Hallo zusammen,

gerade sitze ich im Zelt am wunderschönen Don Pedro Lake und beobachte den Sonnenaufgang. Eigentlich wären wir gerade im Yosemite Valley, aufgrund eines Sturms und massigen Regenfällen ist das allerdings gesperrt und wir haben spontan etwas umgeplant.

Aber zunächst noch ein kleiner Rückblick auf die letzten beiden Tage… Nachdem wir bislang keine zwei Nächte am gleichen Platz verbrachten, haben wir beschlossen, für einen kurzen Moment ein bisschen Gas rauszunehmen und die nächste Etappe von Lone Pine nur um den Mount Whitney herum bzw. darüber bis nach Tulare zu nehmen und dort 2 Nächte im Hotel zu bleiben, um von dort aus Sequoia und Kings Canyon zu besuchen und dann weiter ins Yosemite Valley zu fahren.

Die Fahrt nach Tulare war wunderschön, nach den ganzen steinigen und wüstenähnlichen Etappen war ich so begeistert, mal wieder Bäume und grüne Wiesen zu sehen. Und weil es unsere Erholungsetappe war, haben wir uns auch ewig dafür Zeit gelassen. Am kleinen Lake Isabella gab’s dann spontan Pizza aus dem Nachbardorf und wir haben endlich unsere Kokosnuss, die wir seit Tag 1 rumgefahren haben geknackt. – Unser treuer Begleiter der Klappspaten war hier wieder einmal der Schlüssel zum Erfolg. Weiter ging es über Berge durch den Wald vorbei an Ferienhäuschen und Waldhütten und Kuhweiden. Sobald wir den Berg überquert hatten, war der Weg nach Tulare gesäumt von Plantagen: Orangen- und Apfelbäume soweit das Auge reicht. Diese wurden dann durch Weinreben abgelöst. Dazwischen waren immer wieder wahre Villen gebaut bis wir schließlich in Tulare eintrafen.

Am nächsten Morgen brachen wir dann auf in den Sequoia Nationalpark, um die größten Bäume der Erde zu bewundern. (Zum ersten Mal mussten wir nicht unser ganzes Hab und Gut zusammen räumen sondern konnten es einfach mal liegenlassen – klingt komisch, aber das war unglaublich schön!) Gut, dass wir Wanderschuhe, Winterklamotten und Steigeisen dabeihatten. Leider hab ich beim Aussteigen aus dem Auto gemeint, dass wir das jetzt bestimmt nicht brauchen. Also ging es los mit Sneakers und Pulli. Als es anfing mit dem Regen und wir über glatte Schneeflächen wandern mussten waren wir schon zu weit gelaufen, als dass sich umkehren noch gelohnt hätte… Der Weg wurde aber auch wieder besser und der Regen ließ nach. Und da waren sie: Jahrtausende alte Bäume, ca. 80 Meter hoch und bis zu 12 Meter im Umfang. Einige der Bäume hatten große „Brandwunden“, super interessant war zu erfahren, dass die Sequoia Bäume (so heißen sie) Waldbrände als Chance nutzen: Wenn ein Feuer die Bäume erfasst, sterben normale Bäume daran, aber einen großen Sequoia Baum verletzt es zwar, bringt ihn aber nicht um. Wenn die Bäume drum herum nun also tot sind, nehmen sie ihm nicht mehr das Licht und das Wasser und der Sequoia Baum kann weiterwachsen. Über viele viele Jahre heilt er dann seine Wunden und lässt Rinde über die Feuerwunden wachsen. Klarer Fall für „Was uns nicht umbringt macht uns nur stark“ 😉

An einem weiteren Stopp waren wir klüger und sind mit Wanderschuhen und Regenjacke losgezogen eigentlich wollten wir hier wandern aber der Wanderweg war gesperrt. Hier wird uns ein bisschen zum Verhängnis, dass wir in der Nebensaison reisen, weil halt noch viele Dinge Instand gesetzt werden oder schlichtweg noch nicht geöffnet sind. Trotzdem haben wir den größten Baum der Welt, den General Sherman Tree begutachtet und sind bis zur Wegsperrung gewandert. Da das Wetter aber immer mieser und der Regen immer mehr wurde, waren unsere Ambitionen noch querfeldein noch weiterzuwandern auch nicht allzu groß. Wir sind dann zwar noch weiter in den Kings Canyon, da mittlerweile aber alles nebelverhangen war, haben wir ohne weitere Wanderung oder Spaziergänge den Rückweg angetreten. Ein schöner Abschluss waren dann noch drei süße Rehe, die auf einmal kurz vorm Gehen neben uns aufgetaucht sind.

