Für meine Weiterreise nach Panama hatte ich erfahren, dass man einen Bootstrip machen kann und nicht nur langweilig nach Panama City fliegen muss. – Nachdem ich in ein paar Blogs gelesen hatte, dass es auf eigene Faust ziemlich kompliziert ist, hab ich weiter recherchiert und eine Tour gefunden, die von Capurganá, quasi dem Nordöstlichsten Ort in Kolumbien vor der panamaischen Grenze über die San Blas Inseln nach Panama fährt.

Nun bin ich ja gerade aus dem Amazonas zurück nach Bogota geflogen. Für die Weiterreise plante ich also, mich der Grenze zu Panama erst ein Stück weiter anzunähern, um dann von dort alles zu planen. Ich flog zunächst nach Medellín, übernachtete bei Esteban und Juliana und klügelte meinen Reiseplan aus. Da ich keine Lust auf 9 Stunden Busfahren, eine Zwischenübernachtung und 2 weitere Stunden auf dem Boot hatte, suchte ich nach einem Flug. Nun gehen nach Capurgana wieder nur Charterflüge und es war am Wochenende, d.h. keiner der Charterfirma war im Büro, um mir eine Auskunft zu geben, ob ich am Montag mitfliegen kann oder nicht. Montag Morgen bekam ich schließlich die Info, dass der Flieger voll ist, ich aber trotzdem zum Flughafen kommen kann, um zu sehen, ob jemand nicht auftaucht oder alle nur wenig Gepäck haben, damit ich doch noch mitfliegen könnte, weil das Flugzeug leichter ist, als angenommen und somit noch einer mehr mitkann… Ich bin also zum Flughafen und habe mich auf die Warteliste setzen lassen. Habe dann aber noch weiter rumgefragt, ob noch andere Firmen nach Capurganá fliegen. Da gab’s zwar keine aber ich fand eine, die nach Acandí flog, das liegt 30 Minuten mit dem Boot vor Capurganá. Dieser Flieger war zwar auch ausgebucht, aber ich hab mich auch dort auf die Warteliste setzen lassen. Und tatsächlich ist für diesen Flug jemand nicht aufgetaucht und ich konnte einchecken. Diesmal hatte ich natürlich mein ganzes Gepäck dabei, weil ich ja nicht nur einen kurzen Ausflug machte, sondern mit Sack und Pack weiterreisen wollte. Nach einer ordentlichen Übergepäckszahlung musste ich zum Gate rennen, denn 10 Minuten später war auch schon der Abflug. Im Flugzeug lernte ich Jana aus Deutschland kennen, die einen Strand vor Capurganá ansteuerte und mir sagte, sie hätte einen PickUp vom Flughafen über ihr Hotel gebucht und dass wir es uns teilen könnten. Perfekt!

Unser Mini Flugzeug

Doch bei der Ankunft war relativ schnell klar, dass mein Rucksack weit und breit nicht zu sehen war. – Der von Jana auch nicht. Dann klärte uns der Herr am Flughafen auf, dass das öfters vorkommt, wenn die Taschen Übergepäck haben, dann kommen sie am Tag danach mit dem nächsten Flieger hinterher. Nun hatte man mich am Flughafen genötigt, mein Handgepäck auf 5kg zu reduzieren, was hieß, dass ich meinen Laptop ins Check-In Gepäck packen musste. Das stand jetzt ist Medellín. In dem Moment schloss ich schon innerlich meinen Frieden mit meinem Laptop und verabschiedete mich gedanklich davon. Aber nun blieb ich ja nicht in Acandí sondern hatte meine Übernachtung in Capurganá. Ich dachte also schon, dass ich am nächsten Tag zurückkommen muss, um meinen Rucksack zu holen. Ab jetzt wird es spannend. Der Mann, der uns abholen sollte, war auch schon da und erklärte uns, dass das gar kein Problem sei. Wir müssten ihm einfach nur ca. 5 Euro geben, dann kommt er am nächsten Tag zum Flughafen, holt unser Gepäck, bringt es zum Boot und gibt bei unserer jeweiligen Unterkunft Bescheid, dass wir 30 Minuten später zur Anlegestelle kommen, um es abzuholen. Ich gab ihm also meinen Gepäckabschnittszettel, schrieb den Namen meines Hostels drauf und hoffte das Beste.

Und jetzt kommt mein absolutes Highlight meiner bisherigen Reise: Wir gingen also mit unserem Handgepäck aus dem Miniflughafen raus und da wartete tatsächlich ein Pferdekarren auf uns.

Wir fuhren also eine halbe Stunde auf dem Pferdekarren über Feldwege nach Acandí zur Bootsanlegestelle, von dort ging es mit dem Boot nach Capurganá wo ich schließlich in mein Hostel eincheckte. – Was für ein Tag bisher.

