Nach einigen Wochen in der Karibik, war Quito eine ganz schöne Umstellung für mich… Nicht nur, dass ich vom Meeresspiegel auf nun 2.800 Meter gewechselt bin, es locker 15 Grad kälter war und von nun an Spanisch gesprochen wurde, die komplette Stadt strotzt nur so vor Geschichte und Kultur. Nicht umsonst wurde das historische Zentrum von der UNESCO als Weltkulturerbe deklariert.

Angefangen bereits bei meiner Unterkunft: Die AirBnB Wohnung befindet sich in einem Kolonialhaus direkt im historischen Zentrum. Der Hausmeister erzählte mir, dass das Haus 360 Jahre alt sei und vor 10 Jahren komplett restauriert wurde. Es sei wohl eines von 70 noch erhaltenen alten Kolonialhäuser in der Stadt. Doch das wohl Eindrucksvollste des Hauses war sein Ausblick, vom Balkon sieht man über die komplette historische Altstadt, sowie den Panecillo, einem 200 Meter hohen Berg mitten in Quito, was sowohl bei Tag als auch bei Nacht einfach nur beeindruckend war. Beim Blick aus dem Fenster konnte man die Virgen del Panecillo sehen, das Wahrzeichen und die Beschützerin der Stadt. Ihr könnt Euch also vorstellen, dass ich beim Einzug in die Wohnung aus dem Staunen nicht mehr herauskam.

Hier ein paar Eindrücke:

Am ersten Tag bin ich bei 15 Grad im Zwiebellook (Leggings, Jeggings, T-Shirt, Merino Longsleeve, Fleece und Regenjacke) mit meiner Kamera durch die Straßen der Altstadt gewandert, um in Ruhe die ersten Eindrücke in Quito zu sammeln. Ein persönliches Highlight war dabei der Besuch einer Schokoladerie, in der mir der Angestellte voller Euphorie über die Geschichte der Schokolade, ihre Entstehung und die Rolle der Schokolade in Ecuador berichtete – einfach toll. Wusstet Ihr z. B., dass Lindt die Schokolade wie wir sie heute kennen, erfunden hat? Außerdem hab ich gelernt, dass der teuerste Bestandteil von gewonnener Schokolade die Kakaobutter ist und Langzeitstudien zeigen, dass Eincremen mit Kakaobutter bessere Anti-Aging Effekte hat als Botox und Kosmetikfirmen daher unheimlich viel Geld dafür bezahlen. Darum verkaufen Schokoladenfirmen (z.B. Nestlé) die Butter für teures Geld und ersetzen sie in der Schokolade durch Palmöl. Natürlich konnte ich es nicht lassen, Schokolade zu kaufen, die ich mir seither in kleinen Portiönchen bei akutem Süßigkeitenbedarf gönne.

Per Zufall landete ich dann in einer der beeindruckendsten Kirchen – der Compañía de Jesus. Diese ist innen quasi komplett aus Gold und es gab eine ganz spannende Führung. In der Kirche durfte man nicht fotografieren. Aber hier seht Ihr ein paar Eindrücke davon… Auf jeden Fall empfehle ich allen Quito Besuchern, die Kirche zu besuchen und auch eine Tour zu machen. Ich dachte ja, dass der Eintritt frei ist und hatte das auch schon einem deutschen Pärchen erzählt, die ich in der Stadt getroffen habe, doch es stellte sich heraus, dass ich einfach nur Glück hatte: Die Kirche hat an jedem ersten Sonntag im Monat freien Eintritt. 😉

