Die geführte Tour durch das Viertel Comuna 13 wurde uns bereits in Bogotá bei der Graffititour empfohlen. Die Comuna 13 war vor einigen Jahren einer der gefährlichsten Orte der Welt. Doch durch einen Militärschlag, Infrastruktur-, Bildungs- und Kunstprojekte ist die Gegend heute nicht mehr mit dem zu vergleichen, was sie einmal war. Hier ein paar spannende Hintergründe rund um die Comuna 13:

In den 50er Jahren wurde es in den ländlichen Gegenden in der Region sehr gefährlich für die Bauern und Einwohner durch den grausamen Bürgerkrieg zwischen Anhängern der liberalen und der konservativen Partei.

Doch auch nach dem Bürgerkrieg riss die Landflucht nicht ab, so flohen in den 90ern z. B. auch viele Landbewohner in die Stadt, um der Gewalt der Guerrilla bzw. der Paramilitärs zu entkommen. Die Leute bauten also kleine behelfsmäßige illegale Hütten. Je weiter oben die Hütte am Berg war, desto ärmer waren die Leute. Die Häuser wurden so eng gebaut, dass keine Straßen dazwischen passten und die Einwohner lebten lange ohne Strom, Wasser oder Abwassersysteme. In den 70ern begann die Regierung eine Strom- und Wasserversorgung zumindest für die unteren Bereiche des Viertels bereitzustellen. Die oberen Gegenden wurden jedoch komplett vernachlässigt und vergessen. Somit war die Gegend der perfekte Ort für kriminelle Banden. In der Comuna 13 gab es keine Polizei, die Regierung ignorierte es, Diebstähle, Schutzgelderpressungen, Vergewaltigungen, Schießereien und Mord waren an der Tagesordnung. Die Polizei kam nur ins Viertel, um die Leichen abzuholen.

In den 80ern kam schließlich die Guerilla in die Comuna 13 und die Drogenbarone nutzten das Viertel aufgrund seiner sehr strategischen Position. Anfang der 90er wurde zwar Pablo Escobar getötet, aber die Guerrilla beherrschte das Viertel weiterhin.

Das Militär führte also 21 Militäroperationen durch, wobei die 21. Operation am 16. Oktober 2002 die wohl härteste war. Unter dem Namen „Orion“, die 4 Tage andauerte, sandte das Militär zwei Black Hawk Hubschrauber über das Viertel und feuerte auf die Häuser. Die behelfsmäßigen Hütten der Bewohner konnten die Kugeln natürlich nicht abhalten und viele unschuldige Menschen starben in ihrem Zuhause. Neben den Hubschraubern kam das Militär mit 8 Panzern und 800 Soldaten sowie der Unterstützung einer konservativen Paramilitärgruppe. Während der Operation wurden keine Journalisten und keine Menschenrechtsgruppen im Viertel erlaubt.

33 Menschen starben. 340 wurden illegal von der Paramilitärgruppe festgenommen. Diese wurden dann zwar wieder befreit, im Nachgang war die Paramilitärgruppe jedoch für weitere 3 Jahre aktiv und 310 Menschen sind verschwunden. Männer mit langen Haaren, Tattoos oder Bärten wurden oftmals kurzerhand als Guerrilla Anhänger deklariert. Auf einem Berg in Sichtweite der Comuna 13 befindet sich ein großes Massengrab, das für lange Zeit bis 2013 von der Regierung verleugnet wurde. Danach bekannte jedoch ein Ex-Paramilitär Anhänger, dass einige der Verschwundenen getötet und dort vergraben wurden. Als die Exhumierung stattfand waren allerdings keine Medienvertreter erlaubt…

Mit dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der FARC war die Guerrilla-Zeit dann endgültig vorüber und heutzutage ist das Hauptproblem in dem Viertel, dass zwei kriminelle Banden um die Macht im Viertel kämpfen. Gleichzeitig ist die Comuna 13 eine der Haupttouristenattraktionen. Somit ist ein Besuch völlig ungefährlich, da sie von den Bandenkonflikten nicht betroffen sind und der Tourismus gewollt ist, damit Geld ins Viertel kommt.

Abgesehen von dem Militärschlag hat die Stadt jedoch ganz andere Maßnahmen unternommen, um das Viertel zu entwickeln. So wurden 2012 Rolltreppen mitten in das Viertel gebaut, um den Bewohnern in den oberen Gegenden den Alltag zu erleichtern, um nicht mit Einkäufen etc. unzählige super steile Treppen steigen zu müssen.

Außerdem wurde in Bildung, kostenlose Büchereien, Internetzugang und Computerkurse investiert. Abgesehen davon gibt es einige Community-Zentren, die den Jugendlichen beibringen sich durch Kunst wie Graffiti und Hip-Hop auszudrücken und zu verwirklichen, anstelle sich einer Gang anzuschließen. Somit ist die Comuna 13 heute das wohl bunteste Viertel in der ganzen Stadt.

 

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