Cali wurde mir von ganz vielen unterschiedlichen Leuten empfohlen, sowohl Kolumbianern, als auch Touristen. Über AirBnB fanden wir eine tolle Bleibe im Magic Garden House mit toller Terrasse und Blick über die Stadt.

Schon während der Fahrt vom Flughafen erzählte uns unser Fahrer Luis super viel über seine Stadt, u.a. dass Cali  zu den ältesten Städten Südamerikas zählt und 1536 von Sebastian de Belalcazar gegründet wurde. Umgeben ist Cali von zahlreichen Zuckerrohrplantagen. Und bei mir stieg die Vorfreude auf Zuckerrohrlimonade. Spätestens seit der Netflix Serie Narcos kennt wohl auch jeder Nicht-Kolumbien-Reisende die Stadt wegen dem berühmt berüchtigten Cali-Kartell, das in den 80ern und 90ern die Drogenhochburg dominierte. Doch das ist Geschichte, heute ist Cali vor allem eins: eine Salsahochburg.

So sind wir am ersten Abend direkt bei unserer Ankunft ins Topa Tolondra, einer bekannten Salsa Bar. Montags ist dort nämlich jeweils kostenloser Salsaunterricht. Für ihn kamen wir zwar zu spät, aber wir haben noch einen Showtanz mit einer Tanzschülerin gesehen, die einen 2-Wochenkurs gemacht hatte. Ihr glaubt nicht, was man in zwei Wochen Intensivkurs so alles lernen kann.  Falls also jemand schon immer mal atemberaubend gut Salsa tanzen können wollte, Cali ist Eure Stadt! Es gibt quasi an jeder Ecke eine Salsaschule und unendlich viele Spanischschulen gibt’s gleich noch obendrein.

Am nächsten Tag erkundeten wir die Gegend um unser Viertel San Antonio und schlossen uns am Nachmittag noch einer Free Walking Tour an. Unter anderem besuchten wir „El Gato del Río“, die Skulptur eines Katers in einem kleinen Park am Fluss. Gestiftet wurde sie der Stadt vom Künstler Hernando Tejado. 10 Jahre später schrieb die Stadt eine Aktion aus, bei der einige Künstler die Freundin des Katers gestalteten. Im Park stehen neben dem Kater jetzt also noch 15 bunt gestaltete Katzen, von der bei jeder eine Erklärung dabeisteht, warum geradie diese Katze den Kater erobern wird. Insgesamt findet man in der Stadt 22 von den Katzenstatuen. Außerdem erfuhren wir von Jorge Isaacs, dem berühmten Schriftsteller der Stadt und seinem Werk „Maria“, einem Roman über eine verbotene Liebe und dass sie Auflösung des Rätsels im Wasserzeichen auf dem 50.000 Peso-Schein zu finden ist.

Da an dem Tag Nationalfeiertag war, war viel geboten in der Stadt. Die Linken hatten eine Demonstration, was ein Polizeiaufgebot mit sich brachte, wie ich es nur selten gesehen hatte. Überall in der Stadt tausende von Polizisten. Aber natürlich auch jede Menge Leute, die einfach nur den freien Tag genossen. So z.B. auch im Parque San Antonio, also direkt neben unserem Hostel. Der Park liegt etwas erhöht, was dazu führt, dass dort immer ein schöner Wind geht und die Leute es lieben, abends dort zu sitzen und über die Stadt zu schauen. Was natürlich nicht fehlen darf, ist das Drachen-Steigen-Lassen. Und dann wurden wir noch Zeugen von der unendlichen Kreativität der Kolumbianer. In einem Eck des Parkes wurde kurzerhand ein „Fahrgeschäft“ eingerichtet. Auf einem steilen Weg sind die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen auf Bierkisten den Berg runtergesaust. Unten stand dann immer einer und hat sie aufgehalten. Es war schon recht dunkel, darum sind die Bilder nichts geworden, aber es gibt Euch einen kleinen Eindruck.

Danach waren wir noch schick essen, weil man das in Cali soooo gut machen kann. Im Viertel San Antonio sind unglaublich schöne Restaurants und Bars, da fand ich es schon schade, dass man an einem Abend nur einmal essen gehen kann und ich nicht sämtliche Restaurants ausprobieren konnte 😉 – Mein Geldbeutel fand diese Tatsache allerdings sehr beruhigend.