Um mehr über die Stadt zu erfahren, hab ich mich am nächsten Tag für eine Free Walking Tour angemeldet. Die Tour startete bei der Basílica del Voto Nacional. Eine der größten Kirchen in Quito, die sich noch immer im Bau befindet und interessanterweise teils vom Staat und teils von der Kirche finanziert ist. Das führt auch dazu, dass an der Frontseite u.a. einer der Präsidenten als Statue in Stein gehauen ist. Das hab ich so auch noch nirgendwo erlebt 🙂 Auch  generell hatte die Kirche ein paar coole Features: Vom Inneren der Kirche kann man vom Altar z.B. durch eine herzförmige Aussparung in der Mauer auf die Statue der Madonna oben auf dem Berg schauen. Außerdem kann man den Turm besuchen. Dafür läuft man auf einer ganz schmalen, provisorisch aussehenden Brücke zwischen der Kirchendecke und dem Kirchendach einmal quer über die Kirche und muss dann über super steile Außentreppen zum Turm hoch. Unten ahnt man aber noch nicht, was einen dort oben erwartet, darum ist auch der ein oder andere Besucher zitternd mit Höhenangst auf der Treppe gelandet und hat sich am Geländer festgekrallt – die Armen!

Bei unserer Walking Tour erfuhren wir noch Einiges über die Geschichte des Landes und der Stadt, u. a. dass in der Region ursprünglich mehrere indigene Kulturen lebten, bevor Ende des 15. Jahrhunderts die Inka das gesamte Land eroberten, aber Anfang des 16. Jahrhunderts bereits die Spanier auftauchten und das Land unterwarfen. Wir erfuhren mit welchen Ideen die Spanier u.a. arbeiteten, um die  Bevölkerung vom christlichen Glauben zu überzeugen. So verehrten die Inkas den Sonnengott  als höchsten Gott. Die spanischen Missionare integrierten in den Heiligenbildern Spiegel, so dass die Sonne durch die Fenster auf den Spiegel scheint und es so wirkt, als ob Maria durch die Sonne in den Himmel fährt.

1821 erkämpfte sich das Land schließlich mit dem südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer und Nationalhelden Simón Bolivar (von dem wirklich in jeder einzelnen Stadt in Ecuador und Kolumbien eine Statue steht) die Unabhängigkeit von Spanien und riefen den  unabhängigen Staat „Großkolumbien“ aus. Ecuador gehörte dann bis 1830 zu Großkolumbien, bevor sich die Länder nach und nach aufspalteten und nun als separate Länder existieren, wie wir sie heute kennen.

Ein weiteres Großereignis in der Geschichte Ecuadors liegt noch nicht so weit zurück: Im Jahr 1999 -2000 fiel das Land in eine Wirtschaftskrise, was schließlich dazu führte, dass die ecuadorianische Währung Sucre abgeschafft wurde und das Land seither den US Dollar als Währung hat.

Bei der Tour besuchten wir noch eine Hutmanufaktur, die bereits in der 4. Generation Hüte selbst designen und fertigen und stiegen außerdem aufs Dach des Centro Cultural Metropolitano, um eine tolle Sicht auf die umliegenden Kirchen und den zentralen Plaza Grande zu haben.

Insgesamt kam mir Quito sehr traditionell vor, so sah man viele Leute mit traditionellen Gewändern und es hat mich ein bisschen an meine Reisen nach Bolivien und Peru erinnert.

An einem anderen Tag lernte ich dann aber noch eine andere Seite von Quito kennen: Das Viertel „La Floresta“, hier findet man dann Graffiti, Hipster Cafés, Fusion-Restaurants und Programm Kinos, so dass die Stadt gleich viel moderner wirkt als das Leben im historischen Zentrum. Ich fand es super spannend, einen so großen Unterschied innerhalb ein und derselben Stadt zu erleben.

Nachdem ich untertags immer munter durch Quito gehirscht bin, habe ich die Abende nach meiner Partyzeit in Tobago eher langsam angehen lassen und habe mich daheim um die Reiseplanung der nächsten 3 Wochen gekümmert (was gar nicht so einfach war, vor allem was Galapagos on a budget angeht…).

Nach ein paar Tagen, in denen ich mich akklimatisieren konnte, ist dann Markus in Quito eingetroffen und unser Roadtrip Richtung Süden konnte starten. Hierfür setzten wir auf eine günstige lokale Mietfirma. Ob’s gut ausging, erfahrt Ihr dann im nächsten Beitrag mit Roadtrip-Stories aus dem Andenland 🙂

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