Nach dem Atitlan See war der Plan, den Acatenango zu besteigen. Wir saßen also am Vorabend in Antigua, ich war immer noch krank und der Wetterbericht meldete zwei Tage Dauerregen. Nach einer kurzen Krisensitzung beschlossen wir, den Aufstieg abzusagen bzw. zu verschieben und einen Alternativplan zu schmieden. Unser erstes neues Ziel sollte Rio Dulce werden.

Die Zeit mit Chris, der gerade erst seine zweijährige Weltreise gestartet hatte, gab mir irgendwie das Gefühl, dass meine Reise schon so gut wie vorbei war – ich hatte ja „nur noch“ zwei Monate… Und da mein Weiterflug nach Mexiko schon gebucht war, musste ich meine letzten Tage in Guatemala gut planen. Für mich ging also zwei Monate vor Schluss gefühlt schon der Endspurt los.

Ich telefonierte morgens also mit zich Shuttle- und Busfirmen, um kurzentschlossen noch nach Rio Dulce zu kommen, obwohl unser Hostel-Rezeptionist uns prophezeite, dass es aussichtslos sei. Doch ich hatte Glück und erreichte eine Busfirma deren Bus in 15 Minuten losfahren würde und noch Platz für uns hatte – wir müssten nur in 15 Minuten mit Sack und Pack abfahrtbereit beim Büro sein. Also schnell Rucksack packen, ein Tuktuk schnappen und ab zum Bus.

Rio Dulce wir kommen!

Nach läppischen 9 Stunden Busfahrt kamen wir im Dunkeln in Rio Dulce an. Unser Hostel lag direkt am Fluss und konnte nur mit dem Boot erreicht werden. Wir liefen also Richtung Wasser zu ein paar Leuten und sie waren so lieb, unseren Hostel Besitzer anzurufen und ihm zu erklären, wo wir gerade waren, damit er uns mit dem Boot holen konnte. Als wir zum Bootssteg liefen, um auf ihn zu warten, war ich total überrascht: in Rio Dulce wimmelte es nur so von Segelbooten. Obwohl es schon dunkel war, war es noch super warm und ich fühlte mich in meine Zeit in der Karibik zurückversetzt.

Garry holte uns mit seinem kleinen Boot ab. Er war etwas nervös, weil es zu gewittern und zu blitzen anfing und er letztes Mal, als er im Gewitter mit dem Boot rausfuhr fast vom Blitz getroffen wurde. Ich freute mich einfach, wieder einmal auf einem Boot unterwegs zu sein und das Gewitter war eh noch zu weit weg. Wir kamen also gut im Hostel mit dem illustren Namen „Kangaroo y las Mexicanas“ an. So wild der Name für ein Hostel mitten in Guatemala auch klingt, wird relativ schnell klar, wie er zustande kommt: Garry ist Australier und seine Frau Mexikanerin. Darum ist im Hostel auch ein mexikanisches Restaurant. Das Hostel liegt direkt an einem Seitenarm des Rio Dulce, mit kleinen Hütten, die mit Brücken miteinander verbunden sind und einer Terrasse zum Wasser hin. Traumhaft schön!

Das Hostel selbst wurde nur noch von Garry getoppt, der uns wunderbare Tipps für unseren Aufenthalt gab. Die nächsten 3 Tage verplanten wir also mit Ausflügen und Aktivitäten.

Heiße Dusche in kaltem Wasser…

Am nächsten Tag brachen Chris und ich zusammen mit zwei Pärchen auf zur Finca Paraíso. Wir fuhren früh mit dem Boot Richtung Rio Dulce und von dort aus weiter mit dem öffentlichen Minibus. Naja, eigentlich standen wir erst eine knappe Stunde in der prallen Sonne, bis der Bus voll genug war, dass er überhaupt losfuhr. Auf der Strecke füllte er sich dann immer mehr, so dass an einem bestimmten Punkt Leute im Bus, außen am Bus hängend und auf dem Dach des Busses mitfuhren. Der Busfahrer gab uns Bescheid, als wir die Finca Paraíso erreichten.

Dort wanderten wir dann durch den Dschungel, bis wir einen Mann trafen, der uns voller Begeisterung mitteilte, dass wir die ersten seien und dass er auf unsere Sachen aufpassen kann. Gut, da könnte man sich jetzt auch denken: Da kann ja jeder kommen, Dir erzählen, dass Du gern alle Deine Wertsachen hier auf die Bank legen und schwimmen gehen kannst. Aber er wirkte schon sehr vertrauenswürdig. Also legten wir Kameras, Drohne, Handy und Geld beruhigt im Wald ab und gingen schwimmen.

Der Platz ist wirklich wunderschön: Mitten durch den Dschungel schlängelt sich ein Fluss – soweit noch recht unspektakulär. Wäre da nicht ein Wasserfall, der von der Seite auf den Fluss trifft. Noch immer nichts außergewöhnliches. Aber jetzt kommt das Highlight: der zweite Fluss enthält Thermalwasser und über den Wasserfall stürzt heißes Wasser herab und trifft auf den kalten Fluss. Wenn man also an den Fuß des Wasserfalls schwimmt, steht man hüfthoch in kaltem Wasser, während von oben eine heiße Dusche kommt: der Wahnsinn!!! Seit langem war das die Dusche mit dem heißesten Wasser und dem besten Wasserdruck. Da kann keines der Hostels mithalten 😉

Wir kletterten am Rand des Wasserfalls die Felsen nach oben und setzten uns in die natürlichen Whirlpools. Unser Aufpasser kam auch nach oben geklettert und versorgte uns mit einem Lehmball, für eine Spa-Anwendung. So saßen wir also wie Lehmmännchen im Whirlpool und zogen unser Beautyprogramm durch. Nach aller Entspannung musste ich mich dann etwas aufraffen, um vom Wasserfall zu springen. Hab’s aber durchgezogen 🙂

Danach schnappten wir unsere sieben Sachen, die natürlich noch da waren, gaben unserem Aufpasser ein Trinkgeld und warteten an der Straße auf den nächsten Minibus.

