Zurück aus Baja California stand in Mexico City das große Wiedersehen mit meinen mexikanischen Kommilitonen aus Buenos Aires an: Armando und Martha. Während ich Armando fast jedes Jahr irgendwo auf der Welt treffe, habe ich Martha zuletzt bei meinem letzten Mexikobesuch vor 13 Jahren gesehen. Dementsprechend viel gab es aufzuholen 😉 Vom Restaurant aus hatten wir den perfekten Überblick über den Zocalo, also das Zentrumzentrum von Mexico City. Dort tanzten Azteken Darsteller wild über den Platz und räucherten Passanten um ihre Aura zu reinigen… Da ich nicht das Gefühl hatte, dass meine Aura irgendwie verschmutzt sei, hab ich das mal ausgelassen.
Den Nachmittag verbrachten wir dann bei klassischen Sightseeing im super beeindruckenden Anthropologie-Museum und lernten wahnsinnig viel über Azteken, Mayas und viele andere Hochkulturen Mexikos.
Der Tag der Toten – El día de los muertos
Neben unserem Wiedersehen war das Erleben des Tages der Toten das Highlight unseres Aufenthaltes. Wobei „El día de los muertos“ gleich mehrere Tage dauert.
Der Tradition nach kommen die Seelen der Verstorbenen an diesen Tagen zurück aus dem Jenseits, um ihre Familien zu besuchen. Während der Feiertage wird die komplette Stadt mit Ringelblumen und Totensymbolen farbenfroh geschmückt. D.h. überall sieht man Totenschädel und Skelette – ob als Statuen, Malerei oder zum Essen in Form von Schokolade oder Marzipan…
Am 1. November ist der Tag der verstorbenen Kinder und am 2. November der allgemeine Tag der Toten.
Da die Seelen der Toten in diesen Tagen nach Hause auf Besuch bekommen, werden in den Häusern Altare für sie aufgebaut mit orangenen Blumen wird der Weg von der Haustür zum Altar markiert. Der Altar selbst wartet dann mit einem Foto der Verstorbenen, dem Lieblingsessen und Alkohol und vielem mehr auf. Abgesehen von den Altaren in den Häusern besuchen die Familien die Friedhöfe und halten dort mit Kerzen die Nacht über eine Art Totenwache und verabschieden sich schließlich von ihren geliebten Verstorbenen wieder, wenn diese zurück ins Jenseits gehen.
Eigentlich wird der „Dia de los Muertos“ in Mexico City gar nicht so sehr gefeiert aber seit ein paar Jahren gibt es einen großen Umzug, der in einem der letzten James Bond Filme seinen großen Auftritt hatte und dadurch wurde der Tag der Toten schließlich auch international bekannter. Den Umzug verpassten wir zwar knapp aber im Zentrum waren die Fabelwesen des Umzugs noch ausgestellt. Hier bekommt Ihr einen kleinen Eindruck von den beeindruckenden Kreationen.
Um allerdings die Feierlichkeiten zum Tag der Toten erleben zu können und einen Eindruck des traditionellen Festes zu bekommen, fuhren wir zusammen mit meinen mexikanischen Freunden in ein kleines Dorf namens Mixquic.
So richtig wussten wir nicht worauf wir uns da einstellen sollten – ob es ein trauriges an den Gräbern sitzen sein würde oder eine feucht-fröhliche Party. Als wir im strömenden Regen in der Dunkelheit in Mixquic und seinem Friedhof ankamen, war klar es war ersteres. Und seitdem James Bond Film ist tatsächlich auch dieses unscheinbare Mini-Dorf vom Tourismus überrannt. Ich habe mich selten in meinem Leben so fehl an einem Platz gefühlt wie dort. Die Menschenmassen drängten sich mit Kameras über den Friedhof, vorbei an den Trauernden. Wir verließen den Friedhof so schnell wir konnten und wollten auf den Kirchturm hoch, um das Treiben von oben zu sehen, ohne die Leute direkt zu stören. Der Spaß kostete uns dann zwei Stunden anstehen – doch irgendwann ist man schon so lange angestanden, dass Aufgeben auch keine Option mehr ist. Nach einem kurzen Gang durch die Stände traten wir dann auch wieder die Heimfahrt an, die wir allerdings über unzählige Stunden im Schritt-Tempo zurücklegten, da das Dorf auf so viel Verkehr gar nicht vorbereitet war.
