Kuba war die letzte Station meiner Reise. Das 18. Land in 9 Monaten… Schon im Vorfeld war ich hin- und hergerissen, ob ich nach Kuba reisen sollte oder nicht und habe mich schließlich dafür entschieden. Von drei Jungs hab ich in Belize ein paar Tipps für Casas Particulares bekommen. Das ist quasi das Kubanische Äquivalent zu AirBnB. Es gibt Privatpersonen, denen vom Staat erlaubt wird, Touristen aufzunehmen.

Mit den Casas Particulares läuft es so, dass sie einem super viele Tipps geben können, Taxis organisieren und wiederum weitere Casas Particulares in anderen Städten kennen und einem dort einen Platz organisieren können.

Dafür musste ich aber zunächst nach Kuba einreisen. Und da ging es schon los…

Für Kuba braucht man ein Visum, das ich mir natürlich nicht im Vorfeld organisiert hatte, sondern am Flughafen kaufen wollte. Ich hab mich vorher bei der Fluglinie Interjet telefonisch erkundigt, wie das abläuft. Es hieß am Interjet Schalter am Flughafen kann man es für 350 Pesos (= ca. 17 EUR) erhalten. Da stellte ich mich also an. Ein Angestellter lief durch die Reihen und hat gefragt, wer noch ein Visum bräuchte. Neben einigen anderen meldete ich mich. Er stellte mir das Visum aus und verlangt 450 Pesos von mir. Als ich nach einer Quittung fragte, korrigierte er den Preis schnell auf 400 Pesos… Also Augen auf beim Visumskauf…

Der Flug selbst verlief gut und ohne weitere besonderen Vorkommnisse.

Steffi – Kubanischer Staatsfeind Nr. 1

Bei meiner Ankunft am Flughafen in Havanna packte ich mein Handgepäck zum Scannen auf ein Band und bis dahin war alles gut. Doch als der gute Mann hinter dem Scanner sich seiner Kollegin zuwandte und sagte: „Tiene un drón“ – was soviel heißt wie „Sie hat eine Drohne“… war es ein für alle Mal vorbei mit der Freundlichkeit und Schwups wurde ich zum Staatsfeind Nr. 1. Eine Aufseherin kam und hat mir meinen Pass abgenommen. Ich solle mein Check-In Gepäck holen und zu ihr kommen. Gesagt getan.

Dann haben wir einmal den kompletten Flughafen durchquert jeglicher Versuch mit ihr ein bisschen Small Talk zu betreiben wurde schroff abgewehrt. Dann wurde ich in einer Warteschlange „abgestellt“. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, welche Strafe mich für den offenbar illegalen Import einer Drohne erwartete… Wird mir die Drohne abgenommen, muss ich Geld zahlen, muss ich vielleicht sogar ins Gefängnis… Keine Ahnung.

Also wartete ich in der Schlange und zu meiner Erleichterung waren drei Leute vor mir zwei Männer, die genau mit der gleichen Drohne unterwegs waren und das gleiche Prozedere durchlaufen würden. Da konnte ich mir dann schon abschauen, was mich erwartete. Und das war zum Glück nicht so schlimm. Als ich dann dran war, war die Dame an dem Schalter sehr nett und hat sich erst einmal gefreut, dass ich Spanisch spreche. Sie meinte, dann könne ich ihr helfen, ihr Formular richtig auszufüllen, da sie nie weiß, was sie bei Marke und Modell reinschreiben soll aber alle immer nur Englisch sprechen und die Verständigung so schwer ist. So haben wir also gemeinsam das Formular ausgefüllt. Ich hab erstmal gefragt, ob ich jetzt ins Gefängnis komme. Dann hat sie und ihr Kollege nur gelacht und gesagt ich müsse mir gar keine Sorgen machen, die Drohne wird nur konfisziert. Weil spätestens nach dem Anschlag auf den venezolanischen Präsidenten mit einer Drohne wisse man ja nie… Ich hab ihr natürlich zugestimmt, dass es auf jeden Fall besser ist, jedes Risiko zu umgehen 😉