Unser zweites Ziel war El Boquetón, eine Schlucht, in der einen ein Ruderboot an eine Stelle bringt, von der man normalerweise in eine Höhle klettern kann, in der früher Opfer erbracht wurden. Leider war der Wasserpegel so hoch, und das Wasser an der Stelle so reißend, dass wir unmöglich auf die andere Flussseite kamen, um die Felsen hochzuklettern. Auch wenn wir nicht in die Höhle kamen, hatten wir einen Wahnsinnsspaß, über die Felsbrocken zu klettern und auch die Kanufahrt mit den steilen Felswänden links und rechts war mehr als nur beeindruckend. Nach diesen tollen Erlebnissen fuhren wir mit dem nächsten Bus durch die malerische Landschaft zurück nach Rio Dulce und diesmal hatte ich sogar den VIP Platz neben dem Busfahrer mit bester Aussicht.

 

Im Regen nach Livingston – Mein Wiedersehen mit dem karibischen Meer

Für den nächsten Tag hatten wir einen Bootsausflug nach Livingston auf dem Programm. Blöderweise war das Wetter alles andere schön. Und meine Regenjacke erfüllte ihren Zweck ja leider nicht mehr. Also musste mal wieder mein Müllsack herhalten. Während die anderen mit schicken Regenponchos im Boot saßen stülpte ich mir meinen Müllsack über den Kopf und schaute durch ein Guckloch nach draußen. Nach einer halben Stunde ließ der Regen aber nach und bester Sonnenschein begleitete unsere Fahrt.

 

Das Boot fuhr vorbei an Felsensteilwänden und schlängelte sich in Richtung karibisches Meer. Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass es bei Livingston die sogenannten „Sieben Altare“ geben soll. Das ist ein Fluss, der sich über sieben Terrassen seinen Weg ins Tal bahnt. Ich habe also mit dem Bootsführer verhandelt und schließlich einen guten Deal rausgehandelt, so dass er uns noch zu den Sieben Altaren fuhr.

Während die anderen Touristen in Livingston ausstiegen, bogen wir vom Fluss ins Meer ab und fuhren an der Küste entlang in Richtung Sieben Altare. Hier liefen wir durch den Dschungel und durch den Fluss entlang der Wasserterrassen. Leider waren wir am Sonntag dort und es scheint das Naherholungsgebiet der Wahl für die Anwohner zu sein.

Doch auch gut besucht waren die Sieben Altare ein tolles Erlebnis. Wir kletterten am Schluss noch die Felswand des obersten Wasserfalls hoch und hatten somit einen Wasserpool ganz für uns allein zum Schwimmen. Danach ging’s mit dem Boot zurück nach Livingston, wo wir noch genug Zeit hatten, um die Stadt zu erkunden. Die eigentliche Attraktion Livingstons sind keine besonderen Gebäude oder Plätze, sondern eher die Tatsache, dass die Stadt so gar nicht wie Guatemala wirkt, sondern wie eine karibische Stadt auf irgendeiner karibischen Insel.

Nach einer malerischen und sehr sonnigen Rückfahrt zu unserem Hostel ging unser zweiter Tag in Rio Dulce zu Ende.

 

Mit dem Kayak zur Burg und Rope Swinging vom Feinsten

An unserem letzten Tag in Rio Dulce schnappten wir uns ein Kayak und paddelten zum Fort, das vor ein paar hundert Jahren gebaut wurde, um Piraten abzuwehren. Laut der Beschreibung war das weniger erfolgreich, weil es ein paar Mal eingenommen und niedergebrannt wurde. Das heutige Fort ist daher nur ein Nachbau des Originalen. Trotzdem war es super spannend durch die verwinkelten labyrinth-ähnlichen Gänge zu streifen. Ich bereute es etwas, meine Drohne nicht dabei zu haben, weil es ein ziemlich epischer Platz für einen Drohnenflug war… Aber egal!

Neben dem Fort war die Fahrt dorthin ein Highlight für sich: mit dem Kayak durch die Flussarme zu paddeln, vorbei an den Nobelyachten und Segelbooten war ziemlich beeindruckend. Überhaupt hat mich an Rio Dulce am Meisten fasziniert, dass es scheinbar ein Hideaway für Super Reiche war. So paddelten wir an riesigen Häusern mit fast so großen Yachtgaragen vorbei. Wer hätte gedacht, dass es sowas in Guatemala gibt?!

Zurück im Hostel widmeten wir uns dem Schwungseil auf der Terrasse. Bisher war es dauerhaft durch ein paar Kinder besetzt, aber jetzt hatten wir freie Bahn und nahmen die Ropeswing in Beschlag. Wir schwangen und sprangen was das Zeug hielt. Badeten im karibisch warmen Wasser des Rio Dulce und genossen die letzte Stunde, bis wir mit dem Boot zu unserem Shuttle gebracht wurden, das uns zum nächsten Highlight Guatemalas bringen sollte: das abgelegene Semuc Champey. Dazu aber mehr im nächsten Blogbeitrag.

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