Nach 7 Wochen gemeinsamer Reise, mussten Markus und ich uns in Medellín am Flughafen voneinander verabschieden. Und auch wenn es nach USA schon zum zweiten Mal war, heißt das nicht, dass es uns leichter gefallen ist, vor allem nachdem wir 7 Wochen lang 24/7 zusammen waren (bis auf 2 Stunden Friseurbesuch, den er sich beim besten Willen nicht antun musste…). Während Markus über Bogota zurück nach Deutschland flog, hieß es für mich mit dem Bus ab in die Kaffeeregion. Diese hatten wir am Anfang bewusst ausgelassen, weil wir erstmal keine Berge und Täler mehr sehen wollten. Doch nun war ich wieder bereit für Berge, schnappte mir einen Bus nach Salento und los ging das neue Allein-Reisen-Abenteuer. Ca. 7 Stunden später kam ich Abends dann auch schon an und marschierte mit Sack und Pack auf zum Hostel am anderen Ende des Ortes. Salento hat sich gleich super sicher angefühlt, darum hab ich mir auch nichts dabei gedacht, nachts alleine mit all meinem Hab und Gut rumzulaufen. Im Bus hatte ich ein paar Spanier kennengelernt, mit denen ich für den nächsten Tag ausmachte, wandern zu gehen. Wir trafen uns am nächsten Morgen also am zentralen Platz und nahmen einen der klassischen Willy Jeeps, die uns ins sog. Valle de Cocora brachten. Dieses ist bekannt für seine sage und schreibe bis zu 60 Meter hohen Wachspalmen.

Wandern im Valle de Cocora

Ich wanderte also mit den Spaniern los, doch schon nach ein paar hundert Metern war klar, dass mir keine Zeit zum Fotografieren bleiben würde, bei dem Tempo, das sie an den Tag legten. Also hab ich mich kurzerhand zurückfallen lassen und bin allein weitergewandert, bis ich auf Ophir aus Israel gestoßen bin. Wir verstanden uns auf Anhieb super und wanderten zusammen weiter. Wir überquerten zich Flüsse über Baumstämme und Hängebrücken, wanderten durch den Wald, vorbei an Wasserfällen bis zu unserem Mittagsstopp, einem Kolibrihaus auf dem Berg. Dort konnte man ca. 20 Kolibris herumfliegen sehen. Beim Mittagessen trafen wir dann einen Schwung anderer Wanderer und schlossen uns ihnen an. In einer illustren Gruppe aus Israel, Deutschland, Australien und England machten wir uns also auf zu den Wachspalmen, was gar nicht so einfach war, weil dort nämlich nichts, aber auch gar nichts angeschrieben ist. Dank der Maps.me App fanden wir schließlich den richtigen Weg. Es ging hoch hinaus und war ziemlich anstrengend. Zum Glück hatte einer eine Beatbox dabei und mit Musik geht ja bekanntlich alles viel einfacher.  Dann zogen dunkle Wolken auf und wir waren überzeugt, dass es mit dem schönen Wetter vorüber war und wir die Wachspalmen im Regen bestaunen würden. Komischerweise riss der Himmel genau dann auf, als wir den Gipfel erreichten und ins Tal zu den Palmen schauten und für den Rest des Nachmittags hatten wir quietschblauen Himmel und Sonnenschein.

Die Gruppe war toll, es fühlte sich an, als ob wir uns schon ewig kennen würden und wir hatten eine wunderbare Zeit, saßen zusammen auf dem Berg in der Sonne und schauten einfach nur ins Tal zu den riesigen Palmen und konnten unser Glück kaum fassen. Es hat sich super schön angefühlt – wenn auch nur für einen Tag – mit einer Gruppe unterwegs zu sein. Hier ein paar Eindrücke vom wunderschönen Valle del Cocora, einem der schönsten Plätze meiner bisherigen Reise:

Nachdem wir zurück im Tal ankamen, ging’s zurück in einem Jeep und zwar stilecht hinten auf dem Trittbrett stehend. Den Tag ließen wir dann mit einem gemeinsamen Abendessen und ein paar Cocktails ausklingen. Die meisten der Gruppe reisten am nächsten Tag weiter in andere Städte, nur Harry aus Australien blieb in Salento und wir planten die nächsten zwei Tage zusammen eine Kaffeetour zu machen und das Dorf Filandia zu besuchen.

