Hallo aus Sansibar,

es ist Abend und ich sitze gerade im Dunklen in unserer WG – mal wieder Stromausfall. Das ist gar nichts besonderes auf der Insel. Man gewöhnt sich an alles und so lange man mit Stirnlampe und Reiseakku ausgestattet ist, alles nicht so schlimm. Vor ein paar Tagen war der Strom allerdings mal für einen kompletten Tag weg, da wird’s dann schon eng. Man kann nicht kochen, der Wassertank wird nicht mehr vollgepumpt (also wird’s auch eng mit Toilettenspülung oder Dusche, alle Handys werden leer und und und. Hier war’s allerdings so, dass unser Stromvoucher ausgelaufen ist. Sowas wie Lastschrifteinzugsverfahren gibt’s hier nicht, stattdessen kauft man einen Voucher und wenn es keinen Strom mehr gibt, dann weiß man, der Voucher ist ausgelaufen… Eigentlich warnt einen der Stromzähler, aber bei uns ist die Warnfunktion ausgefallen.

Es ist echt interessant, wie teilweise die grundlegendsten Dinge im Vergleich zum Leben in Deutschland nicht vorhanden sind oder nicht funktionieren (siehe Stromausfall, kalte Dusche, keine befestigten Straßen, kein Auto) und es mich trotzdem gar nicht stört. – Back to basic halt 🙂

Wenn man jedoch – wie ich jetzt – Abends allein im Haus ohne Strom und somit auch Licht sitzt, ist’s doch etwas scary. Zumal unsere Fenster keine Scheiben haben und man wirklich jedes Geräusch da draußen so hört, als wäre es direkt im Wohnzimmer (das wir übrigens nicht haben).

Wenn wir Abends alle zusammen weggehen und keiner im Haus ist, lassen wir in der Regel das Licht an und lassen Musik laufen, dass keiner auf die Idee kommt, dass keiner zu Hause ist  und den Wunsch haben könnte, in unserer Abwesenheit einzusteigen. Zwar haben wir alle Fenster mit Gittern und eine Mauer ums Haus mit abschließbarer Tür aber die Haustür selbst ist eher ein Witz. Darum gibt’s auch einen Balken, den wir nachts, wenn alle daheim sind quer wie einen massiven Riegel hinter die Tür schieben.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich mich in Sansibar super sicher fühle.

So, nun zum Wochenende:

Mein Wochenende war ziemlich ausgebucht. Am Freitag Abend waren wir beim Sauti Musikfestival (http://www.busaramusic.org/). „Wir“ – das sind meine Mitbewohner David und Bertram, und noch weitere Volunteers aus Deutschland und eine Mädelstruppe aus Kanada. Karten hatten wir nicht, aber wir kennen jemanden, der jemanden kennt, der wiederum jemanden kennt etc… Das Festival war echt ganz schön und auf jeden Fall eine schöne und interessante Erfahrung. Witzig war auch die Begegnung mit einer Gruppe Piloten, wobei einer davon auf den ersten Blick wie ein Tansanier aussah, nach einer kurzen Unterhaltung hat sich allerdings herausgestellt, dass er ein Schweizer aus Luzern ist und von Suaheli keine Ahnung hat. So war es für die Leute an der Bar auch etwas irritierend, dass er immer alles auf Englisch gesagt hat, während wir dann alles für ihn auf Swahili übersetzt haben 😉

Am Samstag sind wir dann in den Norden zur Fullmoonparty gefahren und wie sich’s gehört mit dem Überland-Daladala und wir haben in meiner persönlichen Statistik einen neuen Daladala-Vollstopf-Rekord aufgestellt. Mir wurde sogar noch ein Sitzplatz auf einem Klappsitz zugewiesen. Den durfte ich mir mit David teilen. Also saß ich halb auf dem Sitz und halb auf einem Eimer mit einem Sack drin. – Den Inhalt hab ich wenig später auch herausgefunden und zwar als meine Hose an der Stelle langsam durchgeweicht ist… Ein kleiner Geruchstest brachte des Rätsels Lösung: Fisch… Lecker – wer braucht schon Parfum, wenn er auch nach Fisch riechen kann 🙂

