Bevor ich in Kolumbien war, hatte ich von diesem magischen Platz noch nie etwas gehört. Doch als wir während der Reiseplanung vom Fluss der fünf Farben oder dem flüssigen Regenbogen lasen war schnell klar, dass wir dort hinreisen wollten. Zumal das Farbenspektakel nur während der Zeit zwischen Juni und November/Dezember zu sehen ist. Nach einiger Recherche wurde klar, dass es sehr mühsam bis fast unmöglich ist, Caño Cristales auf eigene Faust zu bereisen, da nur Charterflüge hingehen, die über Reiseagenturen gebucht werden und es eine maximale Besucherzahl pro Tag gibt und es sein kann, dass man, falls man auf eigene Faust hingeht, gar nicht in den Park reinkommt. Also haben wir eine Tour mit TravelGreen gebucht, die war um einiges günstiger, als andere Agenturen. Hier half es wirklich, nach spanisch sprachigen Angeboten zu suchen, wobei es vor Ort trotzdem auch einen englisch sprachigen Guide gegeben hätte.

Unser Abenteuer konnte also beginnen. Unser Flug ging nicht vom normalen Flughafen sondern der sog. Luftbrücke in Bogota für die kleinen Maschinen. Hier steigt man zusammen mit seinem Gepäck auf eine Waage und man beachte, was man mitnehmen und nicht mitnehmen darf:

Ich fasse nochmals zusammen: Streichhölzer AUF KEINEN FALL – weder Handgepäck noch Check-In Gepäck. Aber Maschinengewehre, Pistolen und Munition braucht man natürlich und darf somit ins Check-In Gepäck…

Zunächst konnten wir nicht abfliegen, weil das Wetter so schlecht war und wir sahen unseren Aufenthalt schon in Gefahr. Wenn es nämlich sehr viel regnet, wird der Nationalpark gesperrt, weil der Wasserpegel des Flusses dann so steigt, dass man ihn nicht mehr passieren kann. Es hieß also Daumendrücken und es half. Der Regen hörte auf und wir konnten losfliegen.

Unser erstes Highlight gab es dann direkt bei der Landung in La Macarena: Das Gepäck wurde doch tatsächlich von einem Maultierkarren abgeholt 🙂 🙂 🙂

Wir wurden von unserem Guide in Empfang genommen und erfuhren gleich zu Beginn einiges über La Macarena und Caño Cristales. Die Gegend um La Macarena wurde in den letzten Jahrzehnten vom Staat sehr vernachlässigt und nahezu vergessen. Dies führte dazu, dass sich die Gegend zu einem FARC Guerillagebiet entwickelte. In Bezug auf den Caño Cristales war dies – auch wenn es jetzt blöd klingt – eine gute Sache. Denn die Gegend traute sich keiner mehr besuchen, was dazu führte, dass die Natur sich komplett entfalten konnte. Der Tourismus begann vor ca. 3 Jahren vorher waren pro Jahr vielleicht 500 Leute vor Ort, um das Schauspiel zu bestaunen. Doch seit dem Friedensabkommen mit der FARC ist es nun sicher, die Gegend zu besuchen. Wir befanden uns also wieder ein einem geschichtlich sehr spannenden Ort. Hier ein paar Impressionen der heutigen Stadt:

Nach einem Mittagessen starteten wir unser Tagesprogramm. Zwar ging es noch nicht zum bunten Fluss, dafür besuchten wir aber eine Farm mit sämtlichen freilaufenden Tieren, wobei meine Lieblinge die Nasenbären waren 🙂 Der kleine gelbe Vogel auf den Bildern hat kurz danach versucht, meinen Hut zu essen – ich habe fortan also einen angeknabberten Panamahut.

Danach schwammen wir in einem super klaren – wenn auch super kalten – Fluss. Danach ging’s weiter zu einer Farm und das war echt spannend. Davon abgesehen, dass ich nach 10 Jahren mal wieder auf einem Pferd saß und danach sogar noch auf einem Bullen – von dem ich, als es angekündigt wurde, dachte, dass es so ein Kirmes-Bullriding-Holzding sei und erstmal einen halben Herzinfarkt bekam, als es hieß ich soll auf den echten Bullen klettern. Der war aber super lieb und freundlich und hat nicht versucht mich abzuwerfen.

