Hi there,
ich sitze gerade an einem Bootssteg im Norden von Union Island, einer Grenadinen Insel. Seit ca. einer Woche bin ich jetzt schon auf St. Vincent und den Grenadinen. Mein Aufenthalt hier hat ziemlich spannend begonnen. Ich bin mit dem Flieger von St. Lucia gekommen und hatte kein Weiterreiseticket vorzuweisen. Da stand ich dann also beim Immigrationsschalter und wurde ausgefragt. Als ich dem Mann sagte, dass ich kein Ticket habe, aber mit der Fähre weiter nach Grenada reisen will, hat er mich erstmal aufgeklärt, dass es keine Fähre gibt. Dann hat er seinen Vorgesetzten geholt. Zu zweit wurde ich dann befragt, in welchem Hotel ich bin und ob ich einen Ansprechpartner habe. Ich hatte ja für die ersten 3 Nächte ein Hotel gebucht, aber als dann klar wurde, dass ich in dem Hotel nicht bleiben würde und noch nicht weiß, wo ich dann innerhalb des Landes hinreisen würde und wo ich schlafen würde ist das Misstrauen langsam in Besorgnis übergegangen. Ich hab ihnen dann erklärt, dass ich halt erstmal ankommen will und mir dann Tipps von den Einheimischen hole und dann nach und nach was buche und ich außerdem ein Flugticket von Trinidad nach Quito in Ecuador habe, haben sie mir geglaubt, dass ich wohl nicht illegal im Land bleiben würde und mir gesagt, dass ich gut auf mich aufpassen soll und haben mir letztendlich meinen Einreisestempel gegeben.
Dann bin ich losmarschiert, alle Taxiangebote hab ich abgelehnt, weil ich auf der Karte gesehen hab, dass der Flughafen direkt an der Hauptstraße liegt, die nach Kingstown führt, wo ich mitten im Stadtzentrum mein Hotel gebucht hatte. Ist aber gar nicht so leicht, hier ein Taxi abzuschütteln. Auf dem Weg zur Hauptstraße haben noch 3 Taxifahrer angehalten und wollten mich unbedingt mitnehmen auch zur Hälfte des Preises. Ich hab jeweils dankend abgelehnt und der vierte konnte es dann nicht mit anschauen, wie ich mit meinen zwei Rucksäcken den Berg hochgewandert bin und hat gesagt, er bringt mich jetzt zur Bushaltestelle und ich muss nix bezahlen. So gesehen hatte ich also einen tollen Start in St. Vincent. Dann bin ich mit dem Bus für ein Zwanzigstel des Taxipreises in die Stadt gefahren.
Mein Hotel war OK, es ist halt eher ein Business Hotel, aber über einen Kontakt in Dominica habe ich ein sehr gutes Angebot bekommen. Insgesamt muss man aber sagen, dass St. Vincent schon verhältnismäßig teuer ist. Den Tag hab ich dann noch ganz ruhig ausklingen lassen und bin nur ein bisschen durch die Straßen von Kingstown gelaufen, was ein recht geschäftiges Städtchen ist mit allerhand Marktständen, Fischern, Bootsbetrieb, jeder Menge kleiner Läden und eine ganze Reihe von Kirchen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass Kingstown mittig im Süden der Insel liegt und zwei große Straßen einmal nach Nordwesten und einmal nach Nordosten fahren. Das ist dann der Leeward Highway und der Windward Highway, also die Straße zur Wind-abgewandten Seite der Insel und die Straße zur Wind-zugewandten Seite (spätestens seit es Kreuzworträtsel gibt, kann man mit den Begriffen ja was anfangen…). Am nächsten Tag habe ich mich aufgemacht zur Leeward-Seite und bin mit dem Bus Richtung Nordwesten gefahren. Damals wusste ich noch nicht, dass ein Busfahrer, der was auf sich hält, die Musik mit nachgerüsteten Panasonic-Boxen (mind. 6 Stück im Minibus verteilt) auf Maximum aufdreht. Jetzt ist die Straße auch nicht wirklich gerade. So schlängelt man sich also über knapp zwei Stunden mit Ohrenbetäubender (leider nicht guter) Musik die Serpentinen entlang. Selten in meinem Leben hab ich mir so sehr Oropax herbeigewünscht. Irgendwann kam ich dann schließlich an und der Busfahrer hat mir noch erklärt, welchen Weg ich gehen muss, um zu den Wasserfällen zu kommen. Dort hab ich mich erstmal hingestellt und der Stille und den Tiergeräuschen gelauscht. Ich bin echt nicht anfällig für Kopfweh, aber die Fahrt hat mich fertig gemacht.
