Gestern bin ich hier gelandet und meine größte Sorge war, dass ich beim Immigration Office endlos ausgefragt werden würde, da ich noch kein Visum hatte und genausowenig ein Rückflugticket. Genau das Gegenteil geschah: keine einzige Frage – Fingerabruck hier, Foto da, 50 U$ abdrücken und willkommen in Sansibar. Die größte Hürde war also genommen. Eigentlich wollte ich dann zum ATM, allerdings war der kaputt. Gut, dass ich noch ein paar Euros zum Eintauschen hatte. Meinen Dollarvorrat wollte ich nicht anfassen, den werde ich für Nationalparkgebühren und Safaris noch brauchen. Da wedelten die Money Exchange Leute schon wild mit Tansanischen Schillingbündeln aus ihren Kabinen. Hier hab ich dann meine Suaheli Basiskenntnisse ausgepackt, den Mann seiner Altersklasse entsprechend begrüßt (dazu muss man wissen, dass in Suaheli Hallo nicht gleich Hallo ist: Ältere Menschen begrüßt man mit Shikamoo, gleichaltrige mit Hujambo und die coole Variante ist dann eher Mambo). Dann haben wir noch lustiges Zahlen-Vokabeltraining gemacht und dabei Geld getauscht. (Nach den krummen Wechselkursen aus Indien, bin ich sehr froh über die einfache Variante 1 € = 2000 TSH)
Vor lauter Freude, dass alles so gut geklappt hat, bin ich munter die Tür rausspaziert und hab mich noch mehr gefreut, dass jemand da stand, um mich abzuholen, da ich eigentlich gesagt hatte, dass es nicht nötig sei und ich mir einfach ein Taxi schnappe und schon zu einem Haus ohne Adresse auf der rechten Seite eines Feldweges direkt hinter Terrys Shop im Außenbezirk Mombasa finde… (Was, wenn ich jetzt nochmal so drüber nachdenke wahrscheinlich keine so gute Idee gewesen ist). Also umso toller, dass jemand da war, der wusste, wo ich hin muss. Gut, dass der Mann gefragt hat „Is that all your luggage?“ – Zack! Da hab ich doch glatt vor lauter Euphorie vergessen, mein Gepäck vom „Gepäckband“ (naja, nennen wir es Tisch) zu holen. – Der Flughafen ist nämlich insgesamt nur ein kleines Haus bzw. Zimmer mit Immigration vorne rechts, Money Exchange hinten rechts, Gepäckabholung hinten links und Security vorne links…
Damit ich in dieses Haus / Zimmmer wieder reinkam musste ich natürlich erstmal eine ordentliche Security Kontrolle durchlaufen.
Gut, mit all meinem Gepäck bewaffnet ging’s dann los. Luftlinie wären wir vermutlich 3 Minuten zum Haus gelaufen, denn direkt gegenüber ist eine hohe Betonmauer: die der Flughafenabgrenzung… Zum Glück fliegen jetzt nicht sooo viele Flugzeuge hier herum. Ich kann die Beschwerden der Frankfurter Wutbürger jetzt ein bisschen besser nachvollziehen 😉
Also, im Haus angekommen, hab ich gleich mal den ersten meiner neuen Mitbewohner getroffen, David aus Berlin, der hier Fußballunterricht gibt.
Ich hab mein Zeug abgeladen und dann hat mir einer der Vor-Ort Ansprechpartner von World Unite, Suma, mit denen ich den Sprachkurs samt Unterkunft gebucht hab, den Weg in die Stadt gezeigt. Das Haus liegt ziemlich außerhalb, d.h. man muss mit dem Daladala (in der Regel völlig überladene Minibusse) in die Stadt fahren. Da hab ich 2 Möglichkeiten, einer vor der Haustür, der aber nicht so oft fährt und einer 10 Gehminuten weg, der alle paar Minuten fährt. Wenn Du also denkst, „Ne, der ist voll.“, dann passen immer noch 5 Leute rein. Der letzte stellt sich einfach hinten auf’s Trittbrett. Gewöhnungsbedürftig, aber auch witzig. Man darf halt keine Berührungsängste haben und klar, bei 34 °C und 80% Luftfeuchtigkeit auch keine trockene Angelegenheit 😉
Stonetown ist ein ganz nettes Städtchen mit vielen verwinkelten Gassen, Suma hat mir also den Weg zum Haus meiner Sprachlehrerin, Mama Amina, einer ehemaligen Universitäts-Sprachenprofessorin gezeigt und ich hab mit ihr meinen Stundenplan durchgesprochen. Jeden Tag 4 Stunden Unterricht mit einer Stunde Pause zwischendrin.
Hinterher hat einer der anderen Volunteers geschluckt und gemeint, dass er immer nur 1 Stunde hatte und das schon heftig war. Ich lass mich überraschen 🙂 Aber dann lerne ich wenigstens was.
Suma ist dann gegangen. Mama Amina hat mir noch den Weg „nach draußen“ aus dem Straßengewirr gezeigt. Und dann bin ich auf den Markt. Von Mama Amina hab ich mir noch schnell die Vokabeln für Mango, Gurke und Bananen geben lassen und los gings.
So hab ich mich mit meinen paar Brocken Suaheli im Gemüseerwerb durchgeschlagen. War holprig, hat aber ganz gut geklappt. Die Verkäufer haben mir dann noch weiteren Unterricht gegeben und mir die Wörter für Zwiebel (Kitungu maji) und Knoblauch (Kitungu saum) beigebracht 🙂
Danach ging’s mit dem Daladala zurück in Richtung Heimat. Die netten Mitfahrer haben mir dann gesagt, wo ich raus muss. Die Straßen sehen für mich noch immer alle gleich aus.
Insgesamt sind die Sansibarianer (keine Ahnung wie man Menschen aus Sansibar nennt) sehr nett und kontaktfreudig. Spontan liegt mir die Kultur besser als die indische (was natürlich keine Wertung sein soll). Und sie freuen sich wie die Schneekönige, wenn man sich bemüht Suaheli zu sprechen.
Am Abend haben mich die Jungs noch mit in die Stadt zum Nightmarket genommen. Ein schöner Platz am Hafen, wo’s Essensstände, Cafes und Wifi gibt. (Nur Fisch soll man dort nicht essen, der wird wohl des öfteren aufgetaut, eingefroren usw.)
Nach einer leckeren sansibarianischen (wiederum keine Ahnung, wie man Dinge aus Sanibar nennt) Vegi Pizza hab ich dann den Heimweg angetreten, weil die Jungs noch zum Bundesligaspiel Herta gegen HSV Schauen gegangen sind.
Nachts hab ich dann den Kampf gegen 3 Moskitos verloren und gelernt, dass man das Moskitonetz unter die Matratze klemmen muss.
Heute steht auf meinem Tagesplan zum weißen schönen Strand fahren, lesen, Vokabel lernen und Leben genießen.
Liebe Grüße aus der neuen Wahlheimat Sansibar