Die Drohne wurde mitsamt aller Zubehörteile auf dem großen Metalltisch aufgestellt. Ich habe ein 50cmX100cm großes Schild in die Hand bekommen auf dem „Zollbeweisstück“ stand und damit durfte ich mich hinter meiner Drohne postieren. Dann wurde ein Foto gemacht. Ich hab den Angestellten gefragt, ob er mit meinem Handy auch ein Foto von mir machen könne. Er hat unauffällig Richtung Überwachungskamera gelinst und mir zugeflüstert, dass er es schon gerne machen würde, aber dann bekomme er Ärger. Also ließen wir das sein.

Die Drohne wurde in einen Sack gesteckt und mit Kabelbinder versiegelt. Ich bekam eine Quittung und die Info, dass ich die Drohne vor Abreise wieder abholen könne. 5 Tage sei die Aufbewahrung kostenfrei für jeden weiteren Tag würde eine Zollservicegebühr anfallen…

Nach diesem Warm Welcome trat ich in einem Touristentaxi die Fahrt zu meiner Unterkunft an. Die ersten Impressionen der Stadt beeindruckten mich bereits: Der Kontrast zwischen mondänen Verwaltungsgebäuden und halb verfallenen Privathäusern und propagandistische Plakate mit nostalgischen Zügen fielen einem sofort auf.

In meinem Casa Particular La Terraza de Manolo wurde ich neben einem beeindruckenden Ausblick von den Angestellten Yanet und Roldan sehr herzlich empfangen. Die beiden waren super hilfsbereit und ich saß mit Yanet lange auf der Dachterrasse.

Sie erzählte mir von Land und Leuten, den Lebensumständen in Kuba für die arbeitende Bevölkerung und gab mir sehr hilfreiche Tipps, was ohne Internet und Reiseführer natürlich Gold wert ist und wiederum war ich so dankbar darüber, spanisch zu sprechen. Denn andernfalls wären unsere Gespräche sehr oberflächlich abgelaufen und ich hätte keine der Einblicke in das kubanische Leben erhalten.

Sie erzählte mir von der Knappheit an Waren und dass man oft in viele verschiedene Läden gehen muss, um alle nötigen Lebensmittel zu erhalten. Manchmal gäbe es aber z.B. gar kein Brot, weil die Bäckereien zeitweise kein Mehl zum Backen haben.

Klaffende Kluft zwischen Einkünften aus Tourismus und normalen Löhnen

In Kuba gibt es eine strikte Trennung zwischen der Touristenwährung CUC (Peso Cubano Convertible = 1:1 mit dem USD) und der lokalen Währung CUP (Peso Cubano), wobei 1 CUC wiederum 25 CUP entspricht. Während das Abendessen in einem Touristenlokal ca. 20 CUC kosten kann, beträgt das Monatsgehalt der lokalen Bevölkerung bei umgerechnet ca. 30 bis 40 CUC plus einer monatlichen Ration an Grundnahrungsmitteln. Allein diese Gegenüberstellung zeigt die klaffende Kluft zwischen dem Tourismus und den restlichen Branchen auf. Kein Wunder, dass der Nachtwächter mir erzählte, dass er lieber wieder in seinem Beruf als Maschinenbauingenieur arbeiten würde, allerdings könne er mit dem Lohn dann seine Familie nicht ernähren. Und so geht es vielen, die als Rikscha- oder Taxifahrer arbeiten.

Natürlich führt das auch dazu, dass man als Tourist in Kuba als laufender Geldbeutel wahrgenommen wird und wer kann es den Menschen verdenken.

Yanet erklärte mir allerdings auch, dass es für mich nicht verboten sei, mit CUP zu zahlen und dass ich auf jeden Fall in eine Wechselstube gehen solle und mir ein paar CUC in CUP zu tauschen, um damit Obst auf der Straße oder beim Markt zu kaufen.

