San Gerardo de Dota – Keep on rollin baby
Nach der Bootsfahrt zurück von Bahia Drake war wieder Roadtrip-Zeit und das Ziel war das costa-ricanische Hochland rund um San Gerardo de Dota. Zunächst fuhren wir noch ein bisschen an der südlichen Küste entlang und besuchten den ein oder anderen Aussichtspunkt, bevor wir anfingen, die Serpentinen zu erklimmen. Wir kamen an einer Tankstelle vorbei und ich wusste, irgendwann demnächst sollte ich mal tanken, aber ich hatte ja noch 80 km Reichweite, also beschloss ich die nächste Tanke zu nehmen. Wir kauften noch munter Früchte ein und Tamzyn erhielt vom netten Obststand Mann gleich Spanischunterricht.
Es war irgendwie gleich klar, dass San Gerardo de Dota bei den wenigsten Touristen auf dem Plan steht und die Begegnungen mit den Menschen dann auch gleich ganz anders verlaufen, man besser ins Gespräch kommt und nicht einfach nur abgefertigt wird. Wir setzten unsere Fahrt fort und erkämpften uns den Weg die Serpentinen hoch. Die Tanknadel ging immer weiter Richtung 0 und weit und breit keine Tankstelle in Sicht. Tamzyn fand dann auf Google Maps eine, die allerdings noch seeeehr weit weg war. Allerdings waren wir von der letzten auch schon so weit weg, dass sich umkehren auch nicht mehr gelohnt hätte. Wir fuhren also weiter. Immer weiter in die Berge. Dörfer gab es jetzt auch nicht mehr, dafür aber eine top Aussicht. Die Tankanzeige hatte sich bei 50 Restkilometern ausgeschaltet und informierte mich nur noch über die Tatsache, dass ich doch bitte tanken gehen solle. Seit dem Zeitpunkt der 50 Restkilometer hatten wir bereits knapp 50 zurückgelegt. Es handelte sich also nur noch um Minuten, bis wir stehenbleiben würden und ziemlich genau auf der gleichen Höhe sahen wir ein Schild, dass uns informierte, dass es noch 36 km zur nächsten Tankstelle seien.
Das klingt jetzt völlig verrückt, aber irgendwie war ich entgegen aller Fakten (36 km bis zur Tankstelle mit ca. 5 km Benzinreichweite) davon überzeugt, dass es irgendwie klappen würde und dann erreichten wir den höchsten Punkt des Bergpasses und waren auf ca. 3.300 Meter. Und ab dann hieß es Keep on rollin rollin rollin…
Ich rollte also was das Zeug hielt, Tamzyn zählte 5 km-weise nach unten und informierte, wie viele Kilometer wir noch vor uns hatten. Wir rollten vorbei an der Ausfahrt zu unserer Lodge immer weiter auf der Talstraße. Zwischendrin wurde die Straße eben und ich musste Gas geben. Stoßgebete wurden gen Himmel geschickt und gleich umgesetzt. Die Straße fiel wieder ab. 25 km, 20 km, 15 km, 10 km, 5 km, 1 km und wir konnten die Tanke sehen.
Mit dem letzten Tropfen Benzin rollten wir in die Tankstelle, glückselig und ein riesen Stein fiel mir vom Herzen. Überglücklich baten wir um einmal volltanken bitte… 🙂
Mit weitaus weniger Anspannung fuhren wir die Strecke dann wieder zurück und schlugen die Abfahrt zum Feldweg zu unserer Lodge ein. Nach 10 km Feldweg kamen wir bei unserer süßen Unterkunft Suenos del Bosque an und bezogen unsere Holzhütte am See.
Und dann kam ein ganz besonderes Highlight: Den Wäscheservice des Hotels in Anspruch nehmen. Unsere ganzen Klamotten waren von Bahia Drake noch immer klamm, die Rucksäcke schimmelten, die Schuhe waren durchweicht und den Geruch dürft Ihr Euch jetzt vorstellen. Unsere Wäsche abgeben war also ein Traum.
