Ursprünglich wollte ich mit dem Bus nach Panama weiterfahren. Bis mir klar wurde, dass es schlichtweg keine Straße gibt. Es blieb also noch ein Flug nach Panama City oder der Wasserweg – und da letzterer viel spannender, schöner und lustiger ist, hab ich mich natürlich für diesen entschieden. Nach meiner kleinen Odyssee auf dem Weg nach Capurganá, konnte es letztendlich losgehen. Ich traf meine Reisegruppe, mit der ich die nächsten 4 Tage unterwegs sein sollte. Wir waren zu neunt und alle machten einen sehr netten Eindruck. Ein bunter Mix aus Urlaubern und Langzeitreisenden aus fünf verschiedenen Ländern.

Am Morgen der Abfahrt war erstmal nix mit schönem Wetter und paradiesischen Inseln. Los ging’s im strömenden Regen nach Puerto Obaldia. Dort mussten wir unsere toll in Plastiksäcke verpackten Taschen wieder ausladen und dem Militär zur Drogenprüfung aushändigen. Erstmal kam ein Drogenhund und dann wurde das Gepäck auseinandergenommen. Nachdem ich sah, dass sie bei Elenas Gepäck jede Seite ihres Buches durchblätterten, dachte ich mir das kann ja heiter werden, mein Rucksack war ja doch etwas ausladender als ihrer für eine 3-wöchige Reise. Als ich dran war, hab ich dem Grenzsoldaten als Aufgabe gegeben, meine Sonnencreme zu suchen, die seit dem Vortag verschwunden war. Doch mein Soldat hat die Sonnencreme und auch ansonsten nichts Illegales gefunden, wir durften also nach Panama einreisen. Nach einer weiteren Stunde hatten wir dann auch alle einen Einreisestempel im Pass und es ging weiter.

Das Wetter war dann doch gnädig mit uns, der Himmel riss auf und im Sonnenschein erreichten wir unsere erste San Blas Insel Atidub. Weißer Sandstrand, Palmen und eine Hütte. Nach den Tobago Cays die malerischste Insel, die ich je gesehen hatte. Es war ganz witzig zu sehen, wie jeder erstmal nicht so recht wusste, was er jetzt machen soll. Denn die nächsten 4 Tage ist halt einfach Nichtstun angesagt und jeder war es gewohnt, immer irgendwas zu recherchieren, zu besichtigen oder die nächste Unterkunft zu suchen. Doch dies war eine organisierte Tour und man musste halt einfach mal gar nix machen. HERRLICH. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie froh ich war, dass für vier Tage lang alles organisiert ist und ich mich um nichts kümmern musste. Ich widmete mich also dem Schnorcheln um die Insel und startete erste Free Diving Versuche. Danach ging’s mit dem traditionellen Kayak zur bewohnten Insel Caledonia, wo wir im Kuna Yala Dorf übernachten würden.

Kuna Yala

Nun ein paar Infos zu den Kuna. Die San Blas Inseln sind Kuna Territorium. Es besteht aus ca. 396 kleinen Inseln, wobei 49 davon bewohnt sind. Die paradiesischen Inseln haben eine recht bewegte Geschichte. Die Kuna zogen vor ca. 140 Jahren vom nordöstlichen Küstengebiets Panamas auf die San Blas Inseln, weil es dort kein Malaria gab. Vor knapp 100 Jahren wurden die Inseln vom panamaischen Militär besetzt und die Traditionen der Kuna wurden unterdrückt. So plante das Volk Inselübergreifend eine Revolution, um ihre Unabhängigkeit zurück zu erkämpfen. Der Revolutionstag wurde auf Karneval gelegt, weil die Soldaten dann betrunken sein würden und die Kuna sie in ihrer schwächsten Stunde schlagen könnten. Und es funktionierte. Die Kuna besiegten das Militär und die Revolution war erfolgreich. Seither leben sie wieder autonom und zelebrieren ihre schwer erkämpfte Tradition. Die Frauen tragen traditionelle Gewänder, jedes Dorf hat ein Gemeindehaus, in dem der Clanchef singend zur Gemeinde spricht. Das alles haben wir bei unserer ersten Übernachtung in Caledonia, einer der traditionellsten Kuna Inseln erlebt. Außerdem ist es den Kuna nur erlaubt, andere Kuna zu heiraten, sobald ein Kuna jemanden außerhalb der Kuna Gemeinde heiratet, muss er oder so die Inseln verlassen.

