Wir kamen im Dunkeln in Monteverde an und konnten unser AirBnB auf Google Maps nicht ausfindig machen. Ich hatte noch ein bisschen Guthaben auf meinem Handy und rief beim Vermieter an. Der schickte uns dann zu einer gewissen Bäckerei Jímenez und genau in dem Moment war mein Saldo aufgebraucht und das Gespräch wurde unterbrochen. Wir fuhren also zur Bäckerei in der Hoffnung, ihn dort zu finden. Doch weit und breit konnten wir weder den Vermieter noch ein Haus ausfindig machen, das dem auf den Fotos ähnlich sah. Also stoppten wir ein vorbeifahrendes Auto und fragten, ob sie bitte den Vermieter anrufen könnten. Nett wie die Ticos – also die Costa Ricaner – sind, haben sie das gleich für uns gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass es in dem relativ kleinen Ort doch tatsächlich zwei Bäckereien mit dem Namen Jímenez gibt und wir natürlich bei der falschen waren. Unser Host sagte wir sollen uns nicht vom Fleck rühren, er kommt uns holen. Ein paar Minuten später fuhren wir dann im Konvoi mit Carlos, unserem Vermieter zum Haus. Dort wurden wir total überrascht, die Übernachtung für 17 Euro hatte tatsächlich 2 Schlafzimmer, wir wurden mit einem frischen Fruchtsaft empfangen und der Kühlschrank war gefüllt mit allerhand Leckereien fürs Frühstück. Die Handtücher auf dem Bett waren in Elefantenform gefaltet – Schwäne kenne ich ja, aber Elefanten?! – Kurzum es war der Knaller!

Zudem kam noch, dass Carlos seit 35 Jahren als Tourguide arbeitet und uns ganz viele hilfreiche Tipps für unseren Monteverde Aufenthalt geben konnte. Und so planten wir auch gleich die nächsten zwei Tage mit Ziplining, Hängebrückentour und einer Nachtwanderung.

Das beste AirBnB Frühstück der Welt

 

Ziplining und Todessprung

Am nächsten Morgen ging es direkt los. Auf zu 100% Adventure, zu einer der längsten Ziplining-Strecken der Welt. Wir wurden mit Gurten, Karabinerhaken und Handschuhen ausgestattet, bekamen eine kleine Einweisung und dann konnte es eigentlich auch schon losgehen.

 

Die erste Zipline war zwar nicht sonderlich hoch und auch nicht sonderlich lang, aber trotzdem war ich super nervös. Nach dem ersten Mal am Seil entlangsausen war die Aufregung dann aber schnell vorbei und machte Platz für den Spaß. Ein paar Ziplines später kamen dann die Strecken für fortgeschrittene. Während wir bis zu diesem Punkt im Sitzen der Zipline entlang schwebten, wurden wir für die nächste Strecke in die sogenannte Superman-Pose umgehängt, um Bauch nach unten im Liegen über die Schlucht zu fliegen.

 

Da hing ich also Gesicht nach unten und während ich noch darüber nachdachte, wie schlimm ich die Aufregung einordne, ging’s auch schon los: Zuerst über die Rampe, vorbei an den Baumwipfeln raste ich auf den Abgrund zu. Und plötzlich war unter mir nichts mehr als ein tiefes Tal. Ich versuchte mir einzureden, dass ich in einer Gondel sitze und nicht an einem Seil hängend über die Schlucht schieße.

Nach einer kleinen Weile hatte ich mein Adrenalin im Griff und freute mich über die Aussicht, bis ich langsam aber sicher auf das Ende der Zipline zuraste. Während wir bei den vorherigen Ziplines immer selbst bremsen musste, sagte man uns hier, dass wir nichts tun müssten. Doch ich wurde einfach nicht langsamer und vor mir war ein Baum, auf den ich immer noch mit einem Affenzahn zuraste. Und gerade als die Panik einsetzen wollte, griff irgendein Mechanismus und bremste mich abrupt ab. – Puh, überlebt!

Dann ging es auch gleich weiter zur nächsten Zipline, die längste und höchste im Sortiment. Hier hatte sich die Aufregung dann bereits in Euphorie gewandelt und voller Begeisterung schwebten wir über die letzte Schlucht.

Auf der anderen Seite angekommen, wurden wir gefragt, ob wir den Tarzan-Swing machen wollen. Nachdem wir gerade über zwei tiefe Schluchten geflogen waren und unsere Körper nur so von Adrenalin strotzten, stimmten wir natürlich zu. Siegessicher liefen wir über den Steg zum Tarzan Swing.

Doch dann wurde mir ziemlich schnell klar, dass das eine viel krassere Nummer werden würde, als ich angenommen hatte. Zum Glück war vor mir keiner dran, so hatte ich keine Zeit zum Nachdenken, musste direkt nach vorne treten, wurde ans Seil geschnallt und sollte auch gleich springen. Ich war aber noch nicht bereit dafür. In mir schrie alles „TU’S NICHT“. Ich krallte mich also an den Türrahmen, durch den ich springen sollte, während das Seil, an dem ich hing, mich bereits nach vorne zog.