Unsere Unterkunft hatte neben einem kleinen See auch noch Wanderpfade durch die Hochlandwälder und wir machten uns am nächsten Tag nach einer kleinen Bootsrunde auf zu einer Wandertour, unter anderem um den Quetzalvogel zu erspähen, für den die Gegend bekannt ist. Unser Hauptziel war aber eigentlich, ein Faultier zu sehen. Tamzyn hatte nämlich während ihrer kompletten Zeit in Costa Rica noch nicht ein einziges Faultier gesehen und war fest davon überzeugt, dass es sich dabei nur um einen weit verbreiteten Mythos handeln muss. Unsere Wanderung wurde dann durch einsetzenden Regen etwas verkürzt. Wir hatten nämlich keine Lust wieder komplett nass zu werden (auch wenn ich von jetzt an immer mit meinem Müllsack bewaffnet zum Wandern gehe) und hatten uns recht schnell auf Abbruch geeinigt. Den Quetzalvogel haben wir zwar gehört, aber nicht gesehen und die Faultiere werden für Tamzyn wohl immer ein Mythos bleiben. 😉
Vulkan Irazu
Am nächsten Morgen stand dann auch schon die Rückfahrt nach San Jose an, allerdings nicht, ohne auf dem Weg beim Irazu Vulkan vorbeizuschauen. Da wir das Auto bei Zeiten abgeben mussten und nicht klar war, ob auf dem Weg nach San Jose wieder muntere Straßensperren stattfinden würden, musste die Besichtigung schnell gehen… Der Irazu Vulkan ist ohnehin gut mit dem Auto zu erreichen, sodass wir keine lange Wanderung zurücklegen mussten. Als wir am Krater eintrafen, war dieser frei zu sehen und hatte ein leuchtendes Blau. Dieser kurze Abstecher hat sich definitiv rentiert.
Von der Gegend um den Vulkan sahen wir leider nicht so viel, da gerade Wolken aufgezogen waren. Die Aussicht soll scheinbar spektakulär sein… 🙂 Nach einem kurzen aber sehr schönen Irazu Zwischenstopp fuhren wir schließlich Straßensperrungsfrei (einziges Hindernis eine Kuh) nach San Jose und gaben das Auto wieder ab. – Offizielles Roadtrip Ende.
San Jose
Da mein Flug am Folgetag erst am Nachmittag nach Guatemala weiterging, hatte ich noch Zeit die Stadt zu erkunden. Dafür hatte ich mir über AirBnB eine Fototour gebucht. Scott ist Amerikaner, lebt aber schon sehr lange in Costa Rica und hat früher als Fashionfotograf gearbeitet. Von ihm habe ich super viele Anregungen zur Bearbeitung von Fotos und hilfreiche Apps bekommen. Im Prinzip entpuppte sich die Fototour als Walkingtour durch San Jose. Durch Scott bekam ich Plätze zu sehen, die ich selbst sicherlich niemals gefunden hätte und so bekam San Jose, von dem jeder sagt, dass es sich nicht lohnt, kennenzulernen einen ganz anderen Charme. Hier ein paar Eindrücke:
Somit ging meine Zeit in Costa Rica dem Ende zu. Ich hatte allerdings noch einen ganz wunderbaren Abschied: Der Uber-Fahrer Ernesto, der uns am Vortag von der Autovermietung zum Hostel brachte, fuhr mich zum Flughafen und weil wir noch Zeit hatten, machte er einen Abstecher ein eine nahe gelegene Stadt und zeigte mir den Marktplatz und ein Denkmal und beschloss, dass wir noch ein Abschiedsbier trinken müssten, bevor ich das Land verlasse. Gesagt getan. Wir holten uns also zwei kühle Biere und stoßen auf meinen Abschied aus Costa Rica an. Er bot mir an, das nächste Mal, wenn ich nach Costa Rica kommen würde, könnte ich sein zweites Uber Auto mieten und müsste nicht auf die teuren Mietwagenfirmen zurückgreifen. Falls also mal jemand Bedarf hat, gebt Bescheid, ich stelle gern den Kontakt zu Ernesto her 😉
Schließlich am Flughafen angekommen, reflektierte ich ein bisschen über meine Zeit in Costa Rica und freute mich schon riesig, endlich Guatemala kennenzulernen. Wobei ich auch immer noch etwas traurig war, dass ich mich gegen Nicaragua entschieden hatte.