Am nächsten Morgen ging es nach zwei Stunden Schlaf von Puerto Viejo mit dem Shuttle weiter nach Tortuguero. Nach einer Weile im Bus hat ein Tourguide angefangen zu erklären, dass wir gleich zu unserem ersten Halt kommen würden, an dem wir uns dann für‘s Rafting umziehen. Spätestens an dem Punkt war ich überzeugt, dass mich der falsche Bus am Hostel aufgesammelt hat. Mist! Das Mädel neben mir war auch sichtlich irritiert und hatte einen ähnlichen „Mist, ich bin im falschen Bus“-Gesichtsausdruck. Auf Nachfrage erklärte uns der Guide dann, dass wir schon richtig seien und unterwegs in einen anderen Bus wechseln würden, während die anderen zum Raften gehen. Puhh, nochmal Glück gehabt.

Meine Nebensitzerin, Merel,  war aus den Niederlanden und auch allein unterwegs und auf dem Weg nach Tortuguero. Wir verstanden uns recht gut und beschlossen, Tortuguero gemeinsam zu erkunden. Vom Shuttlebus stiegen wir in ein Boot um und machten bei schönstem Wetter eine ziemlich epische Flussfahrt bis zum Städtchen Tortuguero, das man ausschließlich mit dem Boot erreichen kann.

Dort angekommen marschierten wir zu einem Touranbieter, der sowohl mir als auch Merel im Vorfeld empfohlen wurde und organisierten unsere Touren.

Schildkröten

Nach einem etwas ruhigeren Nachmittag, brachen wir Abends auf, um Schildkröten beim Eierlegen zuzuschauen. Ich hatte das bisher einmal auf Java erlebt und es war ein ganz magisches Erlebnis. In Tortuguero war das leider etwas anders. Der Strand in Tortuguero ist in unterschiedliche Abschnitte eingeteilt. Man darf das Gebiet nur mit Guide betreten, was ja völlig OK ist. Jeder Schildkröte werden maximal 10 Personen zugeordnet. Der Guide läuft also mit einem einen parallel zum Strand verlaufenden Pfad und man bekommt einen Strandabschnitt zugeteilt. Dort läuft man dann auf der Straße bis auf die Höhe des Strandabschnitts und wartet, bis ein Ranger einen ruft. In unserem Fall mussten wir gar nicht warten, wir kamen zum Abschnitt und wurden sofort zum Strand gerufen. Dort waren dann bereits zwei weitere kleine Gruppen bei der Schildkröte und es wurde durchgewechselt, wer der Schildkröte zusehen darf. Sicherlich war es auch wieder beeindruckend, aber halt doch eine ziemliche Massenabfertigung und irgendwie hat das ganze Setting das Erlebnis schon ziemlich gedämpft. Da gibt es in Costa Rica andere Plätze, an denen man das viel natürlicher erleben kann.

Von zwei Seiten hatten wir gehört, dass wir ab 4 Uhr morgens an den Strand kommen können, um den Babyschildkröten beim Schlüpfen und Ins-Meer-Rennen zuzuschauen. Wir quälten uns also um 3:30 Uhr aus dem Bett und liefen zum Strand. Doch nach 10 Minuten wurden wir von den Rangern aufgegriffen, die uns erklärten, dass der Strand zum Schutz der Schildkröten von 6 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens gesperrt sei. – Super Infos, die wir da bekommen hatten… Schlafen hat sich dann auch nicht mehr wirklich gelohnt, weil wir um 6 Uhr schon wieder zum Kanufahren durch die Flusskanäle verabredet waren.

Kanutour Safari

Und das war mein absolutes Highlight!!! Unser Guide Saul war richtig gut und auch Merel entpuppte sich als ausgezeichnete Tierspotterin. Wir fuhren mit dem Kanu zunächst über den breiten Fluss und von dort aus in mini kleine Seitenarme des Flusses und mitten durch den Dschungel. Man kam sich vor wie in einem Indiana Jones Film. Wir duckten uns unter Lianan durch, liefen mit dem Kanu auf und mussten uns wieder freikämpfen und folgten rudernd einfach den Tiergeräuschen, bis wir das zugehörige Tier erspähten. Ein tolles Erlebnis!

