Vulkan Chimborazo

Unsere zweite Roadtripetappe führte uns zunächst zum Vulkan Chimborazo. Mit 6310 m Höhe über dem Meeresspiegel ist der inaktive Vulkan der höchste Berg in Ecuador. Und genau wie auf dem Cotopaxi hat auch hier ein eisiger Wind geweht. Wir waren aber gut ausgestattet. Genau genommen hatte ich die gleichen Klamotten an, mit denen ich damals den Kilimanjaro bestiegen hatte und das hat sich ja bewehrt. Aber beim Chimborazo haben wir keine Besteigung geplant sondern ihn einfach (ja ich weiß – laaaangweilig…) mit dem Auto besucht und immerhin kommt man da schon auf ca. 5000 m. Die Höhe haben wir eigentlich ganz gut vertragen. Aber zum Bäume Ausreißen ist einem trotzdem nicht zumute. Da tuts schon ein gemütlicher Spaziergang. Unser persönliches Highlight waren die Vicunas, Alpaca ähnliche Tierchen mit noch weicherem Fell. Aber streicheln lassen wollte sich halt keines. Zugegenermaßen haben wir den ein oder anderen Versuch gestartet. Zum Abschluss hab ich noch einen ziemlich großen Käse von einem Bergbauern gekauft, den ich allerdings bis Galapagos gegessen haben muss und ich nicht mir Markus Unterstützung rechnen konnte. Nachdem Chimborazo haben wir eine Übernachtung in Riobamba eingelegt einem guten Ausgangspunkt für die Roadtripvorhaben des nächsten Tages. Hier ein paar Eindrücke vom Chimborazo:

 

Sangay Nationalpark

Danach ging es weiter zum Sangay Nationalpark. Es war ziemlich schwierig, über den überhaupt etwas herauszufinden. Weil er scheinbar nicht so häufig besucht ist. Man kann dort auch wandern und in Hütten übernachten, es gibt aber keine wirklichen Wanderwege. Wir haben beschlossen, dass wir ein Stück reinfahren und wenn wir was zum Wandern finden ein bisschen rumwandern, aber nicht mit Übernachtung. Die Landschaft dort ist auf jeden Fall atemberaubend. Wir sind durch kleine Dörfer gefahren und konnten dem ganz alltäglichen Treiben etwas zusehen. Auch hier waren die traditionellen Gewänder und Esel als Fortbewegungsmittel allgegenwärtig. Nach einer Zeit erreichten wir eine kleine Seenlandschaft. Leider hatten wir hier scheinbar ziemlich viel Nebel bestellt, so dass man nicht wirklich viel erkennen konnte. Ich hab beschlossen, dass wir den Nebel aussitzen. Also haben wir kurzerhand eine Mittagspause im Auto eingelegt und eine komplette Partie Phase 10 gespielt. Aber der Nebel war hartnäckig. Mit Blick auf die Uhr gaben wir uns irgendwann geschlagen und traten die Rückfahrt an. Aus unserer Wanderung wurde also leider nichts, aber schön war’s trotzdem. Hier ist ein Roadtrip Video und ein paar Bilder:

 

Alausi und der Tren de la Nariz del Diablo

Danach ging’s auch gleich weiter Richtung Alausi. Denn wir hatten Zugtickets für den Andenzug zur sogenannten Teufelsnase gebucht. (Der Buchungsprozess war sehr abenteuerlich, weil die Website nicht funktioniert, Markus musste sie dann kurz umprogrammieren, damit wir unsere Tickets online kaufen konnten). Alausi liegt in einem Tal und da scheinbar gerade Tag des Nebels war, konnten wir von der Stadt zunächst gar nichts sehen, wir tauchten also ein in die Nebelsuppe und fuhren zum Hotel.

Umso erstaunter waren wir, als wir am nächsten Morgen aufwachten und blauen Himmel mit strahlendem Sonnenschein und einer wahnsinns Aussicht vorfanden. Genau das richtige für unsere Zugfahrt :). Der Zug besteht aus alten Holzwagons und man kommt sich ein bisschen so vor als hätte jemand die Zeit zurückgedreht. Die Fahrt war atemberaubend schön, wir schlängelten uns durch die Andenlandschaft und die Sonne strahlte in die Täler. Das Ziel war die Nariz del Diablo, also Teufelsnase. Dort wurden dann in bester Touri-Manier traditionelle Tänze vorgeführt und es gab ein kleines Interpretationszentrum, in dem über die Bräuche und Traditionen der lokalen Bevölkerung berichtet wurde. Wir erfuhren z.B., dass Hochzeiten früher einen kompletten Monat gefeiert wurden und somit immer genug Maisbier, genannt Chicha, vorrätig sein musste und dass heute nicht mehr ganz so ausgiebig gefeiert wird, aber eine Hochzeitsfeier immer noch ein paar Tage dauert.  Außerdem haben wir gelernt, dass die Frauen in der Region weiße Hüte und nicht die warmen schwarzen Filzhüte wie im Norden tragen. Denn hier in der Region ist es wärmer und zum ersten Mal in der Ecuadoretappe musste ich nicht frieren. Danach ging es für uns wieder zurück nach Alausi und noch einmal konnten wir die Fahrt durch die wunderschöne Landschaft genießen.