Auf der Fahrt hatten wir dann noch einen Platten und sie haben’s tatsächlich geschafft, den Reifen (nein, nicht das Rad) zu wechseln und weiter ging’s. An irgendeinem Feldweg sind wir dann ausgestiegen (David kannte sich aus – ich hätte das im Dunkeln nie gefunden – Ich will ehrlich sein: im Hellen vermutlich auch nicht…). Eigentlich hätten wir noch ’nen Kilometer durch die Pampa marschieren müssen, aber dann hat uns ein Kleinbus aufgegabelt, der die Hotelangestellten zu den Hotels bringt: Alles prima 🙂

Die Party selbst war in dem Hotel, in dem wir abgestiegen sind und war ganz witzig. War schön, mal wieder eine Nacht durchzutanzen. Der nächste Morgen hatte dann zwar zunächst Regen für uns im Gepäck. Die Wolken sind aber schnell verschwunden, sodass wir noch ein paar tolle Strandstunden hatten (hab jetzt auch „endlich“ meinen ersten Sonnenbrand) . Am Rückweg hat David seine mehrmonatige Sansibar Erfahrung ausgepackt: Vor dem Hotel warten sämtliche Taxifahrer, die die Partygänger zurück in die Stadt bringen wollen. – Die haben wir konsequent abgelehnt. Allerdings müssen die Taxifahrer irgendwann eh zurück in die Stadt – ob mit Gästen oder ohne. Also sind wir zunächst Richtung Daladala (ca. 1 km) gelaufen und schon kam ein Taxi. Er hat zunächst 30.000 verlangt. Als er gemerkt hat, dass wir wissen, wie der Hase läuft, konnten wir uns auf einen Preis von 5.000 verständigen. (@ Andy Ritter: bei so viel Verhandlungsgeschick bist Du bestimmt stolz).

Positiver Nebeneffekt der Rückfahrt und Begründung für die heutige Überschrift: Der Taxifahrer musste noch ein paar Dinge besorgen und so haben wir regelmäßig bei den Straßenständen der Bauern gestoppt  (siehe Fotos). Wir haben also auch einen Großeinkauf gemacht und einen großen Palmenkorb (siehe Foto) voll mit 3 Ananas, 3 Brotfrüchten und ca. 15 xxx-Früchten gekauft (ic h hatte erst keine Ahnung was die xxx-Früchte waren (Fußnote: ich hab insgesamt sehr wenig Ahnung von Früchten), aber der Taxifahrer hat’s auch gekauft und hat total davon geschwärmt) . Später haben sie sich als Guaven herausgestellt. Alles zusammen übrigens für 2,50 EUR.

Die Körbe aus Palmenblättern sind der Hammer. Die werden mal eben in ein paar Sekunden geflochten, sind super stabil und natürlich umweltverträglich. In Stonetown angekommen, hab ich also die Heimreise mit dem Daladala in Angriff genommen, weil David zum Fußball ist. Für die Einheimischen scheint es ein sehr exotisches Bild zu sein, eine Mzungu (weiße Person) mit den Einkäufen nicht vom Markt sondern vom Bauern zu sehen und dann kein Taxi, sondern ein Daladala zu nehmen. Ich hatte den Eindruck, mir ihren Respekt verdient zu haben und war in diesem Moment definitiv meinen Touristempel los… Lediglich beim Heimweg zum Haus wurden meine Arme doch sehr lang und ich wünschte ich hätte meine „Tarnung“ komplett machen können und den Korb ganz easy auf dem Kopf heimtragen können. – Aber wir wollen in der ersten Woche ja nicht gleich übertreiben mit der Assimilierung 😉

Die Jungs sind heut nochmal auf’s Festival, aber ich wollte einfach mal nix machen. Naja und so kommt es, dass ich gerade allein im Dunkeln sitze und gegen Moskitos kämpfe, die das Licht meines Laptopdisplays ganz hervorragend finden 🙂

Highlights meines Tages:

Ich grenze mich von Touris ab.

Ich erfahre, dass wir einen Avokadobaum im Garten haben (Freu mich schon riesig auf meine erste Guacamole)

Ich kenne Guaven 😉

 

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