Hallo zusammen,

nachdem ich jetzt etwas länger nichts von mir habe hören lassen (Computer war kaputt), hier ein Update aus Arusha.

Ich steige mal mit Ostern ein. Wie schon angekündigt, haben wir hier eine Handarbeitsworkshop-Woche organisiert. Die Mädels haben gelernt, Karten mit Stickereien zu versehen, Ketten, Ohrringe und Armbänder aus Papier herzustellen, T-shirts zu printen und zu bemalen sowie Popcorn, Nüsse und Chips-ähnliche Knabbereien zu kochen. Die Mädels wurden hierfür in 4 Gruppen eingeteilt und haben täglich durchgewechselt.

Ich selbst hab nehmen Filmen und Fotografieren für unsere anstehende Broschüre und Kurzclip gelernt Karten zu besticken und die „Perlen“ für die Ketten aus Papier gebastelt. – Was ich beides als sehr entspannend empfunden hab. Hat so eine meditative Wirkung, wie z.B. stricken…

Das Ende der Workshopwoche war der Karfreitag, hier war ich dazu beauftragt, Spiele zu organisieren und ich hab mich an den Ideen von Spiel ohne Grenzen orientiert. So kam dann ein Set von folgenden Spielen zusammen:

1. Eierlauf (Eier mit Löffel transportieren)
2. Colakistenlauf (zu viert von Kiste zu Kiste hüpfen)
3. Lauf auf Zeit mit Wasserflasche auf dem Kopf
4. Bierkrugstemmen mit 1,5 Liter Wasserflaschen
5. Gegenstände merken und wiedergeben können
6. Gewicht schätzen z.B. von einer Tüte Reis, etc.
7. Dosenwerfen
8. Ball in Eimer werfen
9. Lauf mit gebastelten Skiern zu 4. (hab dafür extra nen Handwerker beauftragt)
10. Montagsmaler
11. Würfeln
12. Lauf mit zusammengebundenen Beinen
13. Flipflop Weitwurf rückwärts

Im Anschluss haben wir die Sieger ermittelt und dann war Siegerehrung und Preisübergabe. Wobei jeder was bekommen hat, nur die Siegergruppe ein bisschen mehr.

Ich hatte noch einige Kugelschreiber und hab in der Stadt Schokolade in rauhen Mengen eingekauft. An Ostern war auch Caspar mit seiner Familie im Center. Caspar hat vor mir als Volunteer hier gearbeitet und ist dann noch für ein paar Wochen in ein Maasaidorf zum Arbeiten. Seine Schwester hatte eine riesen Ladung mit Modeschmuck und Haarspangen dabei. Bevor sie aus Dänemark los ist, um Caspar zu besuchen, hat sie wohl einen Facebook Aufruf gestartet und hat super viele kleine Geschenke gebracht bekommen. Das war dann natürlich der Renner.

Insgesamt haben wir den Mädels glaub ich einen super schönen Tag beschert und einige sind danach hergekommen, haben mich ganz fest umarmt und sich bedankt.

Ansonsten gibt es hier an Ostern nicht wie bei uns Bräuche mit Eiern. Vielmehr wird halt gebetet ohne Ende. Die Mädels haben so eine Art Nachtwache gehalten. D.h. die ganze Nacht über durchgebetet und gesungen. Ostern ist halt doch mit der wichtigste Feiertag für sie.

Ich finde es immernoch hochinteressant, wie die Leute hier ihren christlichen Glauben mit ihren ursprünglichen Stammesreligionen vereinbaren. In den Kirchen bzw. durch die Pastoren wird regelmäßig so ne Art Exorzismus betrieben, um die bösen Geister und Teufel aus dem Körper zu kriegen. Teilweise gibt’s da auch Radioprogramme dazu. Da geht dann ein Geschrei los und man hört Worte wie: „Beim Namen von Jesus, böser Geist, Du hast keine Berechtigung in diesem Körper zu sein. Geh! – Halleluja“…

In diesem Zusammenhang hab ich auch eine interessante Unterhaltung mit Anna, einer Missionarin gehabt, die ich am Sonntag getroffen hab, als ich bei Rosa, meiner spanischen Suaheli-Schülerin und Frau eines Missionars zum Mittagessen eingeladen war. Sie ist halt viel in den Dörfern unterwegs und hat wirklich interessante Dinge über das Leben und die Schicksale in den Dörfern erzählt. Und ist eben auch auf diese Gegensätze eingegangen, zwischen dem einerseits so stark christlichen Glauben der Menschen und andererseits der ursprünglichen Überzeugungen von Verhexungen, Glauben an böse Geister etc.

