also losmarschiert und munter durch den Fluss gewatet und von Stein zu Stein gesprungen. Irgendwann hat’s dann von hinten gerufen und der Klippenspringer war hinter mir. Er hat mitbekommen, dass ich zum Fountainbleu Wasserfall laufe und hat sich spontan drangehängt. War ganz witzig und interessant. Neben der Klippenspringerei ist er Schwimmlehrer und installiert und repariert Computer. Der zweite Wasserfall war auch toll! Mitten im Dschungel gelegen und super zum Schwimmen. Danach traten wir den Rückweg an, ich hab mich an Wasserfall 1 verabschiedet und bin wieder zu meiner Hauptstraße marschiert und dort in den nächsten Bus gesprungen.

Der nächste Stopp war die Muskatnussfabrik. Die Führung ging zwar recht schnell, aber war ein echtes Highlight. Neben dem tollen Geruch nach Muskat war es super spannend zu erfahren und zu sehen, wie sie die Nüsse aussortieren, schälen, verarbeiten, paketieren und versandbereit machen, um sie in alle Welt zu versenden. Ich habe sogar ein paar Säcke gesehen, auf die Hamburg gepinselt war. Im Muskatnuss-Shop hab ich mir dann noch ein Spray gekauft, das für Gelenkschmerzen und Schwellungen etc. gut helfen soll. – Und das tut es auch wirklich. Ich hab mir nämlich beim zweiten Wasserfall den Fuß verletzt, der nach meiner ganzen Wanderei an dem Tag dann ziemlich geschwollen war und das Spray hat Wunder gewirkt.

Nach der Muskatnussfabrik ging es für mich nochmal weiter in Richtung Norden. Dort gibt es die Ortschaft Diamond mit einer Schokoladenfabrik. Leider war die Frau, die die Führung gemacht hat mehr als nur lustlos unterwegs, dementsprechend unspektakulär war dieser Ausflug und da ich schon etwas später dran war, waren auch die Bauern nicht mehr auf dem Feld. Nachdem ich mir dann eine Tafel Schokolade gegönnt habe, trat ich auch den Rückweg an, aber nicht ohne mich im örtlichen Pub noch auf ein Bier unter die WM-schauenden Locals zu mischen. Im Anschluss ging’s glücklich über die ganzen Erlebnisse zurück zu meiner Unterkunft.

An einem weiteren Tag lief meine Planung nicht so gut: Ich habe versucht, den Norden ebenfalls mit dem Bus zu erkunden. Doch hier bin ich an die Grenzen des öffentlichen Verkehrs gestoßen. Ich war 2,5 Stunden im Bus unterwegs, bis mir der Busfahrer dann sagte, dass ich es ohne Taxi und ohne Begleitung nicht zu meinen auserkorenen Plätzen schaffen werde. Er hat mir dann einen Mann aus dem Bus als Guide angedreht, nach initialem Wehren hab ich nachgegeben und zugestimmt, dass er mich begleitet. Wir sind also mit einem weiteren Bus gefahren, sind dann nochmal umgestiegen und von dort gelaufen. Das Ziel war eine alte Rum Destillerie, die seit dem 19. Jahrhundert mit den gleichen Maschinen und Verfahren arbeitet. Bei der Tour hab ich gelernt, dass ihr Rum, den sie seit jeher herstellen 75% Alkoholgehalt hatte, sie aber seit dem Terroranschlag vom 11. September einen neuen Rum mit 69% herstellen, da es seitdem die Regelung gibt, dass Rum über 70% nicht im Flugzeug transportiert werden darf. Es war schon sehr spannend, die Massen an Zuckerrohr, die alten Maschinen und das Wasserrad zu sehen, das scheinbar das einzige noch funktionierende in der westlichen Hemisphäre ist. Zum Abschluss gab es eine Mini Rumverkostung, bei der ich wieder darin bestätigt wurde, dass purer Rum einfach nicht mein Getränk ist (@Lena: ich sag nur Guadeloupe… hätten sie noch etwas Saft für uns 🙂 🙂 🙂 ).

Eigentlich wollte ich noch zu einem Aussichtspunkt auf einem Berg, dem sogenannten Welcome Stone, aber dafür war es dann schon zu spät. Mein Spontanguide hat mich dann noch zu ein paar ganz netten Plätzen geführt, hat mir immer wieder gesagt, dass ich die erste Touristin bin, mit der er jemals in Kontakt war und seine Führung war auch echt süß. So wurden mir nicht wie bei einer normalen Führung geographische oder geschichtliche Details erörtert, sondern erklärt, wer in welchem Haus wohnt, an welchen Häusern er selbst mitgearbeitet hat und wann die Schule ihr Sportfest hat. Als wir so an der Straße entlanggewandert sind, hat uns ein Bekannter von ihm aufgegabelt und an einen Strand gefahren, von dem man die Aussicht hat, die ich von dem Aussichtspunkt haben wollte. Dann hat er mich noch im Bus zu dem Bus gebracht, den ich nach Hause nehmen musste, hat sich beim Busfahrer versichert, dass er mich auch dorthin fährt und wir haben uns verabschiedet. Somit wurde der Tag von einer anfänglich frustrierenden Situation zu einem echt schönen Erlebnis.

Insgesamt hab ich in Grenada in drei unterschiedlichen Unterkünften gewohnt. Meine letzte Bleibe war über AirBnB bei Lucille. Sie war super bemüht, dass ich von der Insel mehr kennenlerne als nur die gängigen Sightseeingplätze. So hat sie mich zur Zumba Stunde mitgenommen, bei der neben den normalen Salsa Elementen viele karibische Dancemoves mit drin waren. Ich finde, dass ich mich in Sachen Hüftschwung und Booty Shake ganz gut geschlagen hab :). Außerdem war ich so glücklich, dass ich wieder Zumba machen konnte, weil das wegen meinem Rücken über Jahre hinweg nicht möglich war. An einem anderen Abend bin ich mit Lucille zum Yogakurs mit anschließendem Kinoabend. Die Yogastunde war toll! Ich hab schon lange kein Yoga gemacht und wollte das während meiner Reise eigentlich regelmäßig tun, was bisher leider noch nicht passiert ist, ich jetzt aber aktiver angehen will. Nach der Stunde wurde der Beamer aufgebaut, jeder hat mitgebrachte Getränke und Snacks in die Mitte gestellt und wir haben Lion angeschaut. Was für ein schöner aber auch trauriger Film. Es war so schön, mit den Einheimischen dort in ihren Alltag einzutauchen und auch für mich, mal wieder ganz normale Alltags-Dinge zu tun und nicht nur das klassische Touriprogramm zu machen.

 

Insgesamt kann man sagen, dass Grenada ziemlich viel zu bieten hat: Tolle Strände, schönen Dschungel, Manufakturen und Kultur. Es ist touristisch mehr erschlossen, als die anderen Inseln, die ich besucht habe.

Damit endete meine Grenada Etappe dann auch schon und es ging weiter nach Tobago. Da ich am letzten Tag gar keine East Caribbean Dollar mehr hatte und es in Trinidad und Tobago eine andere Währung gibt, hab ich beschlossen, kein Geld mehr abzuheben, sondern einfach zum Flughafen zu laufen. Gesagt getan – es ging auf nach Tobago.

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