Auf dem Flug von San Jose nach Guatemala lernte ich meinen Sitznachbarn Jack, einen Israeli aus London kennen. Da er auch vorhatte, direkt vom Flughafen weiter nach Antigua zu fahren und für dort ungefähr das Gleiche geplant hatte, schloss er sich mir an und fuhr in meinem Shuttle mit. Dort trafen wir zwei weitere Mädels, Cindy und Ilse und verabredeten uns für den nächsten Tag, um Antigua zu erkunden.

Ich finde es immer wahnsinnig spannend, wenn man nachts an einem neuen Ort ankommt und man so gar keine Ahnung hat, wie es dort eigentlich bei Tageslicht aussieht. Genau so erging es mir in Antigua. Nachdem ich am Abend meiner Ankunft mit den Leuten aus meinem Hostel noch spontan in einen Club ging, ließ ich mir am nächsten Tag lange Zeit mit Frühstücken und zum in Ruhe in den Tag starten, bis ich aus meinem Hostel rauslief und überhaupt nicht glauben konnte, was ich dort zu sehen bekam. Gepflasterte Straßen, wunderschöne koloniale Gebäude und die Straße runter ein Vulkan – unglaublich schön! Schon war der Entdeckergeist geweckt!

Danach traf ich die anderen am zentralen Platz der Stadt und wir gingen Richtung Markt. Auf dem Weg dorthin kamen wir am McDonalds vorbei, Tamzyn hatte mir gesagt, ich muss unbedingt mal reinschauen, wenn ich in Antigua bin. – Und zwar nicht zum Essen, sondern einfach nur zum Schauen, es sei nämlich der untypischste McDonalds, den man sich vorstellen kann. Drinnen fanden wir dann einen Mayabrunnen mit gemeisteltem M und einen wunderschönen Garten mit Blick auf den Vulkan. Doch scheinbar scheint jede Fastfood Kette in Antigua sich nicht lumpen zu lassen, denn der Eingang von Taco Bell sieht auch eher aus wie der eines 5 Sterne Hotels:

Nachdem wir beim Markt ankamen und uns durch ein paar neue Früchte probiert hatten, landeten wir schließlich am Busbahnhof und der ist eine Attraktion für sich. Wer alte amerikanische Schulbusse mag, wird den Busbahnhof in Antigua lieben. Bunt lackierte und polierte Busse reihen sich hier aneinander, einer schöner als der andere. Die Busfahrer waren super stolz, wenn man ein Foto von ihrem Bus gemacht hat und ihnen sagte, wie toll man ihren Bus findet.

Als uns unser Rückweg wieder über den Markt führte, machte ich eine böse Entdeckung: Auf einem Fischstand lagen neben toten Fischen zwei lebendige, auf den Rücken gedrehte kleine Schildkröten neben einer Machete. Nun kam ich ja gerade von meinem Turtle Rescue Center in Costa Rica und konnte nicht einfach vorbeigehen. Ich fragte die Marktfrau, was sie mit den Schildkröten macht und sie meinte, dass es ihr eigentlich egal ist, was die Leute damit machen, manche kaufen Schildkröten als Haustiere, aber viele machen eine Suppe und das Blut gemischt mit einem Saft sei super gegen Asthma. Das konnte mein Schildkrötenherz dann nicht akzeptieren.

Ich erkundigte mich, ob die Schildkröten aus einem Fluss seien und wo der nächste Fluss sei. Kurz darauf war ich stolze Besitzerin von zwei Schildkröten. Jack, Ilse und Cindy waren auch Feuer und Flamme für die Aktion „Rettet die Schildkröten“ und kauften kurzerhand einen Kopf Salat für die Kleinen und gaben ihnen Wasser zu Trinken. Beim weiteren Gang über den Markt überraschte mich Jack mit einem Strauß Blumen, von denen er meinte, die hätte ich mir für die Rettungsaktion verdient.

Dann ging’s zur eigentlichen Befreiung. Wir schnappten uns zwei Tuktuks, erzählten ihnen kurz die Situation. Natürlich sagten ihre Blicke, dass wir völlig bescheuert seien, aber egal, so lange sie uns zu einem Fluss bringen würden, war mir das egal. Wir fuhren also zu einem Privatgrundstück, das einen Flusszugang hat. Blöderweise erzählten sie dem Mann von unserem Plan und er ließ uns nicht aufs Gelände. Dann hatten sie noch eine weitere Idee und brachten uns zu einer Brücke. Dort kletterte ich dann mit meinen zwei Kleinen über die Brüstung und sprang ans Ufer. Wir sagten den Beiden Lebewohl und setzen sie ans Ufer. Es dauerte keine 5 Sekunden, bis sie ins Wasser rannten und davonschwammen.

Mission erfüllt!

