Hallo zusammen,
unsere Zugfahrt von Amritsar nach Agra war im Großen und Ganzen super. Der Zug ist nicht vom geplanten Gleis und erst mit 2 h Verspätung losgefahren. Die Herren am Infoschalter hatten uns auf die Durchsagen verwiesen. – Blöd nur, dass diese wie auch die Anzeigetafeln nur auf Hindi waren. Eine Sikh Familie hat uns aber geholfen und uns mit zum richtigen Gleis genommen. Dort haben wir dann eine australische Familie kennengelernt, die zu 5. gereist sind und in unserem Schlafabteil direkt nebenan waren. So hatten wir noch eine nette Unterhaltung. Ich hab’s tatsächlich geschafft 10h im Zug zu schlafen. Morgens ist dann noch ein Inder zugestiegen, mit dem wir dann auch ins Gespräch gekommen sind. Er kam gerade von seinem Toefl Test in Delhi, den er für die Bewerbung für ein Studiums-Stipendium in den USA abgelegt hat. War echt interessant, was er so über seine Kultur, Religion, Familie etc. erzählt hat. Sodass die restlichen 4 Stunden auch schnell vorübergegangen sind.
In Agra angekommen wurden wir mit einem tollen Blick zum Taj Mahal von unserer Dachterasse belohnt. Am nächsten Morgen wollten wir das Taj von dort aus im Sonnenaufgang sehen. Leider war’s nebelverhangen und man hat nur Umrisse erkennen können. Stattdessen ist uns was anderes passiert. Julia und ich waren die einzigen auf dem Dach und auf den anderen Dächern sind überall Affen rumgesprungen. Auf einmal sind zwei Affen auf unser Dach gehüpft. Wir wollten gerade gehen, als ein ausgewachsener Affe schon fauchend bei Julia am Hosenbein hing. Blöderweise hatten wir an diesem Morgen unser Pfefferspray nicht dabei. Julia hat geschrien und sofort kam ein Hotelangestellter mit einer Eisenstange gerannt. Das war vielleicht ein Schreck am frühen Morgen. Der Affe hatte zwar an der Hose gekratzt und gefaucht, aber die Hose war unversehrt. Was unter Tollwutgesichtspunkten sehr beruhigend war. Und wieder wurde uns bewusst, dass unsere alte Urlaubsregel Nummer 1: „Keine tierischen Freunde“ – ihre Daseinsberechtigung nicht verloren hat. Und allein für diesen Schreck hat sich Julias Last Minute Tollwutimpfung schon ausbezahlt.
Nach diesem Erlebnis sind wir dann losgehirscht zum Bus-Terminal, um zur „Geisterstadt“ Fatehpur Sikri zu fahren. Zwar hätte ein schickes Privattaxi nur 7 Euro pro Person gekostet, aber wir sind ja auf Erlebnisurlaub 🙂 Man hat uns in der Vergangenheit davor gewarnt, mit Privatbussen zu fahren sondern immer Government-Busse zu nehmen. Der Bus-Terminal war ein runtergekommener Hof mit einigen ziemlich ramponierten Bussen mit Hindi-Aufschrift… Also ging die Suche nach unserem Bus nach Fatehpur Sikri los. Nachdem uns 3 Leute unabhängig voneinander bestätigt haben, dass es sich um einen Government Bus handelt und schließlich auch endlich eine Frau eingestiegen ist, haben wir es ihr gleich getan. Eine Stunde später waren wir dann auch schon da. In Fatehpur Sikri wollten wir zum Palast laufen und haben in der Basarstraße gleich erstmal die richtige Abbiegung verpasst. So haben wir uns in den engen Gassen eines ärmeren Wohnviertels wiedergefunden. Was wir gesehen haben war zwar nicht schön aber interessant allemal…
Schließlich haben wir die Moschee und den Palast besucht. Etwas nervig ist, dass man ständig belagert wird, von selbsternannten Führern und Leuten/Kindern, die einem was verkaufen wollen. Der Palast, den einst Akbar erbauen ließ, war wirklich schön und interessant. Vor allem war er groß, denn der gute Akbar brauchte dort Platz für seinen Harem mit ca. 5000 Frauen. Ca. 300 davon waren seine Ehefrauen. Dazu kamen deren Dienstmädchen, Tänzerinnen, Sklavinnen und andere Konkubinen.
Bei der Besichtigung ist’s mit meiner Gesundheit bergab gegangen. 17 Grad bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und dann barfuß durch den Moscheehof hirschen ist wohl nicht das beste. Sodass ich nach der Rückkehr nach Agra nur noch ins Bett gekrochen bin und mir trotz 3 Decken einen abgefroren hab. Julia hat mich wunderbar verpflegt vom Ingwertee bis zur Wärmflasche.
Heute Morgen war’s dann schon etwas besser. Wieder sind wir um 6h aufgestanden, um das Taj im Sonnenaufgang zu sehen. Heute war allerdings so viel Nebel, dass wir nicht mal die Umrisse sehen konnten. Also haben wir die Besichtigung auf Nachmittags verschoben. Julia besichtigt zusammen mit einem Fahrer vom Hotel die restlichen Attraktionen von Agra. Ich konzentriere mich auf’s gesund werden und Kräfte sammeln für’s Taj Mahal am Nachmittag und hoffentlich ohne Nebel und mit Sonne.
Liebe Grüße