Ein kleiner Eindruck von den Bars und Restaurants Calis:

Da die Stadt sehr weitläufig ist und wir nur zwei Tage Zeit hatten, beschlossen wir für den zweiten Tag mit Luis, der uns schon vom Flughafen abgeholt hatte, eine Stadttour mit dem Auto zu machen. – Tolle Entscheidung. Wir lernten viel über die Stadt und sahen Ecken, die wir selbst niemals gefunden hätten. So erzählte uns Luis z. B., dass Cali für seine Kliniken und Schönheitsoperationen bekannt sei und dass es bis vor einigen Jahren noch die Seguro Social gab, also quasi eine Krankenversicherung mit eigenen Krankenhäusern. Allerdings wurde diese zunächst privatisiert und dann eingestellt, weil die Gelder fehlten. Zu dem Zeitpunkt hätte ich nicht gedacht, dass ich später auf meiner Reise noch ganz viele ehemalige Mitarbeiter der Seguro Social kennenlernen würde. – Dazu aber mehr in einem anderen Beitrag.

Mit Luis besuchten wir zu Beginn unserer Tour die Statue des Stadtgründers Sébastian de Belalcázar und dann den Cristo Rey – eine große Jesusstatue, die auf dem Berg über Cali thront und ganz und gar wie die in Rio de Janeiro aussieht, nur dass hier nur 1% von den Touristenmassen in Rio ein Foto mit dem Cristo machen will 😉 Von dort oben bekommt man erstmal eine Ahnung davon, wie groß diese Stadt wirklich ist…

Auf dem Weg zum Cristo Rey kommt man an den oberen Ausläufern des Viertels „Siloe“ vorbei und der dort stationierte Panzer gibt einem eine Idee davon, was sich in dem Viertel abspielt. Vor ein paar Jahrzehnten sind viele von den Guerilleros fliehende Menscchen vom Land in die Stadt gekommen und haben illegal ihre notdürftigen Hütten auf den Berg gebaut. Diese Siedlungen wurden von der Stadt dann irgendwann als legal erklärt und vor 3 Jahren wurde eine Seilbahn gebaut, um die Leute, die auf dem Berg wohnen mit dem Rest der Stadt zu verbinden und ihnen die Möglichkeit zu geben, leichter zur Arbeit zu kommen. Doch Siloe hat 25 Barrios (Zonen) und einige davon sind heute das Zuhause von Kriminellen. Daher sollte man als Außenstehender dort nicht reingehen. Es gibt scheinbar geführte Touren für Touristen, bei denen die Veranstalter mit den jeweiligen Banden ein Abkommen haben. Aber das wurde mir nur erzählt, weiß nicht, ob das stimmt.

Luis schlug vor, dass wir mit der Seilbahn über das Viertel fahren, um einen Eindruck zu gewinnen, ohne wirklich reingehen zu müssen. Wir fuhren also zur Metrostation Canaveralejo und nahmen die Seilbahn, die über das Viertel führt.

Danach widmeten wir uns mal wieder dem Essen bzw. dem Naschen. Luis brachte uns zu DER Cholado Straße der Stadt, weil wir Cali auf keinen Fall verlassen durften, ohne Cholado probiert zu haben. Das Wassereis mit Sirup und frischen Früchten ist aber auch echt sehr sehr lecker! Danach fuhren wir noch weiter zu einer Bäckerei, bei der wir Pan de Bono probierten. Die Geschichte dahinter ist die, dass eine afrikanische Sklavin dieses Rezept nach Cali brachte und es sich seither als eines der typischen Gebäcke der Stadt gehalten hat.

Damit war unsere Zeit in Cali auch schon wieder vorüber. Es hätte noch viel mehr zu erkunden gegeben, wie z. B. den Cerro Tres Cruzes (der Hausberg Calis), den Zoo, der ganz toll sein soll oder das Naherholungsgebiet im Süden mit Wasserfall und natürlichem Pool, aber leider fehlte uns dafür die Zeit. Beim nächsten Mal 🙂

 

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