 

Pacaya Wanderung – Marshmellows Grillen auf dem Vulkan

Der nächste Tag führte uns vier auf einen Vulkan. Nach einer längeren Busfahrt wanderten wir los. Ich verstand zunächst nicht, wofür lauter Pferde vor, hinter und zwischen uns den Berg hochliefen. Bis es ziemlich steil wurde und die Pferdeführer verführerisch „Taxi gefällig?“ fragten. Ich dachte ich höre nicht richtig. Und während ich mich noch fragte, wer bitte zur Vulkanwanderung geht und dann ein Pferd hochnimmt, sah ich Jack auf einem Pferd sitzen und oben angekommen war Jack dann wieder zu Fuß unterwegs und hatte sein Pferd an Cindy abgetreten. 😉 Oben angekommen wurden wir mit einem freien Blick auf den Vulkan und das umliegende Panorama belohnt, bevor die Wolken aufzogen und wir im Nebel standen.

Unsere weitere Wanderung führte uns dann auf das Lavafeld mit heißen und rauchendem Lavagestein. Hier packte unser Guide dann tatsächlich Marshmellows aus, schob sie zwischen die Steine und holte sie fertig gegrillt wieder raus. Wie cool ist das denn bitte?! Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich einmal auf einem Vulkan gegrillte Marshmellows essen würde. 🙂 Auf dem Lavafeld lernte ich dann noch Dominique aus Brasilien kennen, die Leiterin einer Anti-Korruptionseinheit bei der Brasilianischen Polizei ist und super interessante Geschichten erzählt hat. Früher war sie Direktorin eines Hochsicherheitsgefängnisses, in das Drogenbosse und ähnliche Kaliber gesteckt wurden und berichtete, wie einmal ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt war und dass ihr aktueller Job ja viel ruhiger sei… – Das liebe ich ja am Reisen, man lernt die interessantesten Menschen kennen.

Der Tag wurde dann noch mit einem Beerpong Turnier in meinem Hostel abgerundet, bei dem Cindy und Ilse tatsächlich den zweiten Platz machten und wir danach natürlich noch den Sieg feiern mussten. Nach diesem Abend trennten sich unsere Wege dann auch schon wieder, da die Mädels zu ihrem nächsten Ziel weiterreisten.

Jack und ich blieben noch einen Tag in der Stadt, besuchten morgens den Cerro de la Cruz, von dem aus man einen tollen Ausblick über die Stadt hat. Da Samstag und somit Schabbat war, durfte Jack kein Geld anrühren und kein Handy benutzen. Wir verabredeten uns also Old-school mäßig auf eine Uhrzeit und siehe da, es hat funktioniert. Da ich mir am Vortag Geld von ihm geliehen hatte, konnte ich ihn am Samstag wunderbar auf alles einladen, damit er kein Geld anfassen musste. Als ich auf dem Berg ein Foto von mir haben wollte, musste ich eine Passantin fragen, da er das Handy nicht nehmen durfte – auch nicht zum Foto machen 😉

Bevor Jack in die Synagoge ging, streiften wir noch durch die wunderschönen Straßen von Antigua. Ähnlich wie in Cartegena, Kolumbien, bietet auch Antigua beinahe an jeder Straßenecke ein Fotomotiv. Hier ein paar Eindrücke dieser wunderschönen Stadt:

Während Jack fest vorhatte, am nächsten Tag den Acatenango Vulkan zu erklimmen, musste ich passen, weil meine Erkältung, die ich seit meiner „verlorenen Koffer im Sturm Aktion“ in Costa Rica hatte, einfach nicht weggehen wollte und ich mich nicht in der Lage fühlte, den von so vielen Leuten als „die schwerste Wanderung ihres Lebens“ beschriebenen Aufstieg zu machen. Zudem kam noch, dass mich irgendwelche fiesen Viecher gestochen hatten und ich eine wahnsinnige allergische Reaktion bekam, meine Hand auf die doppelte Größe angeschwollen war, ich mit einem geschwollenen Horn auf der Stirn aussah wie ein linksseitiges Einhorn, wovon nur durch mein geschwollenes Auge abgelenkt wurde, das mir wiederum einen Quasimodo-Look verlieh.

Ich verabschiedete mich also von Jack, streifte noch ein bisschen durch die Stadt, unterhielt mich mit ein paar Leuten und besuchte den Artesania Markt auf dem ich tolle Ketten ergatterte und plante meine Weiterreise zum Lago Atitlan.

Am Abend lernte ich im Hostel dann Chris aus Kanada kennen, der gerade vor 5 Tagen seine 2-jährige Reise quer durch die Welt gestartet hatte. Ich erzählte ihm von meinen Reiseplänen in Guatemala und er beschloss spontan, mitzukommen. Im Shuttle am nächsten Morgen war auch noch ein Platz frei, so dass ich wieder einen Mitreisenden hatte.

Antigua ist ein wunderschönes Ausflugsziel, die Stadt ist zwar sehr touristisch, aber trotzdem entspannt. Viele Leute starten von Antigua aus ihre Guatemala-Reisen oder bleiben dort längere Zeit zum Sprachkurs machen. An Cafés, Bars, Clubs und Restaurants mangelt es nicht. – Es sollte auf jeden Fall auf jede Guatemala Reiseliste.

Für mich hieß es „Adios Antigua – Hola Lago Atitlan“

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