Hallo zusammen,
endlich komme ich dazu, Euch von unserem Aufenthalt im Yosemite Nationalpark zu berichten. Yosemite zählt definitiv zu meinen Lieblingsorten. Da wir die ersten 1,5 Wochen so schnell gereist waren, hatten wir nun 3 Tage für Yosemite Zeit. Nach der Sperrung des Parks durch Unwetter und starke Regenfälle am Samstag war der Park ab Sonntag Mittag wieder geöffnet. Wir kamen irgendwann am Nachmittag an und sind über den Highway 120 in Richtung Yosemite Valley gefahren. Im Park kamen wir auf der Big Oak Flat Road schon an einem wahnsinnig reißenden Wasserfall vorbei, weil nach dem Unwetter einfach unheimlich viel Wasser herunterkam. Nachdem ich eine fotowütige Dame quasi davor bewahrt habe, vom nächsten Auto überfahren zu werden, weil sie sich einfach mitten auf die Straße stellt zum Foto machen, ohne auch nur einen Gedanken dran zu verschwenden, dass vielleicht mal ein Auto kommen könnte (was an einer der Haupteinfahrtsstrecken schon mal vorkommen kann), konnte ich mich dem Wasserfall widmen. Hier seht Ihr den Flusslauf, der vom Wasserfall wegfließt:
Danach ging’s für uns weiter ins Yosemite Valley. Interessant war, dass Markus das Valley im Sommer kannte und mir dann immer sagen konnte, wo normalerweise eigentlich kein See sondern ein Wanderpfad war.
Markus war fester Dinge, dass wir keine Chance auf einen Campingplatz im Park haben würden, aber wir konnten gerade noch einen Ranger kurz vor Dienstschluss erwischen und der meinte, dass wir im Camp 4 bestimmt noch was bekommen. Camp 4 ist eigentlich der Kletterer Campingplatz. Und da waren sie: Die super Hipster, Klettercliquen, jede Menge Eichhörnchen und wir mittendrin… Es war noch einiges frei, also haben wir uns häuslich niedergelassen und zum letzten Mal in unserem USA Trip unser Zelt aufgeschlagen. Direkt danach ging’s ans Feuermachen. Wir waren schon der Meinung, dass es am Don Pedro Lake schwierig war, unser Feuer zum Laufen zu bringen, aber da kannten wir das feuchte Holz im Yosemite noch nicht. Nachdem diesmal sogar unsere Propankocherstichflammen-Methode nichts bewirken konnte, hatte Markus die Idee einen „Chilenen“ zu bauen. Das hatte er mal beim Weltspiegel oder so gesehen. Dazu brauchten wir nur eine Flasche und eine Zeitung. Hierfür musste dann leider unsere Yosemite Info-Zeitung dran glauben. Wir haben also munter den Zeitungskamin gebaut (Anleitung siehe z.B. hier). Und tatsächlich hat es funktioniert. So konnten wir unser Abendessen (Nudeln mit Pesto und Gemüse) am wärmenden Feuer kochen und essen. Danach wurde alles vorbildlich in Bären-sichere Boxen verstaut, damit nachts auch keine ungebetenen Gäste ins Zelt kommen oder unser Auto aufbrechen. Ja und in dieser Nacht ist dann auch Simis wärmende OP-Decke zum Einsatz gekommen (ich vermute mal die erste ihrer Art, die jemals im Yosemite war). Nach meiner super Erfahrung mit den Decken bei meiner Kilimandscharo Besteigung 2014 war ich froh, dass ich wieder zwei der Decken mit auf die Reise nehmen konnte. In der Decke sind Pads eingearbeitet, die beim Auspacken der Decke mit Sauerstoff reagieren und dann warm werden. Also quasi wie eine flächige Wärmflasche. Die Nacht haben wir also gut überstanden.