 

Ingapirca – die bedeutendste Inkastätte Ecuadors

An dem Tag hatten wir aber auch noch Großes vor. Unsere Fahrt führte uns über Ingapirca, einer Inka-Ruinenstätte bis nach Cuenca. Kurz nachdem wir die Drohne über die Anden haben fliegen lassen:

Riefen wir noch kurz den Notruf an, weil ein Mann scheinbar bewusstlos auf der Landstraße lag. Ein anderer kniete neben ihm und zunächst hatten wir noch etwas Respekt, weil man von solchen Konstellationen ja auch schon als Falle gehört hatte. Ich bin dann trotzdem ausgestiegen und hab von etwas weiter weg gefragt, was los sei und ob sie Hilfe bräuchten. Offensichtlich waren beide ziemlich betrunken aber der eine halt schon gar nicht mehr ansprechbar. Der eine hat dann gemeint, dass es gut wäre, wenn jemand kommen würde. Es sind ja auch ständig LKWs mit einem Affenzahn an ihnen vorbeigebrettert.  Also hab ich dem Notruf erklärt, wo sie sind und für uns ging’s weiter auf nach Ingapirca.

Ingapirca ist die bedeutendste Inka-Fundstätte Ecuadors. Doch Ingapirca gab es schon lange vor den Inkas und zwar als eine Kultstätte der sog. Kañari, einem indigenen ecuadorianischen Volk, das seinen Ursprung schon im 6. Jahrhundert hatte. Die Kañari waren insbesondere für ihren vehementen Kampf gegen das Inka Imperium bekannt.  Doch letztendlich gewannen die Inka durch Kämpfe und Heiraten die Macht über das Kañari Territorium.  So dass auch Ingapirca schließlich von den Inkas erobert und von ihnen weiter ausgebaut wurde. So findet man heute dort Ruinen von runden Häusern, die noch aus der Kañari Zeit stammen und rechteckige Häuser und Tempel, die genauso wie bei den Ruinen von Cusco große behauene Steinblöcke fugenlos und super stabil zusammenfügen.

Die Ruinen sind zwar weitestgehend zerstört, aber vom Haupttempel ist noch einiges erhalten. Wir fanden außerdem einen Steinhaufen mit antiken Bausteinen. Hier wurde uns erklärt, dass die Leute die Tempelsteine für ihre Häuser und Landwirtschaften z.B. als Grenzsteine verwendeten und dass die Regierung Suchtrupps losschickt, um die alten Steine zurück zur antiken Stadt zu bringen.

Während seines Höhepunkts erstreckte sich das Inka Imperium vom Norden Ecuadors bis zur Mitte Chiles. Die Inka unterwarfen 250 Völker, bauten prunkvolle Städte und Tempel und vernetzten ihr riesiges Reich mit einem komplexen System von miteinander verbundenen Wegen. Diese führten insgesamt über 40.000 km durch Wüsten und durch Hochgebirge. Es bestehend aus gepflasterten Straßen von bis zu sieben Metern Breite im Flachland, hunderte von Hängebrücken mit bis zu 50 Metern Länge, steilsten Andenpässen und schmale, in Stein gehauene Treppen. Die Unesco hat das Wegenetz zum Weltkulturerbe erklärt. Der längste dieser Wege hatte eine Länge von 5.000 km und reichte von Quito bis Talca, südlich von Santiage de Chile. Diese Wege war das Hauptkommunikationsmittel der Inkas, da Informanten laufend zwischen den einzelnen Stätten unterwegs waren. Heutzutage sind weite Teile des Weges nicht mehr vorhanden oder in sehr schlechtem Zustand, dennoch kann man gewisse Passagen des antiken Weges auch heute noch bewandern. Um Ingapirca ist noch ein Teilstück des Weges erhalten und wird heute von Wanderern gerne für 2 bis 3 Tagestouren genutzt. Das Highlight auf dem Wanderweg sind die Ruinen von Ingapirca, der wichtigsten Inkastätte Ecuadors. Das Inka Imperium fand 1532 sein Ende, als der Spanier Francisco Pizarro auf der Suche nach Gold und Reichtum den damaligen Inka König in einen Hinterhalt lockte und ihn nachdem er Schmuck und Wertgegenstände aus dem ganzen Reich hatte zusammentragen lassen dennoch umbringen ließ. (Hier könnt Ihr die Geschichte nachlesen).

Nach diesem kleinen Eintauchen in die Geschichte von Ingapirca ging unser Roadtrip weiter in Richtung der historischen Stadt Cuenca. Am schönsten fand ich bei unserem Andenroadtrip immer die Abendstunden, denn dann treiben die Bauern die Tiere heim oder bringen Getreide oder Gras nach Hause, da ist dann immer großer Betrieb mit Eseln und Kühen.

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