Alles in Allem ein interessantes aber doch auch zweifelhaftes Erlebnis, das ich nicht wiederholen muss. Ich frage mich allerdings, wie der Tag der Toten dann in der Hochburg Oaxaca abläuft. Falls jemand von Euch schon einmal dort war, freue ich mich über die Info.
Die restliche Zeit in Mexico City verbrachten wir dann beim Arzt und bei der Apotheke… Meine Erkältung, die ich seit Costa Rica mit mir herumschleppte, ging einfach nicht weg und wurde eher immer schlimmer. Beim Arzt stellte sich dann heraus, dass es ein Infekt war, der wohl ohne Antibiotika gar nicht mehr weggehen würde. Also wurde ich auf Tabletten gesetzt und es wurde endlich besser. Von Armando lernte ich, dass man in Mexiko einfach in eine Apotheke gehen muss, dort gibt es dann einen Arzt, der einen kostenlos untersucht und die Medikamente verschreiben kann. Also falls in Mexiko jemand von Euch mal akut krank werden sollte, geht einfach in die Apotheke und fragt dort nach dem Arzt. Dann läuft das.
Die Ruinen von Teotihuacán
Unseren Mexiko City Aufenthalt rundeten wir dann mit einem Ausflug nach Teotihuacán ab. Was eine mäßig gute Idee war, denn halb Mexiko war dort an dem Feiertagswochenende auf Sightseeing Tour und das Wetter ließ auch zu wünschen übrig. Beeindruckend sind die Pyramiden der prähistorischen Ruinenstädte aber allemal. Seit 1987 zählt sie auch zum Weltkulturerbe der UNESCO. Teotihuacán war bereits 600 v. Chr. besiedelt und zählte zeitweise sogar eine Bevölkerung von 20.000 Einwohnern. Damit war sie zeitweise die größte Stadt Amerikas und eine der größten der Welt. Doch 750 n. Chr. wurde die Stadt verlassen und als die Azteken auftauchten, fanden sie Teotihuacán schon als Ruinenstadt vor. Hier seht Ihr ein paar – wenn auch verregnete Eindrücke der Ruinenstadt und bekommt auch einen Eindruck der Besuchermassen…
Für uns ging es direkt von den Ruinen in Richtung Flughafen und es hieß auf nach Oaxaca.
Oaxaca – Kochkurs, Kakteen und Catrinas
Obwohl der Tag der Toten bei unserer Ankunft in Oaxaca schon vorüber war, war die komplette Stadt noch mit Blumen geschmückt und an fast jeder Ecke sah man eine Catrina Statue. Die Catrinas sind noble Damen aber halt mit einem Totenkopf, quasi das Sinnbild des Tages der Toten.
