Hätten wir unsere Kolumbienreise effizient geplant, hätten wir von Bogota aus eigentlich mit dem Bus die Kaffeeregion besuchen müssen. Allerdings konnten wir erstmal keine Berge mehr sehen, darum war der erste Stopp Cartagena. Wir wollten Wärme und ans Meer.

Wir kamen am Samstag Abend in Cartagena mit dem Flieger von Bogota an. Die AirBnB Hausverwalterin hatte unsere Ankunftszeit verplant, also saßen wir erstmal eine Dreiviertelstunde im Hof rum. Als sie dann endlich kam und wir reinkonnten, war es super. Das Haus wurde neu gebaut und die Wohnung war super schick.

Cartagena wird oft als die Perle der Karibik beschrieben und sie haben recht! 🙂 Die Stadt gilt als eine der schönsten der gesamten Karibik und wurde 1984 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Cartagena war früher das Epizentrum des Handels mit Gold, Silber und Edelsteinen und hatte aufgrund seiner geschützten Lage direkt am Meer seit jeher eine wichtige Bedeutung für das Land. Heute ist es mit 1,2 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt in Kolumbien. Das historische Zentrum ist umschlossen von einer 8 km langen Stadtmauer, die während der spanischen Kolonialherrschaft gebaut wurde. Was dem Zentrum auch den Namen Walled City (Ciudad Amurrallada) verleiht. In Cartagena läuft man über Kopfsteinpflaster, man bekommt farbenfrohe Kolonialhäuser und historische Gebäude mit jeder Menge Geschichte zu sehen. Begleitet wird dies durch das Hufgetrampel der Pferdekutschen und dem Anblick der Damen aus San Basilio de Palenque mit ihren Obstkörben auf dem Kopf oder beim Verkaufen von Süßigkeiten aus Kokos.

Direkt außerhalb der Walled City kommt man zum Viertel Getsemani. Das ist das ehemalige Arbeiterviertel, das sich mittlerweile zur Hipsterhochburg entwickelt hat. Es gibt dort super viele Bars, Restaurants und Hostels und somit das absolute Lieblingsziel für Backpacker. Im Prinzip sieht Getsemani mit seinen farbenfrohen Gebäuden aus wie die Walled City, nur halt ohne Prachtbauten. Dafür ist es um einiges entspannter durch die Straßen zu schlendern und es gibt dort noch Wohnhäuser, während die Walled City quasi nur aus Touri-Shops, teureren Restaurants und Hotels besteht. Wem Fotografieren gefällt, der wird Cartagena lieben. Der arme Markus musste also immer warten, bis ich mit meiner Fotografiererei fertig war. Der Deal war dann erstmal Frühstücken (für Zufriedenheit im männlichen Magen sorgen) und für ihn jeweils einen Schattenplatz finden, dann kann ich Fotografieren so viel ich will 😉 Gesagt getan und hier seht Ihr ein paar (naja OK, viele ) Eindrücke der Stadt:

Walled City:

 

Getsemani:

 

Hafengegend:

Am Nachmittag machten wir noch eine Freewalking Tour, die war allerdings ziemlich zäh. So ein bisschen wie Geschichtsunterricht mit einem sehr langweiligen Lehrer. Gelernt haben wir natürlich trotzdem was und ein paar recht spannende Infos waren auch dabei. Z.B. dass in Cartagena aktuell auf einen Mann vier Frauen kommen – so gesehen also das Paradies eines jeden männlichen Singles. Außerdem erfuhren wir noch, dass – genauso wie in Köln – am 11.11. Karneval gefeiert wird, eine Tradition aus der Sklavenzeit. An diesem Datum hatten die Sklaven einen Tag frei und feierten ihren Karneval. Überhaupt war Cartagena früher nicht nur Umschlagsplatz für Gold, Silber und Diamanten, sondern auch einer der größten Sklavenmärkte Südamerikas. Von Cartagena aus wurden mehr als 1 Million Sklaven nach Südamerika für Arbeit im Bergbau oder auf Plantagen weiter verkauft.

