Quito war der Ausgangspunkt unserer Roadtrip-Etappe. Gut war, dass uns unser Auto vor die Haustür gebracht wurde. Schlecht war, dass ich seit Monaten kein Auto mehr gefahren bin, wir ein relativ großes Auto gemietet hatten und ich uns durch die engen Straßen von Quitos Altstadt sowie den verrückten und chaotischen Verkehr quälen musste. Einmal hat uns Google Maps mit einer 160° Drehung eine Straße hochgejagt, die so steil war, dass die Vorderseite des Autos anfing, sich dran aufzuhängen. Daher beschlossen wir, lieber rückwärts wieder runter zu fahren und uns einen anderen Weg zu suchen.

Der erste Roadtrip Tag stellte sich als eine kleine Kamikaze-Aktion heraus. So hätten wir für das Programm locker 1,5-2 Tage statt einem Dreiviertel-Tag planen können, aber es kommt halt wie es kommt.

So fuhren wir zuerst zum Cotopaxi, der mit 5897 m der zweithöchste Berg Ecuadors ist und einer der höchsten aktiven Vulkane der Erde. Man konnte mit dem Auto relativ weit hochfahren, nur sollte die Autovermietung besser nicht erfahren, über welche Pisten wir gejagt sind… Nachdem ich beim Aussteigen fast weggeweht wurde und halb erfroren bin, haben wir beschlossen, uns eine Wanderung zu sparen, zumal die Landschaft nur noch aus Sand und Stein bestand. Der Cotopaxi war aber freundlich mit uns, die Wolken haben sich verzogen, sodass wir die verschneite Spitze sehen konnten.

Danach ging’s auch schon weiter zum Quilotoa Kratersee. Die Fahrt dorthin ist nichts für Reiseübelkeitsanfällige da es ca. eine Stunde lang nur über Serpentinen geht. Auf der Fahrt gab es aber auch jede Menge zu sehen: Abgesehen von der tollen Landschaft, die in der Abendsonne nur so strahlte, entdeckten wir Lamas und Alpacas, Kühe und Schafe, die von Bauern in traditionellen Gewändern heimgetrieben wurden. Für uns war die Fahrt ein kleines Wettrennen gegen die Zeit, weil wir später dran waren als geplant und den Kratersee unbedingt noch vor Sonnenuntergang sehen wollten. Das haben wir zum Glück geschafft. Zum Herumwandern fehlte uns leider die Zeit, dann mussten wir schon weiter Richtung Baños fahren, wo wir die nächsten Tage übernachten würden.

In Baños kamen wir an, als es schon stockdunkel war. Da half uns natürlich nicht, dass die Unterkunft, die wir gebucht hatten, außerhalb im Grünen liegt. Wir hatten eine kryptische Wegbeschreibung, die ungefähr so lautete: Am Busterminal vorbei, über eine kleine Brücke, danach links, dann über eine einspurige Brücke, um die Kurve und an der Straßenlampe den Feldweg links. – Ich muss sagen, dass ich sehr stolz auf uns war, dass wir das Haus auf Anhieb gefunden haben. Somit hatten wir dann unser kleines Landhaus mit Blick auf die Berglandschaft, die Baños umgibt. Eine tolle Überraschung war auch ein richtig gutes unerwartetes Frühstück mit frisch gebackenen Croissants.

Nur mit dem Wetter konnte ich mich noch nicht so recht anfreunden, morgens hängt in dem Tal der Nebel fest und Nieselregen war unser steter Begleiter. Nun ist Baños vor allem für Aktivitäten wie Rafting, Canyoning oder Tubing bekannt. Bei 15 Grad und Regen konnte ich mir das aber so gar nicht vorstellen, also haben wir uns einem eher ruhigeren Sightseeing Programm gewidmet.

Unser Ziel war der Wasserfall Pailon del Diablo. Ich muss ja sagen, dass ich in der Karibik einige Wasserfälle besucht hatte und mir daher keinen Wow-Effekt vom Pailon erhofft habe. Damit lag ich allerdings komplett falsch. Die Wassermassen stürzen mit solch einer Wucht  in die Tiefe, dass es einem die Sprache verschlägt. Zudem wurden Treppen über die Felsen gebaut, so dass man super nah an den Wasserfall rankam und man konnte sogar durch einen Felsdurchgang krabbeln und kommt hinter den Wasserfall. – Was wir natürlich gemacht haben und dann auch endgültig patschnass waren. Danach haben wir uns den Wasserfall dann noch von einer Hängebrücke von oben angeschaut, was auch ziemlich cool war.

Hier ein paar Eindrücke vom Wasserfall und unseres Ausflugs:

Am nächsten Tag in Baños sind wir dann noch mit einer sehr improvisierten Seilbahn zu einem anderen Wasserfall gefahren. Ihr müsst Euch eine tiefe Schlucht vorstellen und jemand spannt ein Stahlseil drüber und hängt an dieses Stahlseil einen überdimensionierten Metallkorb, in den steigt man dann ein und fährt mit Hilfe eines LKW Motors über die Schlucht… Ich hatte so meine Zweifel aber wir sind lebendig wieder zurückgekommen.

Danach ging’s zum „Casa del Arbol“ seit vor ein paar Jahren ein Bild von der Schaukel über dem Abgrund durch die Medien ging, ist dieser Platz schon lange kein Geheimnis mehr. Das war der nervigste Teil des Baños Aufenthaltes, Schlange stehen, während sich Mädels in Blusen und Kostümen, geschminkt bis zum Gehtnichtmehr in Pose schwingen auf der Schaukel. Uns war das alles ein bisschen zu viel. Wir sind dann zu einer Baumhaus-losen Alternativschaukel, haben etwas geschaukelt und den Platz dann so schnell wie möglich wieder verlassen. Da bin ich dann doch lieber an weniger bekannten, dafür aber nicht so überlaufenen Orten.

Der krönende Abschluss unseres Baños Ausfluges waren ein Spa Aufenthalt und Planschen im Pool sowie ein leckeres Steak im uruguayischen Steakhouse, das sich verwirrenderweise „El Polaco“ (also „Der Pole“) nennt und von dem wir vermuten, dass nicht so oft Gäste vorbeikommen, weil sich der Besitzer so unendlich über unseren Besuch gefreut hat. Ein kleines Spektakel war dort, dass „El Polaco“ während dem Schauen eines Fußballspiels eine 3 x 2 Meter Uruguay Flagge ausgepackte und sie seinem Bruder in Montevideo per Videocall präsentierte. Wir wurden dann auch noch seinem Bruder vorgestellt… Alles sehr skurril aber super witzig.

Damit war unsere Zeit in Baños vorüber und es ging weiter nach Alausi, um unter anderem mit einem Andenzug zu fahren. Dazu mehr im nächsten Eintrag.

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