Nach viermal durchatmen und mir einreden, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt, wagte ich es also. 1 – 2 – 3 – SPRUNG!

Ich stürzte im freien Fall in die Tiefe und schrie was das Zeug hielt. Oh Gott, hatte ich viel Angst! Das Seil schwang mich wie bei einer Schaukel nach vorne und beendete mit einem Ruck meinen freien Fall, allerdings nur, um mich Sekunden später, beim Zurückschwingen wieder in den freien Fall zu versetzen. Meinen Schrei hörte man vermutlich kilometerweit. Langsam pendelte ich schließlich aus und kam zum Stoppen. Meine Hände zitterten danach noch für 5 Minuten. Nach mir war Merel dran. Die Arme hatte jetzt noch viel mehr Angst, weil ich ja so fürchterlich geschrien habe. Nachdem auch sie das Tal zusammenschrie und dennoch lebend unten ankam, verarbeiteten wir unseren Schrecken mit wildem drauf Losplappern, wie es uns beim Sprung erging.

Voller Adrenalin machten wir uns zu einem weitaus entspannteren Teil unseres Tagesprogramms auf:

Hängebrückenwanderung im Nebelwald des Selvaturapark

Merel ist eine hervorragende Verhandlerin und nachdem sie an der Kasse keinen Studentenrabatt für uns rausschlagen konnte (während ihres Versuchs wartete ich draußen, weil mir das beim besten Willen keiner mehr abnimmt, dass ich noch studiere), hatte sie einen gratis Besuch des Kolibrigartens ergattert. Und dort wimmelte es nur so von den kleinen Freunden. Hier ein paar Eindrücke.

Danach ging es in Richtung Hängebrücken – acht an der Zahl und eine höher und länger als die andere. Zwar hatten wir all unser Wissen übers Tierspotten zusammengenommen, konnten aber leider keine Tiere ausfindig machen. Aber zwischen oder über den Baumwipfeln durch den Nebelwald zu laufen war schon sehr beeindruckend. Vor lauter schönem Setting war ich animiert, ein Drohnenvideo zu starten. Wir warteten also, bis die Hängebrücke leer war, brachten die Drohne in Position und starteten sie auf der Mitte der Brücke. Doch dann kam ein Windstoß und schob die Drohne beim Start in das Geländer, dort hechselte sie dann aufs Geländer ein, bis ich versucht habe, sie zu greifen und auszuschalten, doch bevor sie aus war, schnitt mir der Propeller noch in den Daumen und verpasste mir ein ordentliches Hämatom am Schienbein. – So macht Drohnenfliegen wirklich keinen Spaß. Erstaunlicherweise war die Drohne noch ganz und konnte für zukünftige Flüge weggepackt werden.

Nach unserer Nebelwaldwanderung gönnten wir uns einen Nachmittag im Café und ich mir eine erstklassige Massage bevor wir zum dritten Highlight unseres Monteverde-Aufenthaltes übergingen: Die Nachtwanderung.

Hier erspähten wir tatsächlich eine Faultierfamilie im Baum, ein paar Schlangen, eine Tarantel, ein Gürteltier, einen leuchtenden Skorpion und leuchtende Pilze.

In unserem Air BnB wurden wir mal wieder unglaublich überrascht. Zum einen hatte die Gastgeberin eine Suppe zum Abendessen für uns gekocht, zum anderen gab es zum Frühstück am nächsten Tag Pfannkuchen.

Wir hatten eine unheimlich schöne Zeit bei den beiden und bei unserer Abfahrt eröffneten sie uns, dass wir die allerersten AirBnB Gäste von ihnen waren und das nächste Mal, wenn wir zurückkommen, eine Nacht gratis bekommen. So lieb!!! 🙂

Krokodile auf dem Weg zum Manuel Antonio Nationalpark

Somit ging unser Monteverde Abenteuer zu Ende und der Roadtrip konnte weitergehen. Carlos gab uns noch einige Tipps für die weitere Reise. Unter anderem, dass wir an einer Brücke anhalten sollten, weil dort immer Krokodile zu sehen seien. Das ist tatsächlich ein ziemlich klassisches Ding in Costa Rica: Teilweise sieht man außerhalb der Nationalparks viel mehr Tiere als im Park selbst. Und an dieser Hauptstraße liegen halt immer so zehn Krokodile rum…

2 Comments

  1. OMG! Ich hab schon beim Zuschauen der beiden Videos Panik bekommen. Zum Glück gab es den Tarzanswing zu meiner Zeit noch nicht!

    • Ich glaube beim Tarzanswing hab ich noch mehr geschrien als beim Fallschirmspringen, das ich vor 15 Jahren mal aus Gruppenzwang heraus gemacht hatte… Zum Glück wusste ich vorher nicht, was auf mich zukommt, sonst hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut 🙂 Wann warst Du denn in Monteverde?

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