Am nächsten Tag düsten wir mit unserem Schnellboot zu zwei weiteren Inseln, verbrachten den Tag mit Schnorcheln, Essen, Rumtrinken und Nichtstun und den Abend im Dorf San Ignacio. Dort kam ich mit einem Familienvater von 11 Kindern ins Gespräch, der mir erzählte, dass nach dem 12. Kind Schluss ist und dass eine der Töchter in Panama City lebt, als Ärztin arbeitet und die Familie alle zwei Wochen in die Stadt einfliegen lässt (auf den Inseln gibt es nämlich auch Miniflughäfen). Er erklärte mir auch, dass alle Kuna auf dem Festland an der Küste Farmland besitzen und täglich mit den Kanus zum Bestellen der Felder etc. fahren. Somit ging ein recht interessanter Tag zu Ende.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter Richtung Nordwesten zwischen unzähligen kleinen palmenbestückten Inseln hindurch und als alle versuchten von der wohl beschaulichsten Insel ein Bild zu machen, erklärte uns unser Guide Brandon, dass wir uns gar nicht so zu stressen bräuchten, weil wir nämlich den kompletten Nachmittag auf genau dieser Insel verbringen würden. Juhuuuuuuuuuu!

Wir waren also auf der Mini-Insel namens Pelicano 1, die man in zwei Minuten umlaufen kann, mit weißem Sand, Palmen und unzähligen Seesternen davor, wie einem wunderschönen Riff dahinter. Ein wahrer Traum!

Nach ein paar Stunden lesen, schnorcheln, dösen, schwimmen und Drohne fliegen verabschiedeten wir uns von der wohl paradiesischsten Insel, die ich je gesehen hab und fuhren eine Insel weiter. Dort krönten wir unseren Aufenthalt dann mit springenden Delfinen, Schnorcheln mit riesigen Fischschwärmen, einem Hummerabendessen und am Lagerfeuer gegrillten Marshmellows.

Doch ein weiteres Highlight wartete noch auf uns. Am Lagerfeuer sitzend kam Brandon ganz aufgeregt und sagte wir sollen unsere Schnorchelsachen holen, wir gehen schnorcheln. Und dann kam mein absolutes San Blas Highlight: Um mich herum fing es an zu leuchten. Im Meer war der lumineszierende Plankton und bei jeder Schwimmbewegung leuchteten tausend kleine Lichter auf. Eines der faszinierendsten Erlebnisse und ein wunderbarer Abschluss einer traumhaften Reise.

Neben den wunderschönen Orten lernte ich auf der San Blas Reise auch ganz tolle Menschen kennen. Es ist immer super schön, wenn sich die unterschiedlichen Wege für ein paar Tage kreuzen und man danach den weiteren Reiseverlauf der anderen verfolgen kann :-).

 

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2 Comments

  1. Hi, das klingt ja super! Ich würde das auch gern machen, wo hast du das denn gebucht? Hast du einen Tipp?
    VG
    Annica

    • skober2018

      Hi Annica, ich hab die Tour mit San Blas Adventures gemacht: https://sanblasadventures.com/brief-guide-to-the-san-blas-islands/
      Sie bieten die Tour von Panama nach Kolumbien oder von Kolumbien nach Panama an. Ich bin in Kolumbien losgereist. Treffpunkt ist im Dorf Capurgana, dort kommt man am Besten von Medellin aus hin. Beim Abschluss Abendessen meinte unser Guide, dass man bei Empfehlung einen Rabatt bekommt. Du kannst also versuchen, den Namen des Guides „Brandon“ anzugeben und sagen, dass Du die Empfehlung bekommen hast, vielleicht bekommst Du es dann ja ein bisschen günstiger… Falls Du noch Fragen hast, kannst Du mich gerne kontaktieren. LG Steffi

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