Ich bestellte mir im Hostel erstmal ein Bier. Kurz danach wurde mir ein zweites gebracht mit dem Verweis auf die Herren am Nachbartisch, die schon fleißig am Trinken waren. Ich gesellte mich also zu ihnen, stelle fest, dass sie aus der Gegend um Medellín kamen, in Capurganá arbeiten und heute ihren freien Tag haben. Und so verbrachten wir den ganzen Tag in geselliger Runde bei einigen Bieren. Sie haben mir interessante Geschichten erzählt, da der eine 6 Jahre beim Militär war und der andere sich dem Paramilitär angeschlossen hatte, dort jedoch geflohen ist, als sie als Loyalitätsbeweis wollten, dass er seine Mutter umbringe.

Eigentlich wollten sie mir die Gegend zeigen, aber irgendwie blieben wir dann gleich in der nächsten Bar hängen. Da schloss sich uns dann noch ein Tauchlehrer an, mit dem ich ausmachte, am nächsten Tag einen Höhlentauchgang zu machen. Und so zog der Tag ins Land und nach einem gemeinsamen Abendessen und dem Beobachten von leuchtendem Plankton vom Bootsdock aus, ging mein vorletzter Tag in Kolumbien zu Ende.

Am nächsten Tag machte ich eine kleine Wanderung an den Klippen entlang, und fand per Zufall mitten im Regenwald zur Küste hin eine kleine Oase mit Bar und mehreren Pools. Leider war mein Bikini ja im Rucksack und noch in Medellín oder bestenfalls in der Luft, also begnügte ich mich mit Fischspa und dem Genießen des Ausblicks.

Dann musste ich auch schon zurück in die Stadt, weil ich mein Vortreffen mit der San Blas Reisegruppe hatte. Dort klärte ich dann noch kurz ab, ob ich denn auch 5 Tage später die Tour machen könnte, falls mein Gepäck heute nicht ankommen würde. – Wäre gegangen.

Wir erhielten einen Termin bei der Immigration um 14 Uhr, um aus dem Land auszustempeln. Dann rannte ich zurück ins Hostel um zu fragen, ob es News zu meinem Rucksack gäbe. Gab es! Er war unterwegs auf dem Boot. Ich ging also zum Dock und wartete auf das Boot. Doch es kam und kam nicht. Da war es schon 5 vor 14Uhr. Dann fragte ich zwei Jungs am Dock, ob sie noch länger hier seien, weil ich auf meinen Rucksack warte, gleichzeitig aber einen Termin bei der Immigration habe. – Manchmal muss man halt einfach vertrauen, dass alles gut geht. Doch dann sah ich am Horizont das Boot kommen und es hatte sogar meinen Rucksack inkl. Laptop dabei. 🙂

Ich rannte also zum Hostel, brachte den Rucksack hin und gleich weiter zur Immigration. Ausreisestempel in den Pass und meiner Reise nach Panama stand nichts mehr im Weg.

Ein bisschen traurig war ich allerdings schon, weil ich gerne noch 2 Tage in Capurganá geblieben wäre. Der Ort war so herrlich untouristisch und man kann tolle Wandertouren machen. Aber ein Highlight hatte ich ja noch: den Tauchgang mit Carlos.

Wir trafen uns am Nachmittag und fuhren mit dem Boot raus zur Höhle und tauchten ab. Er zeigte mir einen super schmalen Spalt in einem Felsen unter uns und ich hab es erstmal mit der Angst zu tun bekommen, weil ich dort wirklich nicht reinwollte. Aber dann schwammen wir an dem Spalt vorbei und tauchten zum Meeresboden. Dort schwammen wir dann in eine breite Felsöffnung, die nach und nach schmaler wurde und es irgendwann stockdunkel war. Nachdem ich zunächst noch Angst hatte, hab ich mir dann überlegt, wenn irgendwas nicht klappt, dann muss er mich halt rausholen und irgendwie komm ich schon lebend raus. Mit dieser Erkenntnis war ich dann entspannter und schwamm ihm halt einfach nach. Nach einem kurzen Stück sah man dann auch schon Licht in die Höhle dringen und jetzt kapierte ich, dass es der Spalt war, den wir von oben gesehen hatten. Von unten war er aber nicht so schlimm, weil es ja der Weg nach draußen und oben war. Carlos schwamm voraus und ich hinterher. Natürlich blieb ich erstmal am Fels hängen mit meiner Gasflasche, aber nach ein bisschen justieren, rutschte ich durch und schwamm wieder ganz normal im Meer. Die restliche Zeit suchten wir Lionfische und Carlos spießte sie mit seiner Harpune auf.

Somit ging mein letzter Tag in Kolumbien zu Ende und es hieß endgültig tschüss sagen, zu diesem Land mit wunderbaren Menschen, unglaublich vielfältiger Natur, so viel Geschichte und unvergesslichen Eindrücken.

 

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