Im Anschluss unterhielten wir uns mit dem Bauern und das war ein wirklich sehr spannendes Gespräch. Er erzählte uns von der Zeit während der Guerilla Herrschaft und dass die meisten Bauern Coca-Plantagan hatten. Seinen Anfang fand das Ganze durch Gonzalo Rodríguez Gacha, auch El Mexicano genannt, einer mächtigsten und grausamsten Anführer des Medellín-Kartells. Die Narcos Fans können mit dem Namen bestimmt was anfangen. Er richtete in der Region seine Drogenproduktions-Basis ein und sorgte für eine Transportinfrastruktur in sämtliche Richtungen. Später kopierte die FARC dieses Konzept, baute Straßen und Brücken, um die von ihnen besetzten Gebiete miteinander zu verbinden und übernahm den Drogenhandel. Zwischen 1998 und 2002 tötete die FARC viele Menschen in der Region und zwischen 2002 und 2008 griff das Militär hart durch, was allerdings auch den Skandal der Ermordung unschuldiger als sog. „Falsos Positivos“ mit sich brachte, wovon ich Euch im Beitrag Bogota Graffiti-Tour erzählt habe. Der Bauer erzählte uns, dass auf der Wiese, auf der wir gerade standen, Kämpfe zwischen dem Militär und der FARC stattfanden und sie nebenan im Bauernhaus saßen und das Gewehrfeuer hörten. Doch auch nach dem Friedensabkommen und der Vernichtung einiger Coca-Felder, um stattdessen z.B. Kaffee anzubauen, bauen einige Bauern noch immer Coca an, denn da die Region infrastrukturell vom Staat vernachlässigt wurde, können die Bauern ihre Landwirtschaftsprodukte nicht zu konkurrenzfähigen Preisen in andere Regionen verkaufen. Zumal die Brücken, die die FARC in der Vergangenheit baute im Zuge des Friedensabkommens gesprengt wurden. Für 1kg Coca-Pflanzen bekommt ein Bauer aktuell jedoch 3.000.000 Pesos (ca. 850 EUR) und es wird von den Drogenhändlern direkt am Feld abgeholt und sie kümmern sich um den Transport… Durch den Tourismus bauen sich die Leute in der Region jetzt alternative Einkommensquellen auf und es war super spannend zu sehen, wie dankbar sie für den Tourismus sind. Ich weiß nicht, wie oft uns gedankt wurde, die Reise auf uns genommen zu haben und die Gegend zu besuchen. Ich denke, dass gerade jetzt eine besondere Zeit war, den Fluss und La Macarena zu besuchen, weil der internationale Tourismus dort eben noch sehr neu ist.

Am nächsten Tag ging es für uns zum eigentlichen Highlight, zum Caño Cristales, dem flüssigen Regenbogen 🙂 Die Parkbehörde entscheidet aufgrund des Alters der Besucher, welcher Wanderweg gewandert wird. Da wir in unserer Gruppe nur 3 Leute und alle jung waren, haben wir den längsten Weg zugeteilt bekommen. 13km bunte Flüsse juhuuuuu. Dann habe ich gelernt, dass es eigentlich 8 Flüsse sind, die am Schluss zu einem zusammenlaufen und wir durften 4 der 8 überqueren.

Zunächst fuhren wir mit einem kleinen Boot den Fluss runter, danach ging’s mit dem Jeep über Feldwege und riesige Wasserlöcher immer tiefer in die Wildnis, bis wir schließlich zum Parkeingang gelangten. Und dann wurde losgewandert. Wir hatten mit der Wahl unseres Zeitpunkts ein riesen Glück. Und zwar ist die Gegend dort voll mit Pflanzen, die weiß blühten. Das tun sie allerdings nur 4 Tage im Jahr und wir erwischten genau diese 4 Tage yeeeaaaaahhhh.

Und dann sahen wir den ersten kleinen pinken Mini-Bach und waren hellauf begeistert, doch der Guide meinte, dass das gar nichts ist im Vergleich zu dem, was wir noch zu sehen bekommen würden. Und so war es auch. Ich kam aus dem Fotografieren nicht mehr raus. Dieses Naturspektakel war einfach unglaublich schön und ist scheinbar auch einmalig auf der Welt. Wir schwammen in natural Pools, tauchten zu den Wasserpflanzen, kletterten durch Gesteinsformen und duschten in Wasserfällen. Einfach ein unglaubliches Erlebnis. Neben den pinken Flüssen, sind die Gesteinsformen einfach unglaublich bizarr. So ist das Wasser z. B. 20 cm tief und auf einmal gibt es ein kreisrundes Loch mit 1 Meter Durchmesser, das dann 2 Meter tief ist. Überzeugt Euch selbst:

Beim Verlassen des Parkes kamen wir an einer Stelle vorbei, an der Rohöl aus der Erde trat. Ihr könnt Euch vorstellen, was das bedeutet… und uns wurde erklärt, dass die Regierung die Gegend zur Ölförderung freigeben wollte, sich die Aktivisten und Gegner jedoch so stark gewehrt haben, dass das Vorhaben (für den Moment?) gestoppt wurde. Wer weiß, was die Zukunft hier bringt…

Danach ging es mit dem Boot wieder zurück ins Dorf. (Als wir so über den Fluß glitten, hab ich auch beschlossen, dass ich den Amazonas noch besuchen will.) Glückselig fielen wir nach einem Abendessen, ein paar Drinks und einer Runde Billard im örtlichen Billardclub ins Bett. Dieser Tag war einer der Beeindruckendsten während meiner gesamten Reise.

Nach einem weiteren Besuch an einem anderen Abschnitt des Flusses und einem kleinen Drohnenflug, hieß es für uns Rückflug antreten – und natürlich brachte das Maultier wieder das Gepäck. 🙂 Was für ein wunderschöner Ausflug!

 

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