Am nächsten Morgen hieß es dann erstmal Wetterbericht checken und schauen, was die Sturmwarnung für das Yosemite Valley macht. Tja, diese war nicht nur ein kurzer Spuk vom Vortag sondern hielt bis mindestens Sonntag an. Wir haben also beschlossen, uns dem Yosemite Nationalpark zwar anzunähern aber weiter westlich zu bleiben, wo wir dem Sturm entgehen. Ja und so sind wir per Zufall zu einem wunderschönen Roadtrip Tag gekommen. Interessant war hier auch der Tankstop in Fresno. Wir haben eine x-beliebige Ausfahrt genommen und sind in einer eher zweifelhaften Gegend gelandet. Eigentlich hat man gar nicht mehr gemerkt, dass man in den USA war, weil sich keiner die Mühe gemacht hat, die Namen der Geschäfte etc. auf Englisch anzuschreiben. Wir sind also durch das Viertel gefahren, vorbei an vielen Obdachlosen, dubiosen Gruppierungen und Gestalten (ein Mann hat sich z.B. mit seinem Butterfly Messer die Nägel saubergemacht). Hier wollten wir dann lieber nicht einkaufen also sind wir solange weitergefahren, bis die Gegend ein bisschen besser wurde und haben uns dann dem Tanken und Wasserkaufen gewidmet und weiter ging‘s.

Der Highway 140 von Fresno in Richtung Merced und dann noch die Strecke weiter nach Mariposa ist gesäumt von riesigen Weiden, auf denen im Verhältnis sehr wenige Kühe und Bullen unterwegs sind. (Hier kann man guten Gewissens ein Steak essen.) Wider Erwarten war unser Roadtrip begleitet vom schönsten Sonnenschein. Hier ein kleiner Eindruck von der Gegend:

Und schließlich (nach 3 vergeblichen Versuchen aufgrund gesperrter Straßen) und vorbei an einer illustren Ranch, bei der auf der Weide ein langhörniger Büffel, ein Lama, ein Esel und ein (festhalten!) Zebra grasten und einem Top Avocado Deal (20 Avocados für 5 Dollar), dem wir nicht widerstehen konnten, kamen wir zum Don Pedro Lake.

Und endlich konnten wir unser Zelt wieder aufbauen, die Nächte im Hotel waren schön und notwendig, aber ein Zelt direkt am Seeufer aufzubauen und ein Lagerfeuer zu machen ist doch irgendwie schöner. Nachdem das Zelt stand, sind wir erstmal rumgetingelt, um Feuerholz zusammenzusuchen, einzige Schwierigkeit war, dass es auch hier am Vortag geregnet hatte und alles relativ nass war. Nachdem wir mit unseren Streichhölzern und Zeitungen nicht allzu weit kamen, musst der Gasbrenner als Flammenwerfer dienen… Eine etwas zweifelhafte Art Feuer zu machen, aber das einzige, das gestern half. Ich hätte es nicht mehr gedacht aber schließlich rauchte und brannte unser Feuer dann munter vor sich hin (unsere Feuer sind klassischerweise klein und rauchen wie blöd, ich bin mir noch nicht sicher ob es an dem Zeug liegt, dass wir reinwerfen (Tannenzapfen, Ästchen, Rinde – was halt so rumliegt) oder an der Bauart… – Wir haben noch ein paar Zeltabende, das rauszufinden). Die letzte Zeltnacht war die erste in der man nicht frieren musste. Ich hatte schon ganz vergessen, wie schön zelten sein kann, wenn es nicht unter null Grad hat… Und da wir erst gegen Mittag erfahren, ob Yosemite wieder geöffnet wird, lassen wir jetzt den Morgen ganz ruhig an unserem wunderschönen Campingplatz angehen.

 

4 Comments

  1. Markus B.

    Hi Steffi, jetzt hab ich mich endlich auf den neusten Stand gelesen und deine Fotos bewundert (einige stehen hier bei mir zur Auswahl als Hintergrund für meinen EXX-Rechner) . Da kriegt man sofort Fernweh! ich hoffe, du hast es noch in den Yosemite geschafft – ich werd’s ja bald lesen ….
    Viele Grüße aus dem Karlsruher EXX-Sales-Zimmer !

    • skober2018

      Hi Markus, freut mich, dass Du als einer meiner treuesten Reiseblog-Leser auch bei diesem wieder dabei bist 🙂 Mittlerweile war ich im Yosemite und habe soeben den neuen Eintrag geschrieben. Ich sende Dir und den Kollegen liebe Grüße ins Büro.

  2. Hi Steffi, gerade habe ich alle deine Berichte gelesen. Alles klingt sehr beeindruckend!!! Der Blog is super, so kriegt man alles hautnah mit.
    Pass auf dich auf und hab weiterhin sau viel Spaß.
    Liebe Grüße

    • skober2018

      Hi Tanja, schön, dass Du mich so quasi begleitest. Schade, dass wir uns vor der Abreise nicht mehr sehen konnten. Ich hoffe Euch allen geht’s gut. LG Steffi

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