Und dann kam der Ausflug, der mir von meiner gesamten Reise am wenigsten gefiel. Ich hatte über San Basilio de Palenque, dem „ältesten freien Dorfes Amerikas“ gelesen. Das wurde von der UNESCO zumWeltkulturerbe ernannt. Im 16. Jahrhundert organisierten sich afrikanische Sklaven auf der Flucht aus der gesamten Region um Cartagena und bauten sich ein Dorf als Zufluchtsort. Die Kämpfe dauerten bis 1713 an, bis schließlich Frieden geschlossen wurde unter der Auflage, dass keine weiteren Sklaven aufgenommen würden. Seither entwickelten die Bewohner ihre eigenen Traditionen, Musik und mit Bantu ihre eigene Sprache. Eine interessante Mischung aus spanischen und afrikanischen Elementen. Soweit klang das alles sehr interessant. Also machten wir unseren Ausflug dorthin. Unser Guide war super unsympathisch und hatte auch nichts Besseres zu tun, als uns vor Ort an seinen in Ausbildung befindenden Sohn weiterzureichen. Der konnte natürlich kein Englisch, obwohl wir eine englisch sprachige Tour gebucht hatten. Im Dorf gab es genau nichts zu sehen und der Musiker, den wir besuchten konnte uns keine Kostprobe seiner Musik geben weil er – jetzt haltet Euch fest – Schluckauf hatte. Wobei er während der ganzen Zeit, während wir dort waren, nicht einmal „aufgeschluckt“ hatte. Naja, alles in allem ein sehr seltsamer Ausflug und verlorener Tag. Wobei der Fisch sehr sehr lecker war, der uns auf einem Palmblatt serviert wurde. Bei Tripadvisor hatte ich gelesen, dass andere Besucher mit einem anderen Guide sehr happy waren. Ich würde nicht wieder dorthin gehen.

Doch der Tag war noch nicht vorüber und wir wollten noch was erleben, wir hatten entweder die Burg mit ihren unterirdischen Tunnelsystemen oder das Inquisitionsmuseum zur Auswahl und besuchten schließlich letzteres. Das wiederum war super interessant und gleichermaßen wirklich schockierend. Die Inquisition kam 1610 nach Cartagena und wurde bis 1821 praktiziert. Ca. 700 Menschen fielen ihr zum Opfer. Menschen wurden gefoltert und öffentlich hingerichtet. Die Kirche setzte Spione in der Stadt ein, die Menschen verrieten. Während dieser Zeit flohen auch sehr viele aus der Stadt, viele Juden z. B. nach Medellin.

Das mussten wir erstmal verdauen und beschlossen, was essen zu gehen und uns mal wieder zu betrinken. Ja und das kann man in Getsemani ganz hervorragend. Denn abends brodelt im Viertel mit all seinen Bars das Leben…

Wir liefen also munter durch Getsemani und vorbei an einer Straßensperre, weil wir dachten, dass diese nur für Autos sei. War sie aber nicht. Als wir so die Straße runter liefen, wurden auf einmal alle um uns herum nervös und einer kam zu uns hergerannt und sagte, dass wir gerade ein Filmset sprengen und ob wir bitte weiterrennen können und uns in der Parkplatzeinfahrt verstecken. Also ab mit uns in die Parkplatzeinfahrt. Da stand dann schon einer, der sich auch verstecken musste. So beobachteten wir von unserem Parkplatz aus das wilde Treiben und zwischen den zwei Filmtakes konnten wir dann auch wieder weitergehen. Unser Weg führte uns zur erstbesten Bar von der aus wir sogar die Filmarbeiten beobachten konnten. Die Kellnerin meinte, dass es eine Netflix Produktion sei, Fantasía de Brujas oder so ähnlich… Ich dachte ja schon an die nächste Staffel Narcos… 😉

Damit ging unser letzter Abend in Cartagena zu Ende und die Weiterreise nach Taganga stand an, wo wir in den nächsten Tagen einen Tauchkurs machen würden. Somit konnten wir leider die umliegenden Strände von Cartagena sowie die Rosario Inseln, einem Nationalpark von 27 Inseln im karibischen Meer nicht mehr besuchen, weil uns die Zeit sonst nicht gereicht hätte. Soll aber scheinbar recht schön sein dort. Falls Ihr mal nach Kolumbien kommt, könnt Ihr mir ja berichten, wie es dort ist 😉

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