Also zog ich los, um mein Geld zu tauschen und um am anderen Ende der Stadt mein Busticket zu meiner nächsten Stadt Cienfuegos zu kaufen. Das Geldwechseln hat einwandfrei funktioniert. Bei der Suche nach dem Linienbus, um mein Ticket zu kaufen wurde es schon komplizierter. Ich fragte einige Leute an der Bushaltestelle, wo ich hinmüsse, wenn ich zu dem Busterminal fahren möchte und die Menschen waren sichtlich irritiert, dass ich nicht mit dem Taxi fahre sondern mit dem Bus und so konnte mir auch keiner Auskunft darüber geben, was der Bus für einen Touristen kosten würde. Ich hab mich selten so fehl am Platz gefühlt wie in diesen Momenten. Und da lange Zeit kein Bus kam ich nicht wusste, wie lange das Terminal aufhaben würde, habe ich schließlich doch ein vorbeifahrendes Taxi aufgehalten. Das Ende vom Lied war, dass der Fahrer einen völlig überhöhten Preis berechnet hat und ich am Busterminal zudem noch erfuhr, dass der Bus nach Cienfuegos bereits ausgebucht war, ich musste also ohnehin das teurere Sammeltaxi nehmen.

Doch am Rückweg hatte ich ja keinen Stress mehr und stellte mich an die Bushaltestelle. Dort war ein Zoo-Arbeiter, der gerade Feierabend hatte und bestätigte mir, dass ich richtig sei und der Bus gleich komme. Er hat mich dann zum Hintereingang reingelotst und mir gesagt, dass ich nicht zahlen müsse. Beobachtet wie ein bunter Hund fuhr ich dann im vollgepackten Bus zurück in Richtung Stadtzentrum, wo ich ausstieg, mir die Hauptattraktion das Regierungsgebäude Capitol und China Town – also eigentlich ein chinesisches Tor – anschaute und im Sonnenuntergang durch die Straßen schlenderte.

Kommunistische Partnerschaft: Meine Begegnung mit russischen Kuppeldachexperten

Aus einer Tür hörte ich dann Musik und fand ein ganz kleines Restaurant mit Bar und einer kleinen Live Band.

Ich setzte mich an einen leeren Tisch und genoss die Musik und da ich ja allein unterwegs war und man, wenn man allein unterwegs ist eigentlich immer jemanden kennenlernt, kam ich ins Gespräch mit meinen Tischnachbarn. In diesem Fall drei Russen. Einer von ihnen konnte ganz passabel Englisch und so erfuhr ich, dass sie schon seit 2,5 Monaten in Havanna zum Arbeiten waren. Sie sind nämlich Kuppeldachexperten und wie ich ein paar Minuten zuvor sehen konnte, wurde das Dach des Capitols renoviert, damit es 2019 für die 500 Jahresfeier Havannas in neuem Glanz und zwar in Gold erstrahlen kann.

Scheinbar gibt es in Kuba keine Kuppeldachexperten und der kubanische Staat hat seine kommunistischen Freunde in Russland nach Experten angefragt. Wir hatten auf jeden Fall einen witzigen Abend und Rinat, der englisch-sprechende unter den dreien bot an mir am nächsten Tag die Stadt zu zeigen, weil Wochenende war und er nichts vorhatte. Perfekt! Wir verabredeten uns also für den nächsten Tag.