Kaffeetour auf der Farm „El Recuerdo“

Die Mädels aus England hatten uns von ihrem Besuch auf dieser Kaffeefarm vorgeschwärmt. Harry und ich schnappten uns also einen Jeep und fuhren hin. Auf dem Weg kamen wir an einigen Farmen vorbei, die von den Touristen mehr frequentiert sind. Unsere Farm lag ganz am Ende der Straße und wir waren die einzigen Gäste. Dort nahm uns Carlos, der Besitzer dann in Empfang und wir bekamen eine Privattour über die kleine aber feine Kaffeefarm. Er erklärte uns voller Begeisterung und Leidenschaft davon, wie er die Farm vor einigen Jahren kaufte und das Prinzip nachhaltigen Kaffeeanbaus verfolgt. So sind die Felder nicht nur mit Kaffeepflanzen besetzt, sondern zwischendrin wachsen die unterschiedlichsten Bäume, die dafür sorgen, dass Bienen und andere hilfreiche Insekten angelockt werden, die dann wiederum die Kaffeeschädlinge im Zaum halten und er somit keine Pestizide verwenden muss. Er erklärte uns den gesamten Prozess der Kaffeeproduktion, die unterschiedlichen Maschinen und zeigte uns auch noch die Laborwerte, die bestätigten, dass sein Kaffee zu den besten des Landes gehört. Die Tour war super spannend und Carlos brachte mich sogar dazu, eine kleine Tasse Kaffee zu trinken. (Jeder der mich kennt, weiß wie unwahrscheinlich dieses Szenario ist). Besonders interessant fand ich seine persönliche Geschichte – er erzählte uns nämlich, dass er Landwirtschaft studiert hat und dann über viele Jahre in monokulturellen Bananen- und Kaffeeplantagen gearbeitet hat. Nach seinem Master in nachhaltiger Landwirtschaft konnte er seinen Job dann einfach nicht mehr ausüben, weil es gegen all seine Prinzipien ging. Dann fasste er den Entschluss, einen Kredit aufzunehmen und diese kleine Kaffeefarm zu kaufen. Während sämtliche Freunde und Kollegen ihn für verrückt erklärten, weil damals in Kolumbien das Thema nachhaltiger organischer Anbau von Kaffee eher als esoterisch und ein bisschen verrückt eingeordnet wurde, sind sie heute – 19 Jahre später – stolz auf ihn und kommen auf seine Farm, um Seminare in nachhaltigem Kaffeeanbau zu besuchen. Carlos begann erst vor einem Jahr damit, die Tore seiner Farm für Touristen zu öffnen und ich war sehr froh, dass ich meine – in Kolumbien fast schon obligatorische – Kaffeetour bei Carlos‘ „El Recuerdo“ machen konnte.

Den Tag ließen wir dann ganz gemütlich mit einem Feierabendbier beim Sonnenuntergang auf dem Hausberg Salentos ausklingen. Das würde ich auch als Must-Do in Salento auf die Aktivitätenliste setzen. 🙂

 

Filandia

Am nächsten Tag hatten wir uns Filandia vorgenommen. Ich hatte gehört, dass es dort super schön sein soll, also wollten wir es auskundschaften. Im Jeep lernten wir ein Pärchen aus Australien kennen, die ich lustigerweise später in Instagram wiedergefunden habe und wir dann online feststellten, dass wir uns aus dem Jeep kennen. Im Prinzip würde ich sagen, dass Filandia eine untouristischere Variante von Salento ist. Mit dem Unterschied, dass Filandia für seine Korbflechter bekannt ist. Eines der Highlights des Dorfes ist der Aussichtsturm, von dem man einen wahnsinnigen Ausblick auf die ganze Region hat. Als wir dort ankamen war er allerdings für Wartungsarbeiten geschlossen. Ich hatte an dem Tag aber die Drohne dabei und hab sie am Aussichtsturm in die Luft geschickt, so dass wir trotzdem einen Eindruck vom Ausblick bekamen:

Eigentlich war mein Plan morgens nach Filandia und nachmittags nach Pereira zu den Thermalbädern zu fahren, doch schnell stellte sich heraus, dass das doch sehr unrealistisch ist und somit ließen wir es in Filandia ruhig angehen und die Thermalbäder muss ich mir für ein andernmal aufheben.

 

Salento im Sonnenaufgang

Am nächsten Morgen hieß es für mich: Auf nach Bogota, um meinen Flug in den Amazonas zu nehmen, doch nicht ohne vorher noch einmal richtig früh aufzustehen und die Stadt bei Sonnenaufgang zu fotografieren.

 

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