Am nächsten Tag ging’s los zum Wandern. Auf dem Plan stand eine Wanderung, die an zwei Wasserfällen vorbeikommt, dem Vernall-Wasserfall und dem Nevada-Wasserfall. Die Wanderung ging immer vorbei am reißenden Fluss, was ziemlich cool war. Noch cooler – leider im wahrsten Sinne des Wortes – und auch nässer – wurde es dann auf der Höhe des Vernall-Wasserfall, man musste am Wasserfall entlang den Felsen hochsteigen. Durch das viele Wasser und den starken Wind könnt Ihr Euch den Aufstieg wie in einer kühlen Dusche vorstellen. Blöderweise war die Außentemperatur nicht gerade so, dass man sich eine kühle Dusche gewünscht hätte. Natürlich waren wir wieder top ausgestattet und hatten weder Regenjacken noch Regenhosen dabei. Oberhalb des Wasserfalls angekommen, haben wir uns also erstmal dem Trocknen unserer Fleecejacken und Jeans gewidmet, zum Glück hat gerade die Sonne geschienen. Tatsächlich war die Sonne dann stark genug, uns wieder zu trocknen und weiter ging’s. Nach ein paar weiteren Meilen bergaufwärts erreichten wir schließlich den Nevada-Wasserfall bei schönstem Sonnenschein. Hier haben wir im Fluss zum ersten Mal unseren Wasserfilter getestet und waren froh, dass er funktioniert und wir für den Rest der Wanderung also unendlich viel Wasser zur Verfügung hatten. Hier ein paar Eindrücke:
Wir wollten auf keinen Fall den gleichen Dusch-Weg wieder runterlaufen, den wir hochgekommen sind. Also haben wir nach alternativen Routen gesucht. Die erste Route, die wir direkt beim Nevada-Wasserfall versuchten war wegen des Wetters geschlossen. Also gingen wir wieder ein Stück nach unten, dort gab es wieder eine Abzweigung. Bei dieser Route sollte laut Plan nur ein kleines Teilstück geschlossen sein. Da wir gute Wanderschuhe und ausreichend Wasser hatten, beschlossen wir, diese zu nehmen. Nachdem wir ca. 20 Min die Route gelaufen waren und sie immer weiter bergauf statt bergab ging und der Weg verdächtig die Richtung zum Nevada-Wasserfall einschlug, wurde ich doch kurzzeitig nervös, ob wir über die Route überhaupt runterkommen würden. Die Unsicherheit wurde kurz durch einen wahnsinnig schönen Ausblick, bei dem man beide Wasserfälle auf einmal sehen konnte belohnt:
Nach einer kurzen Filmeinlage ging es weiter und endlich kamen wir zu einem Wegweiser und tatsächlich waren wir auf dem richtigen Pfad zurück ins Tal und ab da führte der Weg dann auch wirklich bergab J. Nun blieb nur noch eine kleine Unsicherheit: Der Weg führte in Serpentinen bergab und jeweils am Ende der Kurve war der Weg durch eine Lawine unterbrochen, man konnte ihn aber trotzdem immer gut laufen. Ja uns so kamen wir nach 11 km und ca. 800 Höhenmetern zurück ins Tal und hatten uns geschworen, bei der nächsten Wanderung mehr Proviant als eine Viertel Packung Chips mitzunehmen.
Umso besser hat uns dann unser Abendessen geschmeckt und als ob es uns belohnen wollte, ist unser Lagerfeuer diesmal mit dem Einsatz eines einzigen Streichholzes und ohne Chilenen-Tricks sofort gelungen. Nach unserer letzten Campingnacht (wieder ausgestattet mit einer zweiten Wärmedecke) bauten wir etwas wehmütig unser Zelt ab.
An diesem Tag wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen und nur zum Mirrorlake fahren, eine Meile laufen, Fotos machen und weiter. So der Plan… Wir fuhren also zum Mirrorlake und liefen los. Im Wald haben wir Ausschau nach Mountain Lions gehalten (ja ich weiß, die Chance, einen zu sehen ist winzig klein), aber unsere Argusaugen haben zumindest einen Luchs erspäht. Dann wollten wir einfach noch schnell um den See rumlaufen. Doch der Weg führte dann in einen Weiher. – Das Wasser vom Sturm war hier also auch noch nicht abgelaufen. Wir dachten uns, dass es ja nicht so schlimm sein kann, also sind wir in den Wald abgebogen, um den Weg zu umgehen. Der wurde allerdings nach ein paar Metern schon zum regelrechten Kletter-Parcours. Das sah dann so aus:
Nach einiger Zeit ist neben dem überschwemmten Gebiet neben uns dann auch noch ein reißender Fluss dazugekommen. Das Schwierige war, dass wir nicht wussten, ob wir überhaupt noch eine Möglichkeit bekommen würden, den Fluss überqueren zu können. Und immer am Überlegen waren, ob jetzt umkehren oder weiter in den Wald reinklettern die bessere Alternative wäre. Ich hatte noch mit dem ein oder anderen über den Fluss umgefallenen Baumstamm geliebäugelt, über den wir vielleicht balancieren könnten, um auf die andere Seite zu kommen. Wären wir dann aber ausgerutscht, wär’s richtig doof geworden, also haben wir das erstmal sein lassen. Und dann nach ca. 1 Stunde Klettern über Felsen, durch Gestrüpp und über oder unter umgefallene Baumstämme konnten wir endlich eine Brücke sehen. – Ihr glaubt gar nicht wie froh ich war.
Natürlich hatten wir auch hier wieder kein Proviant dabei, weil wir ja nur schnell für ein Foto zum See laufen wollten. – Wir kamen also auf einem ganz normalen Wanderweg zurück zum Auto und haben erstmal Tacos, Gummibärchen und Reeses verschlungen. Was das Proviant angeht, muss ich echt besser werden. Damit war unser Yosemite Abenteuer beendet und damit leider auch unsere Nationalparkreihe. Wir verließen also Yosemite und steuerten mit einer Zwischenübernachtung Palo Alto, das Silicon Valley an, um meine liebe Freundin Bonnie zu besuchen.