Der Touri-Falle einen Strich durch die Rechnung gemacht

An dem Abend wollte ich eigentlich noch weggehen. Mein Plan war es, in die berühmte Fábrica del Arte zu fahren, von der hatte ich schon gehört und auch Yanet hatte es auf ihrer Emfehlungsliste. Sie meinte es sei recht weit und allein solle ich besser nicht allein nachts mit dem Bus fahren und längere Strecken laufen. Also schnappte ich mir ein Rikscha-Taxi. Der Fahrer behauptete dann, dass die Fábrica del Arte heute geschlossen sei. Ich zweifelte das an, daraufhin hielt er an der Straße an, fragte einen Mann und der bestätigte die Aussage. Noch immer hatte ich meine Zweifel. Der gute Fahrer wollte mich dann zu einem anderen Event bringen. Doch ich traute ihm ohnehin nicht über den Weg und in dem Moment kamen wir gerade an einer Eckbar vorbei, in der getanzt wurde. Ich brach die Fahrt also spontan ab und sagte ihm, ich bleibe einfach hier bei der Feier, die sehe gut aus für mich. Er wollte mich unbedingt noch zu dem anderen Platz bringen, doch ich hab ihm einen Bruchteil des Geldes für die Fahrt gezahlt und bin ausgestiegen. – Im Nachhinein hat sich natürlich herausgestellt, dass die Fábrica del Arte geöffnet war und er wollte einfach seinen Reibach machen, in dem er mich wo anders hinbringt und Provision für mich kassiert… Ich bin also in die Eckkneipe, weit und breit war kein Tourist und ich hatte einen sehr schönen Abend bei toller Musik und netten Leuten. Nach einer Zeit hab ich mich rausgesetzt auf den Platz vor der Bar. Einer der Musiker kam auch raus und fing an draußen Gitarre zu spielen und Lieder zu improvisieren. Dann kam eine Band, die vermutlich auf dem Heimweg eines Auftritts waren, vorbei und packten ihre Instrumente aus. So gab es eine spontane Jam-Session auf dem Platz. Da das das perfekte Ende meines erlebnisreichen ersten Tages auf Kuba war, trat ich den Heimweg an und fiel selig in mein Bett.

Private Stadttour

Am nächsten Morgen traf ich mich mit Rinat aus Novosibirsk für meine private Stadttour. Die Begegnung war so ziemlich das Beste, was mir passieren konnte. Rinat kannte die Stadt nach 2,5 Monaten schon richtig gut, bewegte sich routiniert mit den lokalen Linienbussen, kannte Läden, Märkte, und Geheimtipps. So schlenderten wir an der Hafenpromenade, dem sog. Malecón entlang, vorbei an einem Kreuzfahrtschiff, ein paar Anglern und einem Militärschiff.

Wir liefen durch ein paar Wohnviertel, holten uns 1,5 Liter einen frisch gepressten Fruchtsaft für 3 CUP und fuhren mit dem Bus in Richtung der bekannten Denkmäler.

Doch als wir aus unserem zweiten Bus ausstiegen bemerkte Rinat, dass er seinen Geldbeutel verloren hatte. Wir rannten die Strecke bis zur Bushaltestelle zurück, doch er war nicht aufzufinden. Wir schnappten ein Taxi und sagten dem Fahrer er solle dem Bus folgen, fühlte sich ein bisschen an wie bei einer Verfolgungsjagd in einem Film. Bei der nächsten Haltestelle erwischen wir dann den Bus und sprangen hinein, ich erklärte dem Fahrer schnell worum es ging, doch von Rinats Geldbeutel keine Spur…

Rinat war erstaunlich relaxt. Er könne nun ohnehin nichts mehr an der Situation ändern und wir sollen unsere Touri-Tour fortsetzen. Nächster Stopp: Plaza de la Revolución mit dem Ministerio del Interior mit den Gesichtern von Che Guevara und Fidel Castro sowie dem Monument für José Martí.

Nachdem wir für einige Stunden die Stadt erkundet hatten, fuhren wir mit dem Bus zum Strand außerhalb von Havanna zu Rinats Arbeitskollegen und tranken Rum wie es sich gehört.

Zurück in Havanna ließen wir den Abend in einer Bar bei Cocktails ausklingen. Ich verabschiedete mich von meinem russischen Trio und wir verabredeten uns für eine Woche später, wenn ich von meiner anstehenden Rundreise wieder nach Havanna kommen würde und zwar ganz altmodisch, mit Uhrzeit und Treffpunkt… 🙂

Meine Reise führte mich dann weiter ins Landesinnere in das kleinere Städtchen Cienfuegos, wo ich eine ganz tolle Reisebekanntschaft machen sollte. Dazu mehr im nächsten Eintrag.

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