Die Darkview Falls waren die Reise aber wirklich wert. Zunächst sieht man nur einen Wasserfall, wenn man aber den Berg hochgeht, findet man noch weitere, die zu dem unteren führen. Sehr cooler Platz. Nach einer gewissen Zeit ist eine Reisegruppe aus Trinidad zum Wasserfall gekommen. Ich hab den Reiseführer gefragt, ob sie auch Touren zum Soufriere Vulkan anbieten. Er hat meine Nummer aufgeschrieben und gesagt, er hätte am nächsten Tag eine Tour und kann mich mit reinnehmen. Als er dann mitbekommen hat, dass ich mit dem Bus zum Wasserfall gefahren bin und auch wieder alleine zurückfahre, hat er das nicht so richtig gepackt. Dann hat er gesagt, dass ich mit ihnen zurückfahren soll und hat mir dann Geld gegeben, damit ich auch ja genug für den Bus hab, als ich gesagt hab, dass es schon passt und ich immer Bus fahre. – Eine sehr interessante Begegnung auf jeden Fall. Mein Bus ist auf dem Rückweg dann kaputtgegangen und ich wurde in einen anderen umgesetzt. – Läuft 🙂
Am nächsten Tag wollte ich dann auf den Vulkan steigen. Leider hab ich nur super teure Angebote bekommen und der Reiseführer vom Wasserfall hat sich nicht mehr gemeldet. Also bin ich auf eigene Faust losgefahren. Ich dachte mir, wenn ich erstmal am Fuße des Vulkans stehe, wird da schon ein Guide sein. Also auf in den Bus (bin erstmal quer durch die Stadt zur Windward Bushaltestelle, um eine Stunde später mit dem Bus an meinem Hotel vorbeizufahren… hinterher ist man immer schlauer). Es ging bis nach Georgetown, denn im meinem Reiseführer war es als Ausgangspunkt für Vulkanwanderungen erwähnt. Der Busfahrer hat mir beim Aussteigen dann noch einen Taxifahrer organisiert. Dem hab ich mein Problem bzw. meinen Plan geschildert. Er war gelinde gesagt geschockt von meiner Art zu reisen und hat gemeint, dass ich da ja wohl nicht alleine hoch kann. Ich hab ihm dann erklärt, dass das nicht meine Absicht sei und ich ja schließlich einen Guide suche. Er ist dann quer durchs Dorf gefahren mit mir und hat rumgefragt. Schließlich hat er zwei Jungs um die 17 Jahre ausfindig gemacht, die mich begleiten sollten. Reiseführer waren das halt nicht. Eher Bodyguards, damit ich auch nicht verloren gehe auf dem Berg. Also bin ich mit den beiden auf den Berg hochgerannt (ja gerannt, weil die beiden 17jährige Fußballer sind – ich nicht… aber ich hab mich nicht lumpen lassen). Auf dem Berg war es dann so wie in Guadeloupe: Sicht gleich Null. Aber irgendwann werde ich schon noch einen Vulkan zu sehen bekommen. Ich gebe nicht auf. Nach einem ausgiebigen Blick in den Nebel ging es dann wieder nach unten und mit dem Taxi zurück nach Georgetown.
Ich hatte an dem Tag noch Großes vor und zwar ganz nach oben in den Norden zu fahren, zum Owia Salt Pond, das ist quasi ein natürlicher Swimmingpool, der durch Felsen geschützt ist und die Wellen gegen die Felsen klatschen, aber im Pool ganz ruhiges Wasser herrscht. Einziges Problem an der Sache: Auch wenn ich super früh gestartet bin, neigte sich der Tag langsam dem Ende zu und von Georgetown gab es keine direkte Busverbindung nach Owia. Ich bin also in New Sandy Bay Village ausgestiegen und hab über eine Stunde auf den Bus nach Owia gewartet. Doch keine Chance. Dann hab ich einen Privatmann angesprochen, ob er als Taxi fahren würde. Ich konnte dann noch 3 Frauen von der Bushaltestelle gewinnen, mitzufahren und hab ihr Busgeld bekommen und hab dann das Taxi bezahlt. So hatte ich noch die Möglichkeit, kurz in den Saltpond zu springen und der Fahrer hat mir zudem noch einiges über den Norden St Vincents berichtet. Am Abend ging es dann zurück nach Kingstown und diesmal wusste ich, dass mich der Bus vor meiner Tür rauslassen kann.
Für den nächsten Tag stand auch schon meine Weiterreise nach Bequia an, morgens bin ich dann noch zum Botanischen Garten spaziert und habe dort eine tolle Führung von Ian bekommen, der mir im Übrigen auch gesagt hat, dass er Vulkantouren macht. – Wäre ich mal an meinem ersten Tag zum Botanischen Garten… Aber egal. Danach ging’s dann noch sportlich hoch zum Fort. Zieht sich ganz schön der Weg den Berg hoch in der prallen Mittagssonne. Zum Glück konnte ich ein Stück auf einem Pickup mitfahren. Das Fort belohnt einem die Mühe mit einem Wahnsinnsausblick auf die Bucht von Kingstown und hat außerdem eine kleine Galerie mit Gemälden über historische Ereignisse, den Sklavenhandel, Aufstände und Krieg und somit einen interessanten Einblick in die bewegte Geschichte von St. Vincent.
Dann hieß es für mich die Rucksäcke schnappen und auf in den Süden auf die erste Grenadineninsel Bequia.
Im Nachhinein hätte ich in St Vincent nur eine Nacht in Kingstown und weitere Tage an der Westküste verbringen sollen, denn von dort aus kann man viele tolle Wanderungen machen und auch tauchen gehen. Das kann ich nur allen als Learning mitgeben.
Sehr interessant Steffi Maus – Glg aus Mallorca- love you lots 😘