Auch die Erzählungen von Caspar aus dem Maasaidorf Lengasti, in dem er im Waisenhaus gearbeitet hat, waren recht spannend. Das Dorf ist ziemlich ab vom Schuss und hat so gar keine Infrastruktur, also kein Strom, kein fließend Wasser aber alle haben trotzdem ein Handy, das mit Solarladegerät geladen wird. Dort wird noch Beschneidung von Mädchen und Jungen praktiziert. Vielleicht kennt Ihr das Buch / den Film Wüstenblume… Ziemlich genau so…

Außerdem gibt es dort arrangierte Ehen teilweise mit sehr jungen Mädchen. Caspar hat mir erzählt, dass er einen englischsprachigen Dorfbewohner gefragt hatte, ob’s auch Liebesehen gibt. Ihm wurde dann erzählt, dass sich ein Mädchen in der Schule verliebt hat und gefragt hat, ob sie ihn heiraten darf. – Die Strafe war dann, dass sie eine Woche später einen der ältesten Dorfbewohner heiraten musste…

Zu seinem Abschied im Dorf hat er Ziege gekauft jedoch gekoppelt an die Bedingung, dass erst die Kinder und Frauen essen dürfen und dann erst die Männer, weil normalerweise erst Männer und der Ältestenrat isst und die Frauen und Kinder essen, was übrig bleibt, was zu Mangel- oder Unterernährung führt. Und zur Feier des Tages hat er dann eine rohe Niere essen dürfen…

Ich bin dann doch froh, dass ich mit meinem Faraja Center das Afrika Lightprogramm mache. Ich glaub ein Leben über längere im Maasaidorf wär nix für mich.

Ja und dann bin ich am letzten Wochenende – nachdem Caspar’s Familie weg war – endlich in mein eigenes kleines Haus umgezogen und ich liebe es!!!! (Hab euch die Fotos hochgeladen).

Am Samstag Abend haben wir dann gleich eine Housewarming Party gemacht. Tagsüber war ich mit Sydney und Alyssa beim Shoppen (es gibt hier ca. 4 Klamottenläden wie in Europa, die haben wir unsicher gemacht) und haben ein bisschen Bier, Savanna und Wein geholt. Die Mädels (Sydney, Alyssa und Christine) sind dann vorbeigekommen und wir haben Takeaway Pizza geholt, Spieleabend gemacht und vorgeglüht, bevor es zum Tanzen ging. Ein durch und durch „westlicher“ Tag. Hat aber mal sehr gut getan 🙂

Christine hab ich über Sydney kennengelernt, die wiederum eine Freundin ihrer Mutter ist. Christine wohnt seit 9 Jahren in Arusha und hat ne Safarifirma. Und Freitags singt sie mit ihrer Band in einem Hotel. Dort gehen wir jetzt am Freitag immer hin. Ist ganz witzig, vor allem, weil der Bandleader mittlerweile unsere Namen kennt und wenn sie wollen, dass jemand tanzt dröhnt es dann immer „Alyssa from Kanada“, „Steffi – get up, dance“ oder „Sydney, Sydney, Sydney“ durch den Raum.

Mittlerweile fühle ich mich in Arusha ziemlich gut aufgehoben, was natürlich immer mit den Leuten zusammenhängt. Aber da hab ich Glück gehabt 🙂

Und was mein Suaheli angeht hab ich das Gefühl, die nächste Stufe erreicht zu haben. Ich hab gestern sogar auf Suaheli geträumt, was ich ziemlich cool fand.

Ich könnte gerade noch so viel erzählen, aber ich mach mal nen Punkt und heb mir den Rest für meinen nächsten Eintrag auf.

Viele liebe Grüße aus (meinem neuen Haus 🙂 im … ) Faraja Center

 

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