Hallo meine lieben,

seit einigen Tagen bin ich nun auf Dominica und eigentlich hab ich mich schon an Tag 1 in diese Insel verliebt. Vielleicht liegt es daran, dass mich hier alles ein bisschen an Tansania erinnert und an das hab ich ja bekanntlich mein Herz verloren.

Ich weiß zwar eigentlich, dass ich recht gut alleine reisen kann, allerdings ist meine letzte Reise, die ich alleine gemacht hatte schon wieder ein paar Jahre her und man entwöhnt sich leicht. Die letzten 5 Wochen in Begleitung waren super schön und auch einfach. – Da war ich doch sehr gespannt, wie ich mich fühlen würde, wieder ganz alleine zu sein. Und ja, ich hatte Respekt davor, aber gleichzeitig hab ich mich auch gefreut, auf das Abenteuer und darauf, neue Menschen kennenzulernen. Und Dominika hat mich mit offenen Armen empfangen. Ich bin sehr glücklich und dankbar darüber, hier einen so tollen Start für meine Reise bekommen zu haben. – Ich schreibe jetzt Start der Reise, weil es sich eben seit Dominica anders anfühlt. – Bisher hat es sich angefühlt wie ein Urlaub, aber jetzt ist es eine Reise…

Die Insel hat ein sehr schweres Schicksal zu tragen und wurde vom Hurrikan Maria förmlich niedergemäht. 90% aller Gebäude wurden beschädigt, eine Vielzahl von Menschen wurde obdachlos und viele verloren ihre Arbeit, da schlichtweg viele Firmen, Läden, Restaurants, Hotels und Bars sowie 100% der Landwirtschaft zerstört wurde. Die Hurrikan-Erzählungen werde ich Euch in einem separaten Artikel mit zusammengetragenen Geschichten schildern.

 

Nun ein Rückblick auf meinen ersten Tag in Dominika:

Als die Fähre ankam, wurde es bereits dunkel und bis ich durch die Immigration gekommen bin, war es endgültig stockfinster. Das Gästehaus war aber nur 10 Gehminuten weg, also hab ich alle Taxifahrer abgelehnt und bin losmarschiert. Auch wenn es dunkle Straßen und Gassen waren, hatte ich ein gutes Gefühl. Schließlich kam ich beim Gästehaus an. Ich klingelte – keiner macht auf, ich klopfte – keiner macht auf… Nochmal klingeln, nochmal klopfen, dann noch lauter klopfen – nix. Die Kontakttelefonnummern haben von meinem Handy aus nicht funktioniert. Da stand ich also: die ersten 3 Stunden allein unterwegs und im Dunkeln vorm Gästehaus auf der Straße stehend. Doch dann Glück im Unglück – ein Gast kam nach Hause und hat mich mit reingelassen. Er hatte noch eine andere Telefonnummer und den Owner erreicht. Er kam dann auch gleich nach 5 Minuten. Sie hatten meine Bestätigungsemail nicht erhalten und haben bis um 19h auf mich gewartet, als ich dann nicht da war, dachten sie ich komme nicht mehr. – Wie sollten sie auch wissen, dass meine doofe Fähre eine Stunde Verspätung hat.

Erol, der Besitzer hat mich sehr lieb empfangen und mich auch noch in eine Sportsbar gebracht, wo ich noch was zum Essen bekommen hab. Dort hat er mir dann erzählt, dass er am nächsten Morgen in den Norden in die Kirche fahren würde und wenn ich möchte könne ich gern mitkommen.

