Heiße Quellen

Zunächst hatte ich geplant, eine Tour zum Boiling Lake zu machen. Die dauert wohl sechs Stunden und geht über Stock und Stein. Nachdem ich dann aber von meinem Guide versetzt wurde, weil die Kita zu hatte und er auf seinen Sohn aufpassen musste (ja ist hier wie in Deutschland) war ich eigentlich ganz froh, dass es nicht funktioniert hat. Ich hab doch gemerkt, dass ich von der Baustelle noch ziemlich kaputt war und einiges an Muskelkater hatte. Also hab ich mich für das Kontra-Programm Wellness entschieden und bin mit dem Bus wieder nach Trafalgar gefahren, um diesmal nicht zu den Wasserfällen sondern zu den warmen Quellen in Wotten Waven zu fahren.

Der Nachbar meines Gästehauses hat mir ein Bad dort empfohlen und zu dem bin ich dann hingewandert. Der Tipp war toll. Das Bad war sehr schön angelegt mit Blumenbeeten und Blick auf einen Wasserfall. So war ich also in der heißen Quelle und mal wieder – wie so oft in Dominika – der einzige Besucher. Besonders schön war es, als es angefangen hat richtig stark zu regnen und ich im heißen Wasser saß.

Etwas später kamen noch zwei ältere Damen. Die eine kannte das Bad schon seit zehn Jahren. Sie hat mir dann noch erklärt, in welchem Becken ich Schlamm holen kann, um mich damit einzureiben. Das scheint unheimlich gut für die Haut zu sein. – Und ich probier ja alles gern aus.

Entspannt und zufrieden wollte ich dann wieder zurück. Leider kam ewig kein Bus. Dann bin ich bei einem alten Rastafari, der 17 Jahre in Hannover gelebt hat, mitgefahren. Das wurde dann noch eine kleine Odyssee, weil wir erst noch in eine lokale Bar sind (war auch ganz interessant und lecker: Die Frau hatte Kokosgebäck, weil ihre Kokospalme im Garten vom Sturm nicht zerstört wurde) und auf dem Weg dann noch bei drei Freunden von ihm angehalten haben. Mit dem Bus wäre ich also wahrscheinlich doch schneller gewesen.

 

Ti Tou Gorge – Schwimmen in einer Höhle

Die große Wanderung zum Boiling Lake hatte ich schon an den Nagel gehängt und mich stattdessen am Morgen meiner St. Lucia Organisation gewidmet. Dadurch kam ich etwas spät aus dem Haus. Ich wollte aber unbedingt noch in die Höhle bzw. Felsschlucht, in die man reinschwimmen kann. Der Busfahrer meines Vertrauens hat mir dann erklärt, dass ich den Bus um 30 Min verpasst habe und er erst wieder in 2 Stunden kommt und es dann schon sehr spät für mich wird. Ich hab dann einen Deal mit ihm gemacht, dass ich bei ihm im Bus mit zur Ortschaft vorher mitfahre, er seine Gäste dann alle an der Bushaltestelle ablädt und anstatt zurück in die Stadt zu fahren, fährt er mich zu der Höhle.

Ich bin so froh, dass ich dort noch hingegangen bin, es war ein wahnsinnig schönes Erlebnis. Man geht in eine Art Weiher rein und von dort schwimmt man dann zwischen die Felsen, die gehen senkrecht neben einem hoch und ganz oben ist der Regenwald. Wenn man tiefer reinschwimmt, kommt man zu einem Wasserfall. Und wie so oft, war ich auch hier die einzige weit und breit. Dann hab ich noch rausgefunden, dass man in die Felsspalte auch reinspringen kann und nachdem ich in Puerto Rico schon fleißig Klippenspringen geübt hab, bin ich hier auch noch runtergesprungen:

Danach bin ich dann noch ein Stück in den Regenwald reingewandert, was im Prinzip der Einstieg zur Wanderung zum Boiling Lake gewesen wäre. Also hab ich davon auch noch ein Stückchen gesehen. Ein wunderschöner Tagesausflug. Nachdem ich dann ewig auf den Bus gewartet hab, hat mich mal wieder ein Maurer mit zurück in die Stadt genommen. Ich muss mich hier einfach auf mein Bauchgefühl verlassen. Und Dominica ist ein sehr friedliches Viertel. Später in Zentralamerika kann ich das dann wirklich nicht mehr machen.

 

Der letzte Abend

Am Abend hab ich dann all meine Sachen gepackt und wollte noch auf ein Bier rausgehen. Es war Freitag Nacht und die Stadt hat gedröhnt vor Musik. Ich bin also in eine Bar / Club gegangen und hab dort ein bisschen getanzt. Dabei hab ich Kenny aus Barbados kennengelernt, der gerade arbeitstechnisch auf Dominika war und der mit seinen Arbeitskollegen unterwegs war. Nach der Bar sind wir noch zu einem Straßenstand und haben Hähnchen gegessen und sind dann noch in ein paar lokale Bar (Ghetto Bars, wie sie es nannten) weitergezogen. Nach angeregten Diskussionen über Politik und Weltgeschichte hab ich dann beschlossen, dass ich (sorry ich muss gerade kurz unterbrechen – mir ist soeben ein Frosch von der Decke auf die Tastatur gesprungen und ich hab einen halben Herzinfarkt bekommen – weiter geht’s) heimgehe. Die Jungs haben mich also ins Gästehaus gefahren, vor dem ich dann gemerkt habe, dass ich meinen Schlüssel im Zimmer habe liegen lassen und die Tür einfach zugezogen habe. Nach vielfachen Klopfen hab ich dann aufgegeben und beschlossen, dass ich wohl erst am Morgen wieder reinkomme. Ich hab den Jungs gesagt, sie können mich einfach auf der Treppe sitzen lassen, die drei Stunden halte ich schon aus. Aber das wollten sie auf keinen Fall. Da aber beide nicht in der Stadt wohnten, hatten sie auch keine Wohnung dort. Der eine ist dann also ins Büro und hat dort auf der Luftmatratze geschlafen, der andere hat sich geweigert mich alleine auf der Rückbank des Autos schlafen zu lassen und ist aus Solidarität nicht auf die Couch bei seiner Tante sondern hat auf dem Fahrersitz geschlafen. 3 Stunden später hat er mich dann zurück zum Gästehaus gefahren und dort hab mir dann jemand aufgemacht. Die Angestellten waren zwar noch nicht da. Aber der Blinde Opa hat mir erklärt, wie die Dose aussieht, in der die Ersatzschlüssel sind, die hab ich dann gefunden und bin in mein Zimmer gekommen, in dem mein Schlüssel unterm Bettlaken lag und ich ihn somit nicht sehen konnte.

Ende gut alles gut, ich hab also meine restlichen Sachen gepackt und bin auf zur Fähre nach St. Lucia. Das Gute war, dass ich nach 3 Stunden Schlaf richtig müde war und die 5 Stunden Überfahrt fast komplett verschlafen habe. Leider auch die Delfine, die neben der Fähre hergeschwommen sind, aber meine neuen St. Lucianischen Bekannten, die ich beim Warten auf die Fähre kennengelernt habe, wollten mich nicht wecken…

 

Rückblickend muss ich sagen, dass mich Dominica einfach nur verzaubert und begeistert hat. Auch wenn es so zerstört war, haben die Menschen den Ort für mich wunderschön erscheinen lassen.

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