Unser Hauptanliegen in Oaxaca war es, einen Kochkurs zu machen, denn die oaxacanische (ich weiß beim besten Willen nicht, wie das Adjektiv von Oaxaca ist) Küche ist mit eine der traditionellsten und besten Mexikos.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, weil der Kochlehrer nicht auftauchte und wir dann in einem zweiten Anlauf mit einem Ersatzkoch vorliebi nehmen mussten, konnte unserem Kurs nichts mehr im Wege stehen. Wir beschlossen, Mole Negro in Angriff zu nehmen. Zunächst gingen wir mit dem Ersatzlehrer zum Markt einkaufen. Ich liebe Märkte – will man kennenlernen, wie ein Land tickt, muss man eigentlich nur die Märkte besuchen. Wir kauften schließlich alle notwendigen Zutaten ein und legten mit dem Kochen los. Und das war ein ziemlich lustiges Unterfangen: Im Grunde verbrennt man alle Zutaten, die man braucht bis alles kohlrabenschwarz ist, daraus macht man dann eine Sauce… Der Kochlehrer war der festen Überzeugung, dass es soooo arg verbrannt sein muss und schon richtig schmeckt, während wir uns ein etwas weniger verbranntes Essen gewünscht hätten. Abgesehen von der Mole Negro haben wir super stylische Tortillas gezaubert mit Kürbisblumen-Muster und ich habe den besten Trick überhaupt gelernt und zwar, wie man es schafft, dass Guacamole knallgrün bleibt und nicht braun wird an der Luft – und die Antwort ist nicht Zitrone… Wen das auch interessiert, kann sich gerne bei mir melden, dann lüfte ich das Geheimnis 😉
Gut gesättigt war unser Kochkurs nach ca. 8 Stunden dann auch irgendwann vorbei und wir ließen den Tag bei Cocktails ausklingen.
Ansonsten streiften wir in Oaxaca gemütlich durch die Straßen, gingen lecker essen (am besten sind immer noch die Taccos von der Straße) und besuchten den botanischen Garten mit Kakteen, die 2-3 Mal so groß waren wie ich (und das soll was heißen) 😉
Die Weiterreise zu planen war gar nicht so einfach, die verbleibenden Tage in Mexiko wurden gefühlt schon wieder knapp und wir hatten noch keine Ahnung, wie und wohin wir weiterreisen sollten.
Nach gefühlt endlosem Hin- und Herüberlegen und Planen beschlossen wir schließlich, mit dem Bus nach Villahermosa zu fahren, uns dort ein Auto zu mieten und mit dem die restliche Zeit in Mexiko zu Roadtrippen. Gesagt getan. Am gleichen Abend ging’s auf zum Nachtbus nach Villahermosa. – Wer in Mexiko schon mal mit dem ADO Bus gefahren ist weiß, worauf man sich einlässt: Egal ob es draußen 15, 20, 30 oder 40 Grad hat, der Bus ist immer auf ca. 16 Grad heruntergekühlt. Ohne warme Klamotten wird man einerseits krank und kann andererseits kein Auge zu tun, weil man einfach nur friert. Zum Glück waren wir vorbereitet. Es war zwar trotzdem nicht die geilste Nacht meines Lebens, aber wir haben’s gut überlebt.
Lehrerstreik und Maya-Stätten
Aus dem Bus ausgestiegen ging es ab zur Autovermietung. Davon abgesehen, dass das ganze Prozedere ungefähr zwei Stunden dauerte, bis wir endlich unser Auto in Empfang nehmen konnten, bekamen wir auch noch ein – und jetzt haltet Euch fest – Downgrade… Unser Auto war doch tatsächlich noch kleiner als das Mini-Auto, das wir gebucht hatten. Egal – wir wollten nicht noch weitere zwei Stunden vergeuden, die Koffer und wir fanden unseren Platz und los ging es.
Allzu weit kamen wir leider nicht. Denn kurz vor uns wurde die Landstraße gesperrt und es gab kein Durchkommen mehr. Es hilft halt nicht, auch wenn man im Stau ganz vorne steht… Nach einigen Unterhaltungen mit den benachbarten Stau-Autos erfuhren wir, dass es ein Lehrerstreik sei.
So warteten wir halt weitere zwei Stunden, bis es mir irgendwann zu blöd war. Ich bin also ausgestiegen, zu den auf der Landstraße Football spielenden Lehrern marschiert, hab mir zeigen lassen, wer denn der Anführer sei. Dieser erklärte mir dann, dass nach 15 Minuten ein Schwung Autos durchgelassen werden würden und wir seien auch dabei. Soweit so gut. Somit konnten wir unsere Fahrt, die wir eigentlich schon um 10 Uhr morgens starten wollten um ca. 14 Uhr dann endlich fortsetzen.