Gesagt getan, am nächsten Morgen wurde ich mit einem Minibus von Erol, seiner Frau und zwei Mädels (naja eigentlich Frauen): Vanessa und Tatjana abgeholt. Auf dem Weg haben wir erst noch zwei Familien Säcke mit Lebensmitteln vorbeigebracht und sind dann ca. 1,5 Stunden in den Nordosten nach Marigot gefahren. Hier habe ich einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörung auf der Insel erhalten: Umgefallene Strommasten, zerstörte Häuser, abgebrochene und kahle Bäume. Schließlich kamen wir in der Kirche an. Die sah etwas nach einem Einzelhandelsladen aus, weil beim Rednerpult alles vollstand mit Lebensmitteln, Waschmittel etc. Vor Beginn des Gottesdienstes sind dann lauter Leute zu mir hergekommen und haben mich persönlich begrüßt und gesagt, dass sie sich freuen, dass ich heute ihre Kirche besuche. Zu meiner Verwunderung war Erol dann der Prediger in der Kirche. Hier wurde ich dann auch noch einmal offiziell begrüßt. Auch bei der Predigt, die über das Thema Angst und deren Bewältigung ging, wurde ich als Beispiel herangezogen: „Wenn Stefanie sich von der Angst hätte leiten lassen, dass Dominica nach dem Hurrikan so zerstört ist, hätte sie die wunderbaren Menschen hier niemals kennengelernt“ J Es wurden sehr viele Lieder gesungen und dank Gesangsbuch und kürzlichem Training im Beyerberger Gesangsverein vorm Start meiner Reise war ich mitten drin, statt nur dabei.

Erol erklärte dann auch, dass die ganzen Dinge im vorderen Teil der Kirche Spenden aus den USA für die Gemeinde seien, und dass sie an die einzelnen Familien verteilt würden. Nach dem Gottesdienst inkl. Abendmahl konnte ich dann etwas mithelfen, die Lebensmittel etc. auf die einzelnen Pakete zu verteilen. – Dabei entstand dann schon ein sehr schönes Gefühl von Gemeinschaft.

Im Anschluss haben wir dann eine alte Dame ins Nachbardorf gefahren. Hier ergab sich eine schöne Situation: In der Siedlung, in dem das Haus der Frau stand, ging gerade ein Trupp von Touristen mit einem Führer in ein vom Hurrikan zerstörtes Haus. Und für mich fühlte es sich so an, als ob diese Gruppe von Besuchern das Leben auf Dominika von außen sehen, während ich schon ein Teil davon bin.

Ich dachte danach würden wir wieder zurückfahren, aber dann wurde ich eines Besseren belehrt, es ging zurück nach Marigot zum Mittagessen bei der Familie James. Die kannte ich auch schon von der Kirche her. Das Essen war unheimlich lecker. Es gab quasi ein Buffet mit Spaghetti, Nudelauflauf, Bohnen, Reis mit Rosinen, gegrilltem Hühnchen mit leckerer Sauce, Casava-ähnlichen Aufschnitt und Salat. Ein Traum. So saßen wir, aßen und unterhielten uns. Viele der Erzählungen gingen wieder um das Erlebte während und nach dem Hurrikan. Auch der Opa der Familie erzählte, dass er noch nie einen vergleichbaren Sturm erlebt hatte.

An dem Nachmittag hat Vanessa dann gefragt, ob ich mit zum Meer runtergehe, sie hat nämlich Meeresalgen gesammelt zum Düngen ihrer Pflanzen, mit denen sie Seifen zubereitet und sich damit gerade selbständig macht. Also haben wir noch munter Algen gesammelt. Danach gab’s bei den James dann noch Schokokuchen. Nach einem wunderschönen Tag, fuhren wir dann zurück nach Roseau und ich fiel todmüde und glücklich ins Bett.

Ich bin mir nicht sicher, ob meinen Gastgebern – obwohl ich es ihnen gesagt hab – bewusst ist, wie viel mir dieser Tag bedeutet hat und wie sehr sie mir damit den Start in mein Allein-Reisen erleichtert haben. Es war regelrecht wie ein Sprungbrett in eine neue Welt.

 

2 Comments

  1. Christina

    Stef, einfach schoen zu lesen, Deine Erfahrungen an Deinem ersten Tag. und auch Dein Bericht ueber das Schicksal der Insel. Und dennoch: Was fuer warmherzige Menschen. Ich freu mich schon darauf, noch mehr von Deiner neuen Welt zu hoeren. Geniesse den Sprung🙋💕😘 und sing weiter!!!

    • skober2018

      Dankeschön liebe Chrissi. Ich bin so begeistert von den Menschen in Dominika und würde jedem empfehlen, dort einmal hinzureisen. Ansonsten bin ich jeden Tag selbst gespannt, was mich jeweils neues erwartet… Ich werde auf jeden Fall berichten 🙂

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