Für mich war es ein ganz besonderer Tag, denn genau 6 Monate vorher begann meine Reise und ich feierte mit diesen tollen Erlebnissen mein persönliches Reisejubiläum. Und die Tiere ließen sich nicht lumpen. Wir sahen einen Ameisenbären, ganz viele unterschiedliche Vögel, inklusive einem, den wir den Yogavogel nannten, weil er über Minuten in einer ganz verrückten Pose wie eingefroren dastand. Dann begegneten wir noch ganz schön vielen Kaimanen, vom mini kleinen Babykaiman bis zur ausgewachsenen Mama. Wir entdeckten jede Menge Affen, Flussschildkröten, riesige Iguanas und die sogenannte Jesus Echse, weil sie über einige Meter übers Wasser rennen kann.

Die Tour hätte eigentlich 2,5 Stunden dauern sollen, aber unser Guide war so begeistert vom Wetter und der Anzahl der Tiere, dass wir 4 Stunden unterwegs waren. Somit konnten wir dann zwar keine Walkingtour mehr durch den Regenwald machen, weil wir das Boot zurück aufs Festland nehmen mussten. Das war aber egal. Die Kanufahrt war eine der besten Dinge, die ich auf meiner Reise gemacht habe.

Die Weiterreise – Auf zum Costa Rica Roadtrip

Da Merel die gleichen weiteren Reiseziele hatte wie ich, beschlossen wir zusammen weiter zu reisen. Ich hatte im Vorfeld ein Auto gebucht, das ich am gleichen Tag zwischen Tortuguero und San Jose abholen musste. Wir packten also sofort unsere sieben Sachen und eilten zum „Bus-Boot“. Doch hätten wir uns gar nicht stressen müssen. Das war nämlich kaputt. Wir warteten also so eine Stunde vor uns hin, bis es endlich auftauchte und los ging’s. Auch die Rückfahrt mit dem Boot war wieder sehr malerisch und ein toller Abschied von dem schönen Tortuguero Ausflug.

An der Endhaltestelle des Bootes wartete dann auch schon der Linienbus. Der Kapitän hatte mir erklärt, wie ich zu der Stadt komme, in der ich das Auto abholen müsse. – Natürlich wollte ich mal wieder 50 USD sparen und hab gesagt, sie müssen das Auto nicht zum Hafen bringen, ich komme zum Abholpunkt. Das alles dauerte aber viel länger als geplant. Die erste Stunde verloren wir ja schon durch das kaputte Boot und die Busfahrt dauerte nicht, wie angenommen 1 sondern, 2,5 Stunden. Wir mussten auch nur mit 3 unterschiedlichen Bussen fahren, wobei uns der letzte an der Brücke der Bundesstraße rauswarf und wir das letzte Stück zum Abholpunkt liefen, der an einer Tankstelle an der Bundesstraße lag.

Ich nahm also mein schickes Roadtrip-Mobil in Empfang, das viel größer war, als ich geplant hatte, aber aufgrund einer Aktion billiger war als das kleinste Modell, mit dem ich geliebäugelt hatte.

Der Roadtrip konnte also beginnen, Merel und ich machten uns auf den Weg nach La Fortuna.

Bereits in Puerto Viejo hatte ich viel über die Streiks gehört, bei denen Mitarbeiter aus dem öffentlichen Sektor die Straßen sperren und Reisende für Strecken, die normalerweise 3 Stunden in Anspruch nehmen 9 Stunden unterwegs waren. Bisher hatte ich davon aber noch nichts mitgekriegt. Doch auf dem Weg nach La Fortuna hatte ich dann mein erstes Streikerlebnis. Die Straße war gesperrt und die Streikenden haben nur tröpfchenweise Autos durchfahren lassen. Als sie uns sahen, wurden wir spontan in die Rede, die übers Megafon gehalten wurde, eingebaut. So ging es dann darüber, dass das Land ja sicherlich Interesse daran habe, auch weiterhin attraktiv für seine Touristen zu sein. Als sie uns dann durchließen ließ ich mein Fenster runter, reckte die Faust raus und rief „Fuerza“, was so viel heißt wie Stärke oder Macht. Das kam bei der Menge mega gut an. Die Streikenden feierten uns und ließen uns passieren. Nach meinem kleinen Einsatz als Costa Ricanische Revolutionsführerin ging’s für uns dann vorbeimanövrierend an einigen Schlaglöchern zu unserer AirBnB Wohnung in La Fortuna, wo wir nach einem kurzen Supermarktstopp die leckersten Wraps dieser Welt zubereiteten.

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