In Palenque angekommen, blieb uns leider nicht sooo viel Zeit für die Besichtigung der berühmten Maya Stätten, da wir noch ein ganzes Stück Weg bis zu unserem Tagesetappenziel Campeche vor uns hatten.
Wir nahmen uns also einen Guide und ließen uns die Geschichte der Maya Stätten erklären. Palenque wurde von den Maya ab ca. 400 n. Chr. besiedelt und ca. 800 n. Chr. tauchten die letzten Indizien für die Existenz der Stadt auf. Palenque gilt als eine der anmutigsten und elegantesten Maya-Städte, weil fast alle Gebäude mit feinen und detailreichen Stuckreliefs verziert sind. Das wohl beeindruckendste an Palenque ist die Tatsache, dass heute nur ca. 5% der Stadt freigelegt wurden, alle weiteren Gebäude befinden sich noch vom Dschungel überwuchert unter der Erde. Im Anthropologie Museum sahen wir Fotos von der Entdeckung der Grabkammer des großen Herrschers Pakal und dieses Grab befindet sich auf der Dachplattform eines Tempels in Palenque. Der mexikanische Archäologe Alberto Ruz Lhuillier entdeckte 1949 einen Eingang, hinter dem sich ein verschütteter Gang verbarg. Nach drei Jahren war der Gang ebenso wie die Grabkammer, zu der er führte, komplett freigelegt. Heute darf man die Grabkammer leider nicht mehr besichtigen.
Wir hatten totales Glück beim Besuch Palenques. Es waren nur ganz wenige Besucher da und das Wetter war einfach perfekt. So gesehen eigentlich genau das Gegenteil von Teotihuacán. 😉
Straßensperre und Hindernisfahrt
Leider mussten wir nach dem Besuch den wunderschönen Bundesstaat Chiapas auch schon wieder verlassen. Mit dem Auto umfuhren wir die Landstraße, um nicht wieder den Lehrern in die Falle zu laufen und schlugen ein paar Feldwege ein. Hier ging es natürlich super langsam voran, dafür war es landschaftlich der Hammer.
Doch dann gab es eine komische Situation: Wir fuhren durch ein kleines Dorf und als wir an die Ortsausfahrt kamen, standen auf einmal Leute links und rechts vom Weg und spannten eine Kette quer über die Fahrbahn. Rückblickend meinte Markus, dass einer von ihnen ein Gewehr dabeihatte. Das hab ich natürlich wieder nicht gesehen… Für so etwas hab ich einfach keinen Blick…
Naja wir wussten also nicht so richtig, was jetzt passieren würde. Wir ließen also die Scheibe runter und begrüßten die Gruppe freundlich, dann wurde uns ein Brief ins Auto gehalten und erklärt, dass die Gemeinde unbedingt ihre eigene Kirche bauen will, damit sich nicht immer kilometerweit ins Nachbardorf müssten und sie haben auch schon die Genehmigung der katholischen Kirche für den Bau, sie brauchen nur noch einen Teil des Geldes. Nach entrichteter Spende und guten Wünschen für den Bau der Kirche fuhren wir also weiter unseres Weges – auf in Richtung Campeche.
Der Rest der Fahrt verlief relativ ruhig, allerdings wurde es halt auch schon langsam dunkel und nachts ist es etwas tricky in Mexiko zu fahren, wenn man die Straßen nicht kennt wie seine Westentasche. Es wimmelt nämlich nur so von Schlaglöchern, die man im Dunkeln wirklich nicht erkennt. Die Lösung war es dann, uns an Einheimische dranzuheften und ihren Fahrstil exakt zu kopieren. – Das klappte erstaunlich gut, auch wenn es ziemlich anstrengend war.
Irgendwann um ca. 22 Uhr trafen wir schließlich in Campeche ein, wir bezogen unser tolles Hotelzimmer für eine Nacht, gingen noch etwas essen und fielen quasi tot ins Bett. 😊